Gedichte
Frühling
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Freund
Lenz
Aus
fernen Wolken braust ein dumpfer Ton.
Die
Donner sind es, so der Welt verkünden,
Dass
wieder der Natur geliebter Sohn,
Der
Frühling, wandelt zu der Erde Gründen.
Bei
andern Völkern hat er lang geweilt,
Da
war’s, dass jüngst die Kunde ihn ereilt,
Wir,
hier im Norden trügen heiß Verlangen,
Aufs
Neu zu schauen seiner Blüte Prangen.
Er
kommt. Und aus des Südens frohen Talen,
Wo
träumend er im Lorbeerwalde lag;
Wo er
zum Fest bei glutgefüllten Schalen
Des
Myrthenhaines vollste Kränze brach;
Wo
mit dem Zephyr er die Wangen kühlte
Und
buhlerisch in schwarzen Locken wühlte –
Fern
aus dem Süden hat er alle Pracht
Herauf
jetzt in den Norden uns gebracht.
Er
setzt sich lächelnd auf die Hügel hin –
Da
weht ein Duften rings durch Fels und Auen;
Zum
Forste lustig Falk und Taube zieh’n
Und
Knospen rötlich aus den Gärten schauen.
Der
Bäche Lauf schmückt er mit lichtem Samt;
Es
blitzt der Tau, hellauf die Sonne flammt –
Und
nieder steigt er von den Hügelthronen
Hinab
zum Thale, wo die Menschen wohnen
Mit
ihrer Lust, mit ihrem bittern Leid,
Mit
ihren Freuden, ach, und ihren Tränen;
Mit
all dem Ringen, all dem herben Streit;
Mit
all dem Hoffen, all dem stillen Sehnen.
Er
ist’s, der in des Armen Hütte schaut,
Der
zu ihm spricht, wenn kaum der Morgen graut:
„Getrost,
wie deine Freuden auch zerstieben,
Dir
Armen ist der Lenz noch treu geblieben!“
„Hinaus!
durch meine Blumen sollst du schreiten,
Ich
labe dich mit meiner Wälder Grün;
Durch
Busch und Wiese will ich dich geleiten
Den
Berg hinan, wo meine Rosen glüh’n.
Ich
zeige dir, wie nieder zu den Flächen
Befreit
die Ströme ihre Bahnen brechen,
Und
wie der Nacht erblüht der Sterne Schein,
Zieh’
ich, der Lenz, in deine Seele ein!“
„Ich
küsse deiner Kinder müde Stirnen,
Ob
all’ ihr Glanz verloschen und verstaubt;
Ich
will gleich der Lawine von den Firnen
Wälzen
den Gram von ihrer Mutter Haupt.
Und
Feuer menge ich mit deinem Blute,
Dass
bald die Hand, die nur am Pfluge ruhte,
Zum
Schwerte greift und ringend im Gefecht
Von
Schmach befreit ein unterdrückt Geschlecht!“
Georg
Weerth
An
den Frühling
Willkommen,
schöner Jüngling!
Du
Wonne der Natur!
Mit
deinem Blumenkörbchen
Willkommen
auf der Flur!
Ei!
ei! da bist ja wieder!
Und
bist so lieb und schön!
Und
freun wir uns so herzlich,
Entgegen
dir zu gehn.
Denkst
auch noch an mein Mädchen?
Ei,
Lieber, denke doch!
Dort
liebte mich das Mädchen,
Und
’s Mädchen liebt mich noch!
Fürs
Mädchen manches Blümchen
Erbat
ich mir von dir –
Ich
komm’ und bitte wieder,
Und
du? – du gibst es mir.
Willkommen,
schöner Jüngling!
Du
Wonne der Natur!
Mit
deinem Blumenkörbchen
Willkommen
auf der Flur!
Friedrich
Schiller
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Textgrundlage:"Freund
Lenz",
Georg Weerth,
aus: Vorwärts, 1. Auflage, ED: 1886, Verlag der
Volksbuchhandlung in Hottingen, Erscheinungsort
Zürch, Scans auf
Commons: S. 285-287
wikisource
Textgrundlage:
"An den
Frühling", Friedrich Schiller,
aus: Gedichte von
Friedrich Schiller, S. 40, ED: 1854,
Verlag Cotto, Erscheinungsort:
Stuttgart und Tübingen
wikisource
Logo 05: "Frühling",
Eigenes Werk, ©GR
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