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04.7
Gedichte - Winter
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Winterlied
Mit
kalter Kost von Schnee und Frost
Fand
sich der Winter ein;
Wir
nehmen an des Ofens Ost
Nun
Platz beim Kerzenschein.
Jetzt
ist der Himmel selten blau,
Sturm
weht vom Sternenplan:
Drum
bau’n den Himmel wir uns schlau
In
unserm Stübchen an.
Uns
stellt sein heitres, blaues Bild
Im
engsten Raum’ sich dar,
Und
eine Sonne, warm und mild,
Belebt
den Hausaltar.
Prunkt
auch ihr Schein mit Strahlen nicht,
Glanz
thut uns gar nicht Noth:
Fühlt
nur an’s Herz, dort wärmt ihr Licht,
Dort
glüht ihr Abendroth.
O
haltet diese Sonne warm,
Laßt
leuchten uns ihr Licht;
Dann
ist der Winter gar nicht arm,
Wenn’s
ihm auch sonst gebricht.
Dann
wird mit voller, reicher Hand
Er
seine Gaben streun;
Denn
was sonst auf den Feldern stand,
Das
ist ja Alles sein.
Der
Frühling und der Sommer sind
Nur
seinem Dienst’ geweiht;
Für
Alles, was der Herbst gewinnt,
Hielt
er den Sack bereit.
Ja
ja, fürwahr! der Winter ist
Der
allerreichste Mann,
Deshalb
er auch zum heil’gen Christ
Recht
viel bescheren kann.
Drum
ist’s, als wenn es Sommer wär’,
Wenn
er sein Tischchen deckt;
Wen
kümmert’s, ob die Felder leer,
Wenn,
was drauf stand, ihm schmeckt.
Schön
zwar ist Blum’ und grüne Saat,
Und
Schäfchen drauf herum;
Er
wandelte es in Sallat
Und
guten Braten um.
Die
Sänger zwar im Rosenhain,
Der
Fink, die Nachtigall,
Die
sollen fortgezogen sein
Mit
ihrer Lieder Schall.
Doch
glaubt es nicht, der Schall ist da,
Der
Winter liebt Gesang;
Auch
lose Finken sind ihm nah,
Und
fremd in ihm kein Klang,
So
soll er uns denn klangreich sein
Beim
Mahl’, das er beschert.
Er
hat ja Liebe, Sang und Wein,
Und
was ihr sonst begehrt.
So
geb’ er, was er geben kann,
Wir
danken’s ihm auch schön;
Von
vorne nur fang’ oft er an,
Und
lass’ sich wieder sehn.
Johann
Karl Wilhelm Geisheim
oben
______________________________
Textgrundlage: „Winterlied“
Johann Karl
Wilhelm Geisheim aus: Gedichte, Zweites
Bändchen, S. 231-233, ED: 1839, Verlag:
Josef Max und Komp., EO: Breslau
wikisource.org
Logo 103: "The Cart", Claude Monet,
1867,
gemeinfrei
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