Gedichte
- April
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Wie der
Südwind pfeift,
In den
Dornbusch greift,
Der vor unserm
Fenster sprießt.
Wie der Regen
stürzt
Und den Garten
würzt
Und den ersten
Frühling gießt!
Plötzlich
säumt der Wind,
Und der Regen
rinnt
Spärlich aus
dem Wolkensieb.
Und die Mühle
dreht
Langsam sich
und steht,
Die noch eben
mächtig trieb.
Schießt ein
Sonnenblick
Über Feld und
Knick,
Wie der Blitz
vom
Goldhelm huscht
Und auf Baum
und Gras
Schnell im
Tropfennass
Tausend
Silbertüpfel tuscht.
Wieder dann
der Süd,
immer noch
nicht
müd,
Zürnt die Welt
gewaltig an.
Und der Regen
rauscht,
Und der Garten
lauscht
Demütig dem
wilden Mann.
Meiner
Schulter
dicht
Lehnt dein
hold Gesicht,
Schaut ins
Wetter still hinein.
Kennst das
alte Wort,
Ewig währt es
fort:
Regen tauscht
und
Sonnenschein.
Leichtsinnig,
launig, neckisch, ausgelassen,
Wandl’
ich in jeder Stunde Leib und Sinn:
Kaum
weiß ich selbst, wie ich beschaffen bin,
Wie
sollen mich die fremden Leute fassen?
Hier
werf’ ich einen Schneeball durch die Gassen,
Dort
schweb’ ich blau in jungen Düften hin,
Bald
streich’ ich sanft der Schönen weiches Kinn,
Bald
sagen sie, ich wäre grob im Spaßen.
Gern
wollt’ ich dir noch Vieles von mir sagen,
Doch
drückt mich des Sonettes enges Band,
Das
mir die Muse um den Mund geschlagen.
Sie
sprach: Ich kenne dich als ungezogen,
Und
jener Herr hat in dem welschen Land
Der
besten Sitt’ als Kavalier gepflogen.
oben
Aus
einem April
Wieder
duftet der Wald.
Es
heben die schwebenden Lerchen
mit
sich den Himmel empor,
der
unseren Schultern schwer war;
zwar
sah man noch durch die Äste den Tag,
wie
er leer war,-
aber
nach langen, regnenden Nachmittagen
kommen
die goldübersonnten
neueren
Stunden,
vor
denen flüchtend an fernen Häuserfronten
alle
die wunden
Fenster
furchtsam mit Flügeln schlagen.
Dann
wird es still.
Sogar
der Regen geht leiser
über
der Steine ruhig dunkelnden Glanz.
Alle
Geräusche ducken sich ganz
in
die glänzenden Knospen der Reiser.
Rainer
Maria Rilke
oben
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Textgrundlage:
"April" ,
Detlev von Liliencron, aus: Liliencrons Gedichte.
Auswahl für die
Jugend. Zusammengestellt
von der Lehrervereinigung zur Pflege der
künstlerischen
Bildung in Hamburg, S. 50-51. ED: 1901,
Verlag Schuster
und Loeffler, Berlin und Leipzig
wikisource
"April
I",
Wilhelm Müller, aus: Gedichte von Wilhelm Müller.
Vollständige
kritische Gesamtausgabe,
bearbeitet von Taft Hatfield, S. 56, ED: 1906,
B. Behr's
Verlag, Berlin
wikisource
"Aus einem April",
Rainer Maria Rilke, aus: Das Buch der
Bilder, 1. Buch, Teil 1, S. 10,
2. sehr vermehrte Auflage, ED: 1906, Axel Junker Verlag,
Berlin
und
Leipzig
wikisource
Logo 65 "Cat
and Bird", Paul
Klee, Museum of Modern Art -
MoMa, New York - gemeinfrei
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