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Engelgeschichten

Alfred Landmesser




 
Wenn die Zeit kommt


Der Flieger startete früh am Morgen, und meine Freunde Gregor und Sven hatten mit mir vereinbart, dass sie mich auf dem Weg zum Flugplatz abholen sollten. Zur abgesprochenen Zeit waren sie jedoch nicht da. Dann kam ihr Anruf: „Das Auto will nicht, aber wir schaffen das noch, warte ein paar Minuten.“ Aber es dauerte und dauerte.

Schließlich erklärte sich mein Großvater bereit, mich zu fahren. Er fährt langsam, aber fährt. Kaum unterwegs kam der zweite Anruf: „Es läuft! Wir sind gleich da! Wir beeilen uns!“

„Bin bereits mit meinem Opa unterwegs“, antwortete ich.

„Wir werden sehen, wer zuerst da ist!“, hörte ich meine Freunde und sie lachten.

Auf halbem Weg zum Flughafen überholten sie uns.  Sie fuhren  sehr schnell. Sven hatte die Scheibe unten und winkte triumphierend. Ich erkannte es, obwohl es noch dunkel war.

Wir waren weitere zwanzig Minuten gefahren, als der Verkehr stockte. Es dauerte und ich wurde ungeduldig. Die Zeit drängte.

Schließlich stieg ich aus und ging die stehenden Autos entlang, um zu sehen, was geschehen war. Blaulicht, Polizei und Krankenwagen. Ich ging näher heran. Ein Auto war gegen eine Mauer gerast.

Es war Gregors alter Audi. Und da lagen zwei Tote. Gregor und Sven.

Ich rannte zurück, und als ich im Auto war, weinte und schrie ich.

Mein Großvater nahm mich in den Arm. „Gregor und Sven sind tot“, schluchzte ich. „Ich wäre auch tot, wenn sie mich mitgenommen hätten!“

„Dann danke deinem Schutzengel. Er hat es verhindert. Er hat es verhindert, weil er es sollte.“

Ich starrte ihn an: „Und wo waren die Schutzengel meiner Freunde?! Warum haben sie nicht verhindert, dass die beiden ums Leben kamen?!“

„Weil sie es nicht verhindern sollten“, antwortete er ganz ruhig, „Einmal in jedes Menschen Leben hat der Schutzengel den Auftrag, das Sterben nicht zu verhindern. Bei jedem, dann wenn es vorbestimmt ist.“

Mein Großvater war ein frommer und weiser Mann. Sein Schutzengel hat vor fast zwei Jahren diesen, von ihm erwähnten Auftrag erhalten. „Mein Engel ist nicht mehr da“, flüsterte er, kurz bevor er starb.


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Entnommen aus dem Buch: „Ein Engel für dich“,
©Alfred Landmesser, ED: 2007
Die Veröffentlichung dieser schönen Geschichte hier
bei mir  kam zustande durch die  freundliche
Genehmigung  des Autoren und Rechteinhabers von
"Ein Engel für dich"  Alfred Landmesser. Herzlichen
Dank dafür!

Das Buch "Ein Engel soll dich begleiten" , ED: 2007,
wird als Doppelband herausgegeben, in dem
"Ein Engel für dich" eingebunden wurde und
preislich günstiger als der Einzelband
"Ein Engel für dich" zu beziehen  ist.

Zu beziehen sind die Bücher von Alfred Landmesser
überAmazon und dort
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(Ein Engel für Dich)

Logo 145: "Stilleben, Weiße Pfingstrosen", Edouard Manet, 1864, gemeinfrei
zeno-org.



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