lifedays-seite

moment in time





 
Literatur


04.7





Gedichte - Winter

______________________




 Der erste Schnee

Die Sonne schien, doch Winters Näh’
Verriet ein Flockenpaar;
Es gleicht das erste Flöckchen Schnee
Dem ersten weißen Haar.

Noch wird – wie wohl von lieber Hand
Der erste Schnee dem Haupt –
So auch der erste Schnee dem Land
Vom Sonnenstrahl geraubt.

Doch habet Acht! mit einem Mal
Ist Haupt und Erde weiß,
Und Freundeshand und Sonnenstrahl
Sich nicht zu helfen weiß.

Theodor Fontane

 Winterflug 1929

Merkwürdig: Durch meine Lebenszeit
War ich wie gegen Tod gefeit.
Weiß heute wohl, warum.
Als ich noch nicht es wußte, war
Gott immer bei mir in Gefahr,
Weil ich nicht – – eben darum.

Unter mir: Tausend Bäume stehen,
Kahlfressen wie von Ratten,
Und werfen auf den Schnee, die Schneen
Gleichviel blauzarte Schatten.

Wenn man vom Flugzeug niederblickt
Auf so verschneite Welt,
Dann glaubt man nicht mehr an Durchlaucht.
Ich hätte gar zu gern geraucht

Und einen Meukow mir bestellt
Und eine Frau vor mir gezwickt.

Joachim Ringelnatz


oben






__________________________________

Textgrundlage: „Der erste Schnee“, Theodor Fontane
aus: Gedichte, S. 5–6, 1. Auflage, ED: 1851, Verlag Carl Reimarus‘
Verlag W. ernst, EO: Berlin

wikisource


Textgrundlage: „Ein Winterbild“ Rudolf Lavant, aus Reih und Glied,
1. Auflage, ED: 1893, Verlag von J. H. W. Dietz, EO: Stuttgart

wikisource

Logo 103: "The Cart", Claude Monet, 1867, gemeinfrei
wikimedia

   lifedays-seite - moment in time