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04.2
Literarische Epochen
Verzeichnis der literarischen Epochen
Romantik

Werke
im Original
Clemens
Brentano
Joseph
von Eichendorff
Heinrich
Heine
Novalis
Weltanschauung
der Romantik
Die
Romantik lehnte die Wirklichkeit des ausgehenden 18. und beginnenden
19. Jh. radikal ab. Sie sah die Gesellschaft geprägt vom Gewinnstreben
und vom bloßen Nützlichkeitsdenken des beginnenden industriellen
Zeitalters. Den aufblühenden Naturwissenschaften warfen die Romantiker
vor, sie würden alles mit dem Verstand erklären, alles auf seine
Nützlichkeit, Verwertbarkeit untersuchen und keine Geheimnisse mehr
lassen. Der bürgerliche Alltag erschien den Romantikern als grau, ohne
Abwechslung, "prosaisch", beherrscht vom eintönigen bürgerlichen
Berufsleben.
Gegenüber
der so gesehenen Wirklichkeit feierte die Romantik die mythische Welt
der Religion, sah daher im Mittelalter die ideale Zeit der Geschichte,
da damals die Menschen im christlichen Glauben geeint gewesen seien.
Die Romantik glaubte an die Macht des Ahnens, Schauens, der Intuition,
pries das Reich der Phantasie und des Traums, bis hin zu den dunklen
Bereichen der Seele. Die Romantiker pflegten die abgeschlossene Welt
des intakten Freundeskreises, sie verehrten und sammelten die einfache
Kunst des Volkes, da sie am ursprünglichsten sei, sie begeisterten sich
für die Schönheit und Wildheit der Natur.
All
diese Gegenwelten fassten die Romantiker unter dem Begriff der "Poesie"
zusammen. Sie sei eine unermessliche, unerschöpfliche Kraft, ständig
wachsend ("progressiv"), die den Urgrund aller Dinge bilde
("universal"). In den frühen Zeiten der Menschheitsgeschichte, der Zeit
des Mythos, und im Mittelalter habe sie die Welt bestimmt, sei dann
aber von der modernen Welt (Reformation, Aufklärung) verdrängt worden
und nur noch in der Volksliteratur, der Natur, in einzelnen Momenten
des Lebens (Liebe) und in bestimmten Personen (v.a. Frauen, Kindern) zu
entdecken. (Beeinflusst waren die Romantiker von den Philosophen Johann
Gottlieb Fichte [1762-1814] und Friedrich Wilhelm Schelling
[1775-1854], die den Geist bzw. die Natur als grundlegendes Prinzip
allen Seins betrachteten.)
Rolle
der Dichtung und des Dichters
Von
dieser allgemeinen Poesie (auch "Naturpoesie") unterschieden die
Romantiker die Poesie im engeren Sinne, die "Kunstpoesie", wozu auch
die Dichtung gehörte. Die Dichtung galt als Teil der allumfassenden
Poesie. Sie war also im Unterschied zur Aufklärung kein bloßes
Instrument und anders als in der Klassik kein Erziehungsmittel und
keine Vorwegnahme der idealen Welt, sondern Teil der idealen Welt
selbst. Trotzdem hatte sie eine Aufgabe. Die Dichtung sollte nämlich
die verschüttete Welt der Poesie bewusst machen und aufdecken, in der
Hoffnung, dass sie einmal wieder zur Herrschaft gelange. Der Dichter
geriet dabei in die Rolle des Priesters einer neuen, noch verborgenen
Religion.
Unterschied
zur Klassik
Auch
die Klassik hatte die Nachteile der bürgerlichen Ordnung (z.B. die
Arbeitsteilung, die Spezialisierung des Menschen), gesehen, aber an
ihrem Ideal fest gehalten, der Mensch sei fähig, all seine Kräfte in
harmonischer Einheit zum Schönen, Wahren, Guten auszubilden. Die
Romantik vermochte diesen Glauben an die Veränderbarkeit des Menschen
und der Gesellschaft nicht aufzubringen. Sie stellte eigentlich keine
Ideale auf, entwarf kein Bildungsprogramm, mit dessen Hilfe die Ideale
verwirklicht werden sollten. Sie stellte der Wirklichkeit eher
Gegenwelten gegenüber, in die man flüchten konnte, zusammen mit gleich
Gesinnten oder aber alleine, wie es der Dichter Novalis mit Hilfe von
Drogen versuchte. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Goethe die
Romantik ablehnte, obwohl viele Romantiker ihn und sein Werk verehrten.
