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Literatur


04.2


Biografie

Friederike Kempner





Friederike Kempner war eine deutsche Dichterin.



Geboren am 25. Juni 1828 in Opatow bei Posen,
gestorben am 23. Februar 1904 in Droschkau

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Friederike Kemper wird als zweites Kind des jüdischen Gutspächters Joachim Kempner und seiner Ehefrau Marie, geb. Aschkenazsy, am 25. Juni 1828 in Opatow geboren. Ihr dreizehn Jahre älterer Bruder David wird später Gutsbesitzer und Stadtverordneter in Breslau und tritt ebenfalls als Schriftsteller auf.

Friederike Kempner lebt zusammen mit ihren Eltern auf dem Gut Droschkau bei Reichthal / Schlesien, und erhält die Bildung einer "höheren Tochter" durch Mutter und Hauslehrer.
Ihrer gesellschaftlichen Stellung entsprechend widmet sie sich vorwiegend ihrer musischen Neigung, der Poesie, was anfänglich seitens ihrer Eltern ermutigt wurde.

Schon als junges Mädchen entwickelt sie Interesse für soziale und medizinische Fragen und engagiert sich in der Armenfürsorge (1850) August Boeckh, der Begründer der historischen Altertumsforschung und der Breslauer Professor der Botanik Christian Gottfried Nees von Esenbeck, mit dem Friedericke eine Brieffreundschaft verbindet, lobt ihren beginnenden Kampf gegen den Scheintod und unterstützt ihre ersten Gedichte.

Nach Veröffentlichung ihrer Gedichte (was allgemeines Gelächter in der Lesewelt hervorruft),  setzt die Familie alles daran, weiteren Schaden abzuwenden, indem sie versucht, so manche Auflage „Gesammelte Gedichte“  komplett aufzukaufen.

Friederike Kempner wird allseits angefeindet. „Wie so mancher Beherrscher von Russland, sah ich mich fast täglich von anonymen Briefen heimgesucht …“

Trotz aller Anfeindungen "niedrigster und widrigster Art" lässt sie sich nicht beirren.
Mit Inbrunst wendet sie sich gegen Dornen und Würmer, gegen schlechte Ärzte und Reime, gegen Scheintod, Vivisektion und vor allem gegen Schlangen, Katzen und böse Buben.
Mit gleicher Leidenschaft jedoch ergreift sie Partei für Nachtigallen und Rosen, für Siegespalmen und gelbes Schilf, für lyrisches Geklinge und Gedichte ohne "R".
Ungezählte Denkschriften schleudert sie in die Paläste der Obrigkeit - so auch die "Denkschrift über die Notwendigkeit einer gesetzlichen Einführung von Leichenhäusern" 1854,  (6. Auflage 1867) was sogar zum Erfolg führt! Die leopoldinisch-karolinische Akademie der Naturforscher ernennt sie für diese Schrift zum Mitglied, was Friederike Kempner wegen ihrer Jugend jedoch ablehnt.

Die dem Problem des Scheintodes gewidmete Streitschrift trägt dazu bei, dass 1871 in Preußen eine Frist von fünf bis sieben Tagen vor der Bestattung eingeführt wird.

Ihre Familie lässt bereits 1853 in Droschkau ein Leichenhaus errichten.

1859 beginnt eine erfolglose Korrespondenz mit der Cottaschen Verlagsbuchhandlung in Stuttgart wegen Der Veröffentlichung ihrer Gedichte.

1860 folgt die Tragödie „Berenize“

1861 „Novellen“

1864 übersiedelt Friederike Kempner auf ihr eigenes Gut Friederikenhof bei Reichthal im Kreis Namslau (Schlesien).

1864 „Rudolf II. oder der Majestätsbrief“ ein Trauerspie – Uraufführung 1873 in Berlin.

1868 folgte die Novelle „Nettelbeck oder Patriot und Kosmopolit“.
Nach dem Tod des Vaters ist die Familie gezwungen, Gut Droschkau zu verkaufen.
Tod der Mutter von Friederike Kempner am 9. Juli.
Im folgenden Jahr veröffentlicht Friedericke die „Poesies“ der Mutter heraus.
In der Streitschrift „Gegen die Einzelhaft oder das Zellengefängnis“ 1869 tritt sie für die Abschaffung der Einzelhaft und vorbeugende Verbrechensbekämpfung ein. Sie trägt dazu bei, dass die Einzelhaft zumindest für lebenslang Verurteilte abgeschafft wird.

1870 entsteht „Hermann Wilhelm Boedeker. Ein Vorbild für viele, welche könnten, wenn sie wollten (Essay).
Nach der Schlacht bei Sedan propagiert sie erfolglos einen Frieden mit der französischen Republik.

1873 erscheint ihre erste Sammlung „Gedichte“. Sie bleibt unbeachtet, bis 1880 eine satirisch-positive Rezension von Paul Lindau in der Wochenzeitschrift „Die Gegenwart“ erscheint.
In den nun folgenden zweieinhalb Jahrzehnten erreichen die „Gedichte“ acht, jeweils vermehrte Auflagen und tragen ihr den ironisch gemeinten Namen der „schlesischen Nachtigall“ ein.
1880 „Antigonos (Trauerspiel)

1885  „Das Büchlein vom Menschenrecht“ Streischrift mit der Forderung nach Abschaffung der Todesstrafe,

1886 „Jahe!“ (Drama),

1888 „Der faule Fleck im Staate Dänemark“ (Lustspiel),

1883 „Miss Maria Brown (Novelle).
5. März 1893 nach dem großen Stimmengewinn der Antisemiten-Partei bei den Reichtagswahlen veröffentlichte Friederike Kempner  im Inseratenteil der „Breslauer Zeitung“ ihr Gedicht „Antisemitismus“.

1895 stirbt der Bruder David in Breslau.

1898 Novelle „In der goldenen Gans“,

1899 in ihrem letzten Buch „Ein Wort in harter Zeit“ tritt sie für den Toleranzgedanken ein und argumentiert gegen den Antisemitismus.
In den letzten Lebensjahren führt ein starkes Augenleiden fast zur Erblindung und
zwingt sie zu einem stark zurück gezogenem Leben.

Friederike Kempner stirbt am 23. Februar 1904 auf ihrem Gut "Friederikenhof" an einem Gehirnschlag.
Testamentarisch hatte sie verfügt, in dem damals einzigen Krematorium Deutschlands, das sich in Gotha befand, eingeäschert zu werden. Eine Woche nach ihrem Tod wurde ihrem Wunsch entsprochen.
Ihre Urne wurde in Breslau auf dem jüdischen Friedhof in der Lohestrasse beigesetzt.





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Textgrundlage: Biografie "Friederike Kempner"
zeno.org
Lizenz: Zenodot

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