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Literatur


04.2


Literarische Epochen

Verzeichnis der literarischen Epochen
Aufklärung




Der Literatur der Aufklärung werden allgemein Werke zugeordnet, die zwischen 1720 und 1800 entstanden sind und bewusst oder unbewusst die Ideen des Zeitalters der Aufklärung vertreten. In vielen Sprachen wird für diese Epoche die Metapher des Lichts verwendet (englisch Age of Enlightenment, französisch Siècle des Lumières, polnisch Oświecenie). Das literarische Großprojekt der Epoche war die in Frankreich ab 1750 entstandene Encyclopédie. Zahlreiche Vordenker der Aufklärung waren gleichzeitig Literaten.


Allgemein

In der Zeit der frühen Aufklärung begann das Bürgertum seinen Aufstieg innerhalb des absolutistischen Staates. Die Literatur wandte sich an das bürgerliche Publikum. Sie wollte keine Fürsten mehr preisen. Es entstanden neue literarische Formen.

Die Literatur der Aufklärung hatte vor allem eine erzieherische Funktion und forderte die „sittliche Besserung“ des Menschen. Mit ihren Gedanken knüpft sie an die durch die Renaissance wiederbelebten antiken Ideale und Sichtweisen an. Besonders das gebildete und wohlhabende Bürgertum war bestrebt, sich von den dogmatischen Lehren der Kirche und der „geistigen Bevormundung“ durch die Obrigkeiten zu befreien, um eine „Emanzipation des Denkens“ einzuleiten. Der elliptische Leitspruch Voltaires Écrasez l'infâme  war bereits zu seinen Lebzeiten europaweit bekannt, wobei er sich sowohl auf die Institution der Kirche als auch auf Aberglauben bezog.


Einordnung

Die Aufklärung kann als eine Epoche des Übergangs zwischen der Frühen Neuzeit und der Moderne angesehen werden. Dies trifft in hohem Maße auf die Literatur zu. Die normative Poetik büßte ihre vorherrschende Stellung ein. Infolge einer intensiveren Shakespeare-Rezeption verlor die klassische Einteilung des Theaters in hohe (Tragödie) und niedrige Gattung (Komödie) an Bedeutung. In Frankreich entstand hauptsächlich durch Pixérécourt das Melodram als populäres Unterhaltungstheater. Das Theater selbst entwickelte sich immer mehr zu einer bürgerlichen Institution.

Die Literaten emanzipierten sich von ihren (meist adligen) Auftraggebern und wurden später zu selbständigen Unternehmern. Sie bedienten seitdem nicht mehr nur die Bedürfnisse der europäischen Höfe, sondern einen Markt für Leser, der wie andere Märkte auch durch das Gesetz von Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Einen gravierenden Wandel erlebte die 'literarische Öffentlichkeit' seit dem Erscheinen von Literaturzeitschriften. Diese 'entstehende' Öffentlichkeit wurde aber noch stark von königlicher bzw. fürstlicher Zensur kontrolliert und eingeschränkt. Erst die Lockerung der Zensur ab 1740 in Preußen durch Friedrich den Großen machte die Arbeit für Literaten und Journalisten etwas einfacher (siehe Berliner Aufklärung). Durch Lesezirkel, Lesegesellschaften, in Leihbibliotheken und Kaffeehäusern wurde zudem Literatur für weite Kreise öffentlich zugänglich. Frankreich setzte die schon im 17. Jahrhundert begründete Tradition der Literarische Salons fort, die nun auch für die philosophischen und politischen Debatten der Aufklärer bedeutsam waren.


Wahlspruch

Als Wahlspruch der Aufklärung bezeichnete Immanuel Kant das horazische: „Sapere aude!“ und übersetzte es mit „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ (wörtl.: „Wage zu wissen!“)


Aufklärung in Deutschland

Der bedeutendste Autor der Frühaufklärung war Christian Fürchtegott Gellert mit seinen Fabeln, eine literarische Form, die zu dieser Zeit aufblühte, weil sie sich besonders für die Umsetzung der didaktischen Intention der Schriftsteller eignete. Die bedeutendste Figur im literarischen Leben war Johann Christoph Gottsched. Sein wichtigstes Werk stellte eine Sammlung von Theaterstücken dar, die er unter dem Titel Deutsche Schaubühne veröffentlichte. Sein Versuch einer critischen Dichtkunst vor die Deutschen (1730) orientierte sich an der Französischen Klassik, besonders an Boileaus L'Art poétique (1674). Mit seiner Dramentheorie beeinflusste er maßgeblich die Entstehung des klassischen deutschen Dramas, wurde aber zugleich von vielen Seiten scharf kritisiert. Der sterbende Cato aus dem Jahr 1732, sein Versuch, ein Regeldrama zu verfassen, gilt als gescheitert. Gottsched organisierte die deutsche Übersetzung von Peter Baylens historisches und kritisches Wörterbuch (Leipzig 1741–1744). Er setzte sich zudem für eine einheitliche deutsche Hochsprache ein.

Wesentliche Anregungen bezog die deutsche Literatur der Aufklärung aus Frankreich. Schiller und Lessing übersetzten Werke von Denis Diderot. Goethe nutzte eine Schaffenskrise zur Übersetzung folgender Werke: Tancred und Mahomet , beide von Voltaire (1802), und Le Neveu de Rameau von Diderot (1804). Für die Verbreitung der Ideen der Aufklärung setzten sich auch teilweise Geheimbünde wie die Illuminaten ein .






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