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04.2
Biografie
Friedrich
Raßmann
Friedrich
Raßmann
geboren:
03. Mai 1772 zu Wernigerode
gestorben:
09. April
1831, Muenster
__________________________________________
Raßmann, Christian
Friedrich R., gewöhnlich nur Friedrich R. genannt, war der
Sohn des
gräflich stolbergischen Bibliothekars Heinrich
Ernst R. und
wurde am 3. Mai 1772
zu Wernigerode geboren.
Nachdem
er kurze Zeit das dortige Lyceum besucht
hatte, folgte er seinem Vater 1783 bei dessen Berufung nach Halberstadt
und
erhielt seine weitere Schulbildung in der Martinischule daselbst, deren
Rector
der Vater war.
Nachdem
er 1791–1794 zu Halle Theologie studirt und
sein Examen als Predigtamtscandidat bestanden hatte, trat er als
freiwilliger
Lehrer an jener Martinischule ein und wurde dann als Collaborator an
derselben
Anstalt angestellt.
Schon
in früher Kindheit war in ihm die von seinem
Vater geerbte Neigung zur Poesie erwacht und schon seit seinem 18.
Jahre wurden
einzelne seiner Dichtungen gedruckt.
Bald
aber that er einen Schritt, dessen Beweggründe
wir nicht kennen und der für sein ganzes Leben verhängnißvoll gewesen
ist; er
gab seine Lehrstelle im J. 1800 auf und ist seitdem, nur von seiner
Schriftstellerei lebend, im Privatstande geblieben. Zunächst schloß er
sich an
die beiden in Halberstadt lebenden Dichter, Gleim und Klamer
Schmidt an,
doch haben beide wohlwollende Männer nicht vermocht, ihm einen
ergiebigeren
Lebensweg zu verschaffen, ebenso wenig sein würdiger Vater.
In
den Jahren 1803 und 1804 führte er die Redaction
zweier von einem Halberstädter Juden gegründeten Zeitschriften und
beschäftigte
sich daneben als Corrector.
Gegen
Ende des Jahres 1804 ging er auf Veranlassung
des als Redacteur der Zeitung für die elegante Welt bekannten Hofraths Spazier nach
Münster und übernahm dort die Redaction der Zeitschrift Merkur.
Da im
J. 1806 auch diese einging, ernährte er sich
vorübergehend durch Privatunterricht, dann aber war er bis an sein Ende
lediglich aufs Schriftstellern angewiesen. Da es hiemit niemals recht
glücken
wollte und er außerdem noch eine Familie zu ernähren hatte, so war er
fortwährend höchst empfindlichem Mangel, zuweilen der bittersten Noth
überliefert.
In
einem ärmlichen Zimmer, das er zuweilen lange Zeit
hindurch, einmal fünf Monate lang, nicht verließ, lebte er mit den
Seinigen
zusammen, rastlos und fast übermenschlich arbeitend und mitunter sogar
heitern
Sinn sich bewahrend.
Nur
im J. 1812 wurde er nach dem Tode seines Vaters
durch die kleine Erbschaft auf kurze Zeit seinen Sorgen entrückt.
Im J.
1825 trat er aus unbekanntem Anlasse zur
katholischen Kirche über, in einer Zeit, in welcher überhaupt diese
Uebertritte
sich häuften; er hat über diesen Schritt stets Stillschweigen
beobachtet.
Im J.
1812 begann er zu kränkeln, von 1823 ab
körperlich und geistig schwer zu leiden; Wassersucht und wechselndes
Irresein
verzehrten sein Leben.
Noch
1830 arbeitete er fast sterbend an einem in die
Literatur der Musik einschlagenden lexikalischen Werkchen, das nach
seinem Tode
erschien;
am 9. April 1831 endeten seine Leiden.
Als
Schriftsteller ist er außerordentlich vielseitig
und fruchtbar gewesen. Seine Dichtungen haben zwar Mangel an
Phantasie und
poetischer Kraft, doch zeigen sie eine reine Form, große Gewandtheit,
namentlich im Nachbilden romanischer Formen, und eine gewisse Anmuth.
Sie gehören
fast ausschließlich dem lyrischen Gebiete an; wir nennen hier folgende
Schriften:
„Kalliope,
Sammlung lyrischer und epigrammatischer
Gedichte“, Münster 1806; „Maja, Sammlung vermischter Schriften“,
Osnabrück
1811;
„Sommerfrüchte“,
Münster 1811;
„Auserlesene
poetische Schriften“, Heidelberg 1816:
„Poetisches
Lustwäldchen,“ Köln 1820; „Poetische Schriften“, Leipzig 1821;
„Astern“,
Altenburg 1824.
