Émile Adolphe Gustave Verhaeren (* 21. Mai 1855 in
Sint-Amands bei Antwerpen; † 27. November 1916 in
Rouen) war ein belgischer Dichter, der in französischer Sprache schrieb.
In seinen vom Symbolismus ausgehenden, in freiem Versmaß verfassten
Gedichten
entwickelte er eine von sozialem Bewusstsein geprägte großstädtische
Lyrik von
großer Musikalität.
Leben
und Werk
Verhaeren
wuchs als Sohn wohlhabender Eltern im Dorf Sint-Amands
an der Schelde auf. In der Familie wurde
französisch gesprochen, im Dorf und
in der Schule sprach
er jedoch Brabantisch, einen flämischen Dialekt. Als Jugendlicher
besuchte er
das französischsprachige jesuitische Internat Sainte-Barbe in Gent.
Danach
studierte er Rechtswissenschaft an der traditionsreichen Katholischen
Universität Löwen, wo er Literaten aus dem Umkreis der Zeitschrift La
Jeune
Belgique traf und 1879 erste
eigene Artikel in Studentenzeitschriften veröffentlichte.
Beim
wöchentlich
stattfindenden Salon des sozialistischen Schriftstellers Edmond Picard
in
Brüssel traf er Schriftsteller und Künstler der
Avantgarde. In dieser Zeit entschied
er sich, seine juristische Laufbahn aufzugeben und Schriftsteller zu
werden. Er
veröffentlichte Gedichte und
kritische Artikel in belgischen und ausländischen Zeitschriften (u. a.
in L’Art
moderne und La Jeune Belgique). Als Kunstkritiker förderte er junge Künstler wie
James Ensor.
1883 veröffentlichte
er mit Les flamandes eine erste Sammlung von
realistisch-naturalistischen Gedichten über seine Heimat, die von der
Avantgarde zwar begeistert aufgenommen wurden, im ländlichen Milieu
seiner Heimat jedoch
einen Skandal verursachten.
Verhaerens Eltern
versuchten sogar mit Hilfe des Dorfpastors die gesamte Auflage aufzukaufen
und zu vernichten.
In der Folge veröffentlichte er
weitere
Gedichtbände. Düstere symbolistische Gedichte kennzeichnen
die Bände Les moines, Les soirs, Les débâcles und Les flambeaux noirs.
1891
heiratete er die für
ihre Aquarelle bekannte Malerin
Marthe Massin, die er zwei Jahre zuvor
kennengelernt hatte, und ließ sich in Brüssel nieder. Seine Liebe zu
Marthe
schlägt sich in drei Sammlungen von Liebesgedichten nieder (Les heures
claires,
Les heures d’après-midi, Les heures du soir).
Verhaeren
wandte sich in
den 1890er Jahren vermehrt sozialen Fragen und sozialistischen Theorien
zu und
verarbeitete die Atmosphäre der Großstadt und deren Gegensatz zum
Landleben in seinen Gedichten.
Seine
Visionen einer neuen Zeit verarbeitete
er in den Sammlungen Les campagnes hallucinées, Les villes
tentaculaires, Les
villages illusoires und in seinem Theaterstück Les Aubes.
Durch
diese Gedichte wurde
er berühmt, und sein Werk wurde weltweit übersetzt und besprochen. Er
selbst
reiste für Lesungen und Vorträge durch große Teile Europas.
Viele
Künstler, Dichter und
Schriftsteller wie Georges Seurat, Paul Signac, Auguste Rodin, Edgar
Degas,August Vermeylen,
Henry van de Velde, Maurice Maeterlinck, Stéphane Mallarmé, André Gide,
Rainer Maria Rilke,
Gostan Zarian und Stefan Zweig bewunderten ihn, korrespondierten mit
ihm,
suchten seine Nähe und
übersetzten seine Werke. Er beeinflusste auch die Künstler des
Futurismus.
Als 1914 der
Erste Weltkrieg ausbrach und das neutrale Belgien von deutschen Truppen
besetzt
wurde, stand Verhaeren auch in Deutschland auf
der Spitze seines
Ruhms. Während des Krieges schrieb er pazifistische Gedichte und
kämpfte mit den Gedichtsammlungen La Belgique sanglante, Parmi les
cendres und
Les ailes rouges de la Guerre gegen den Wahnsinn des
Krieges. Sein Glauben an eine bessere Zukunft wurde
während des Krieges von zunehmender Resignation überschattet.
Er
veröffentlichte dennoch in antideutschen
Propagandazeitschriften und wollte mit Reden und Vorträgen die Freundschaft zwischen
Frankreich, Belgien und Großbritannien stärken.
Nach
einem dieser Vorträge
in der französischen Stadt Rouen
starb er durch einen Unfall, als er beim Besteigen eines abfahrenden
Zuges
ausrutschte und überrollt wurde.
Die
französische Regierung
wollte Verhaeren ein Ehrengrab im Pariser Panthéon errichten, doch die Familie verweigerte
sich diesem Plan und
ließ ihn auf dem Soldatenfriedhof von Adinkerke bestatten. Aufgrund der Gefahr
durch vorrückende Truppen wurden seine sterblichen Überreste noch
während des
Krieges nach Wulveringen überführt und 1927 endgültig
in seinem Heimatdorf
Sint-Amands bestattet. Dort erinnert seit 1955 auch
ein Museum an i
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Gedichte