Der
Literatur der Aufklärung werden
allgemein Werke zugeordnet, die zwischen 1720
und 1800 entstanden sind und bewusst oder unbewusst die Ideen des
Zeitalters
der Aufklärung vertreten. In vielen Sprachen wird für diese Epoche die
Metapher
des Lichts verwendet (englisch Age of Enlightenment, französisch Siècle
des
Lumières, polnisch Oświecenie). Das literarische Großprojekt der Epoche
war die
in Frankreich ab 1750 entstandene Encyclopédie. Zahlreiche Vordenker
der
Aufklärung waren gleichzeitig Literaten.
Allgemein
In
der Zeit der frühen Aufklärung begann das Bürgertum seinen Aufstieg
innerhalb
des absolutistischen Staates. Die Literatur wandte sich an das
bürgerliche
Publikum. Sie wollte keine Fürsten mehr preisen. Es entstanden neue
literarische
Formen.
Die
Literatur der Aufklärung hatte vor allem eine erzieherische Funktion
und
forderte die „sittliche Besserung“ des Menschen. Mit ihren Gedanken
knüpft sie
an die durch die Renaissance wiederbelebten antiken Ideale und
Sichtweisen an.
Besonders das gebildete und wohlhabende Bürgertum war bestrebt, sich
von den
dogmatischen Lehren der Kirche und der „geistigen Bevormundung“ durch
die
Obrigkeiten zu befreien, um eine „Emanzipation des Denkens“
einzuleiten. Der
elliptische Leitspruch Voltaires Écrasez l'infâme war bereits zu
seinen Lebzeiten europaweit bekannt,
wobei er sich sowohl auf die Institution der Kirche als auch auf
Aberglauben
bezog.
Einordnung
Die
Aufklärung kann als eine Epoche des Übergangs zwischen der Frühen
Neuzeit und
der Moderne angesehen werden. Dies trifft in hohem Maße auf die
Literatur zu.
Die normative Poetik büßte ihre vorherrschende Stellung ein. Infolge
einer
intensiveren Shakespeare-Rezeption verlor die klassische Einteilung des
Theaters in hohe (Tragödie) und niedrige Gattung (Komödie) an
Bedeutung. In
Frankreich entstand hauptsächlich durch Pixérécourt das Melodram als
populäres
Unterhaltungstheater. Das Theater selbst entwickelte sich immer mehr zu
einer
bürgerlichen Institution.
Die
Literaten emanzipierten sich von ihren (meist adligen) Auftraggebern
und wurden
später zu selbständigen Unternehmern. Sie bedienten seitdem nicht mehr
nur die
Bedürfnisse der europäischen Höfe, sondern einen Markt für Leser, der
wie
andere Märkte auch durch das Gesetz von Angebot und Nachfrage bestimmt
wird.
Einen gravierenden Wandel erlebte die 'literarische Öffentlichkeit'
seit dem
Erscheinen von Literaturzeitschriften. Diese 'entstehende'
Öffentlichkeit wurde
aber noch stark von königlicher bzw. fürstlicher Zensur kontrolliert
und
eingeschränkt. Erst die Lockerung der Zensur ab 1740 in Preußen durch
Friedrich
den Großen machte die Arbeit für Literaten und Journalisten etwas
einfacher
(siehe Berliner Aufklärung). Durch Lesezirkel, Lesegesellschaften, in
Leihbibliotheken und Kaffeehäusern wurde zudem Literatur für weite
Kreise
öffentlich zugänglich. Frankreich setzte die schon im 17. Jahrhundert
begründete Tradition der Literarische Salons fort, die nun auch für die
philosophischen und politischen Debatten der Aufklärer bedeutsam waren.
Wahlspruch
Als
Wahlspruch der Aufklärung bezeichnete Immanuel Kant das horazische:
„Sapere
aude!“ und übersetzte es mit „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes
zu
bedienen.“ (wörtl.: „Wage zu wissen!“)
Aufklärung in
Deutschland
Der
bedeutendste Autor der Frühaufklärung war Christian Fürchtegott Gellert mit
seinen Fabeln, eine literarische Form, die zu dieser Zeit aufblühte,
weil sie
sich besonders für die Umsetzung der didaktischen Intention der
Schriftsteller
eignete. Die bedeutendste Figur im literarischen Leben war Johann
Christoph
Gottsched. Sein wichtigstes Werk stellte eine Sammlung von
Theaterstücken dar,
die er unter dem Titel Deutsche Schaubühne veröffentlichte. Sein
Versuch einer
critischen Dichtkunst vor die Deutschen (1730) orientierte sich an der
Französischen Klassik, besonders an Boileaus L'Art poétique (1674). Mit
seiner
Dramentheorie beeinflusste er maßgeblich die Entstehung des klassischen
deutschen Dramas, wurde aber zugleich von vielen Seiten scharf
kritisiert. Der
sterbende Cato aus dem Jahr 1732, sein Versuch, ein Regeldrama zu
verfassen,
gilt als gescheitert. Gottsched organisierte die deutsche Übersetzung
von Peter
Baylens historisches und kritisches Wörterbuch (Leipzig 1741–1744). Er
setzte
sich zudem für eine einheitliche deutsche Hochsprache ein.
Wesentliche
Anregungen bezog die deutsche Literatur der Aufklärung aus Frankreich.
Schiller
und Lessing übersetzten Werke von Denis Diderot. Goethe nutzte eine
Schaffenskrise zur Übersetzung folgender Werke: Tancred und Mahomet ,
beide von
Voltaire (1802), und Le Neveu de Rameau von Diderot (1804). Für die
Verbreitung
der Ideen der Aufklärung setzten sich auch teilweise Geheimbünde wie
die
Illuminaten ein .