Eine zweite Seite seines Wirkens war
die
bibliographisch-litterarhistorische, womit er sich unleugbares
Verdienst
erworben hat. An der Spitze steht hier sein „Münsterländisches
Schriftstellerlexikon“, das in fünf Abtheilungen, zu Lingen 1814 und
1815, zu
Münster 1818 und 1824 und nach seinem Tode 1838 (in seinem „Leben und
Nachlaß“)
erschien und später von seinem Sohne Ernst R. zu Münster 1866 neu
bearbeitet
herauskam.
Dahin gehört ferner der „deutsche
Dichternekrolog“,
Nordhausen 1818,
die
„Gallerie der jetzt lebenden Dichter,
Romanschriftsteller, Erzähler, Uebersetzer, Anthologen u. s. w.“,
Helmstedt
1818,
das
„kritische Gesammtregister oder Nachweise aller in
den deutschen Litteraturzeitungen und Zeitschriften enthaltenen
Recensionen“,
Leipzig 1820,
das
„Pantheon deutscher jetzt noch lebender Dichter“,
Helmstedt 1823,
das
„Lexikon deutscher pseudonymer Schriftsteller“,
Leipzig 1830,
die
„Denkmäler deutscher Dichterinnen „im Fouquéschen
Frauentaschenbuch,
der
Artikel Johann
v. Alpen im
dritten Bande der Ersch und Gruberschen Encyklopädie,
endlich
seine vielen Beiträge zu Meusel’s gelehrtem
Teutschland.
Drittens als Antholog stand er bis
dahin in Deutschland an erster
Stelle.
Wir
erwähnen hier seine
„Triolette
der Deutschen“, Duisburg und Essen 1815,
seine
dreibändigen „Sonnette der Deutschen“.
Braunschweig 1817 und 1818,
seinen
„Neuen Kranz deutscher Sonnette“, Nürnberg
1820,
seine
„Blumenlese südlicher Spiele im Garten deutscher
Poesie“, Berlin 1817,
seine
„Auswahl neuerer Balladen und Romanzen“,
Helmstädt 1818,
seine
„Heroiden der Deutschen“, Nordhausen 1819,
vor
allem aber
seine „Deutsche Anthologie oder Blumenlese aus den Classikern der
Deutschen“,
Zwickau von 1821 ab, bis 1824 bereits 16 Bändchen.
Ferner gab er mehrfach Taschenbücher
heraus; seine
„Mimigardia“
erschien zu Münster 1810–1812,
sein
„Taschenbuch für 1814“ zu Düsseldorf,
seine
„Abenderheiterungen“ zu Quedlinburg 1815,
sein
„Rheinisch-westphälischer Musenalmanach“ zu Hamm
1821 u. 1822 und zu Köln 1823,
seine
„Frühlingsgaben“ zu Leipzig 1824,
sein
„Fastnachtsbüchlein für Alt und Jung“ 1826.
An Journalen hat er redigirt die
„Neuen
Anzeigen vom Nützlichen, Angenehmen und
Schönen“, Halberstadt 1803–4, und ebendaselbst zu gleicher Zeit die
„Allgemeine
Zeitung der Merkwürdigkeiten“, ferner die „Eos, Zeitschrift für
Gebildete“, Münster
1810, die jedoch gleichfalls nicht lange bestand,
ebenso
wenig
die zu Leipzig und Crefeld 1816 erscheinende „Thusnelda,
Unterhaltungsblatt für
Deutsche“.
Können
schon
diese verschiedenen Früchte seiner Thätigkeit hier nur unvollständig
aufgeführt
werden, so ist es völlig unmöglich, alle die Zeitschriften aufzuführen,
zu
denen er Gedichte und Aufsätze der verschiedensten Art lieferte.
Diese
zersplitterte und zum Theil ganz fruchtlose
Thätigkeit eines Mannes, der zum Schreiben gezwungen war, kann zum
warnenden
Beispiel für Manchen dienen, der im Begriffe steht, sich dem sog.
Schriftstellerberuf im engem Sinne zu widmen.
Friedrich
Raßmanns Leben und Nachlaß. Münster 1833. –
Keßlin, Chr. Fr., Nachrichten von Schriftstellern und Künstlern der
Grafschaft
Wernigerode. Magdeburg 1856. –
Neuer
Nekrolog der Deutschen. Neunter Jahrgang, 1831.
Ilmenau 1833. S. 307–310.
E. Förstemann.
Gedichte
Raßmann
oben
_______________________________
Textgrundlage:
Artikel "Raßmann, Christian Friedrich"
von Ernst Wilhelm Förstemann in
"Allgemeine Deutsche Biografie,
herausgegeben von der Historischen
Kommission bei der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27
(1888),
S. 335-336, Digitale Volltext-Ausgabe
in Wikisource, (Version
vom 30. März 2013, 10:22 Uhr UTC)
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fruits of Articum lappa, Urheber Bff,
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