Literarische
Formen
Ein
wichtiges Kennzeichen der Literatur der Aufklärungszeit ist das Spiel
mit
bekannten literarischen Formen bzw. ihre Neu- und Weiterentwicklung.
Geradezu
revolutionär war Beaumarchais' Le Mariage de Figaro (1778, Uraufführung
1784),
bei dem der Diener entgegen den literarischen und bisherigen
gesellschaftlichen
Konventionen die Hauptrolle übernimmt.
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Prosa
Wegweisende
Prosawerke in Deutschland waren der Bildungsroman Geschichte des
Agathon
(1766/67) von Christoph Martin Wieland und der psychologische Roman
Anton
Reiser (1785/86) von Karl Philipp Moritz. Kinder- und Jugendliteratur
veröffentlichte Christian Felix Weiße. Die meisten erfolgreichen und
vielgelesenen Prosawerke des 18. Jahrhunderts entstanden in England.
Diese wurden
dort als Novel bezeichnet.
Johann
Gottfried Schnabel, 1692–1751/58
Insel
Felsenburg (1731 bis 1743)
Christoph
Martin Wieland, 1733–1813
Geschichte
des Agathon (1766/67)
Friedrich
Nicolai, 1733–1811
Leben
und Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker (1773–1776)
Drama
In
Deutschland schuf Lessing durch seine Dramen, u.a. Emilia Galotti
(1772), die
neue literarische Gattung des Bürgerlichen Trauerspiels. Es entspricht
in Form
(keine Versdichtung) und Inhalt den Identifikations- und
Präsentationsbedürfnissen des zunehmend gebildeten, finanziell potenten
und
politisch noch unbedeutenden Bürgertums. Die Ohnmacht des Bürgertums
und die
Willkür des Adels im 18. Jahrhundert musste u.a. Schillers Vater als
Werbeoffizier im Dienste des württembergischen Herzoges erleben, der
frei über
seine Bürger verfügte und diese als Söldner nach England verkaufte, um
sein
aufwändiges Hofleben zu finanzieren. Schiller entzog sich bekanntlich
dieser
Bevormundung 1782 durch Flucht. Dieser zeitgenössische Konflikt
zwischen
Bürgertum und Adel steht später auch in seinem Drama Kabale und Liebe
(1784) im
Mittelpunkt. Im Unterschied zu Lessing nutzte aber Schiller nicht einen
historischen Stoff als Vorlage, sondern verortete sein Stück ohne
Zeitangabe Am
Hof eines deutschen Fürsten. In seinem Vortrag Die Schaubühne als eine
moralische Anstalt betrachtet (1784) unterstrich er die aufklärerischen
Möglichkeiten der Institution Theater. Interessanterweise verwendet er
dafür
die Lichtmetapher: „Die Schaubühne ist der gemeinschaftliche Kanal, in
welchen
von dem denkenden, bessern Theile des Volks das Licht der Weisheit
herunterströmt und von da aus in milderen Strahlen durch den ganzen
Staat sich
verbreitet. ... der Nebel der Barbarei, des finstern Aberglaubens
verschwindet,
die Nacht weicht dem siegenden Licht.“
Christian
Fürchtegott
Gellert, 1715–1769
Neben
zahlreichen Fabeln (2 Bände, 1746–1748), Erzählungen, Abhandlungen,
Reden
und Vorlesungen veröffentlichte Gellert:
Biografie
Gedichte
Die
Betschwester (Lustspiel, 1745)
Das
Loos in der Lotterie (Lustspiel, 1746)
Die
zärtlichen Schwestern (Lustspiel, 1747)
Das
Leben der Schwedischen Gräfin von G*** (Briefroman, 2 Teile, 1747/48)
Briefe,
nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen
(1751)
Geistliche
Oden und Lieder (1757)
Philosophische
Literatur
Gotthold Ephraim
Lessing, 1729–1781
Minna
von Barnhelm (1767 erschienen)
Hamburgische
Dramaturgie (1770)
Emilia
Galotti (1772 uraufgeführt; bürgerliches Trauerspiel)
Nathan
der Weise (1779 veröffentlicht, Uraufführung 1783)
Miss
Sara Sampson (1755 veröffentlicht)
Lyrik
Die
höfische Dichtung wurde in der Lyrik schon zu Beginn des 18.
Jahrhunderts und
damit viel eher abgelöst, als in der Epik oder im Drama. Die Lyrik der
Aufklärung besaß eine große Formenvielfalt; sie reichte von
Gedankenlyrik,
Lehrgedichten über Oden und Hymnen bis zu Balladen.
Friedrich
Gottlieb Klopstock, 1724–1803
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