Einschränkungen
Die
eher unpräzisen, nicht leicht zu fassenden Vorstellungen der Romantik
schlossen wissenschaftliches Denken und Engagement in der Wirklichkeit
nicht aus. Auch die Romantik hatte wissenschaftliche Leistungen
vorzuweisen, die das Ergebnis exakten Forschens darstellen.Die Gebrüder
Grimm z.B. begannen mit der Erforschung der deutschen Sprache und
Literatur (Anfang der Germanistik). Auch die Geschichtswissenschaft im
heutigen Sinne hatte ihren Ursprung in der Romantik. Einige Romantiker
engagierten sich auch politisch. Sie unterstützten das Streben der
Deutschen nach einer einheitlichen Nation zur Zeit der
Befreiungskriege; andere wurden auch Anhänger der Restauration.
Wichtige
Autoren und Werke
Die
romantischen Dichter und Philosophen taten sich in Universitätstädten
zu Freundeskreises zusammen. Mittelpunkt ihrer Kreise waren oft Frauen:
Karoline Schlegel, zunächst Ehefrau August Wilhelm Schlegels, danach
von Schelling; Elisabeth (genannt Bettina) von Arnim, Ehefrau Achim von
Arnims und Schwester dessen Freundes Clemens Brentano; Rahel Levin und
Henriette Herz, die in Berlin literarische Salons unterhielten.
Als
Hauptgattung der Romantik galt ihren Vertretern selbst der Roman. Sie
sahen ihn als diejenige Textsorte an, in der alle Gattungsgrenzen
aufgelöst werden konnten, wo theoretische Reflexion, Erzählung,
lyrische Stimmungen zusammentreffen konnten, ohne in starre Formen
gefasst zu sein.
Für
die Nachwelt ist die romantische Lyrik die wichtigste literarische
Form. Der musikalische Charakter der Lyrik, ihre Bildlichkeit, die
Möglichkeit, Dinge auszudrücken, die anders nicht auszudrücken sind,
passt zu der Weltsicht der Romantik.
Frühromantik:
stark philosophisch,
theoretisch orientiert (Jena, Berlin)
Friedrich
Schlegel (1772-1829)
Lucinde
(Roman 1799)
August
Wilhelm Schlegel (1767-1845)
gab
zusammen mit seinem Bruder von 1798-1800 die Zeitschrift "Athenaeum"
heraus
Novalis
(Friedrich von Hardenberg 1772-1801)
Hymnen
an die Nacht (Gedichte 1797)
Heinrich
von Ofterdingen (Romanfragment 1802)
Ludwig
Tieck (1773-1853)
Der
gestiefelte Kater (Drama 1797)
zusammen
mit Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773-1798):
Herzensergießungen
eines kunstliebenden Klosterbruders (1797)
Theoretische
Schriften (1796)
Hoch-
und Spätromantik (Heidelberg)
Clemens Brentano (1778-1842)
Gedichte
zusammen
mit Achim von Arnim (1781-1831) ab 1805 Des Knaben Wunderhorn
(Volksliedsammlung)
Joseph
von Eichendorff
Aus
dem Leben eines Taugenichts (Novelle 1826)
Ernst
Theodor Amadeus (E.T.A.) Hoffmann (1776-1822)
Das
Fräulein von Scuderi (Novelle 1819)
Ernst Theodor Amadeus (E.T.A.) Hoffmann (1776-1822)
Das
Fräulein von Scuderi (Novelle 1819)
Jakob
Grimm (1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859)
Kinder
und Hausmärchen (1812,1815,1822)
Deutsches
Wörterbuch (ab 1854, nach ihrem Tod fortgesetzt, 1961
abgeschlossen)
Heinrich
Heine (1797-1856)
Heinrich
Heine nimmt eine besondere Position in der Literaturgeschichte ein. Er
war einerseits der populärste romantische Lyriker. Seine Gedichte im
"Buch der Lieder" (1827) hatten eine große Wirkung über die Epoche der
Romantik hinaus und wurden vielfach zu Volksliedern (z.B. "Die
Lorelei"). Auf der anderen Seite distanzierte sich Heine vom
Poesiebegriff der Romantiker. Er sah die Welt als zerrissen an,
kritisierte die Wirklichkeit wie die übrigen Dichter der Romantik,
glaubte aber nicht an den Urgrund der Poesie in allen Dingen. Der
Dichter habe die Aufgabe, diesen Riss zu zeigen und nicht vor ihm die
Augen zu verschließen. Wer vor ihm in die Gegenwelten flüchte, die Welt
als heil und als Ganzes zeige, der lüge.
In
vielen Gedichten Heines wird ein Zwiespalt deutlich zwischen der
schönen Welt der Romantik, nach der auch Heine sich sehnte, und seiner
Einsicht in die Brüchigkeit der Welt und die Falschheit der
romantischen Gegenwelten. Dieser Zwiespalt äußert sich als Ironie, mit
der Heine romantische Bilder in seinen Gedichten gestaltet. Eine andere
Möglichkeit, sich mit dem Riss in der Welt auseinander zu setzen, sah
er in politischer Dichtung ("Deutschland, ein Wintermärchen", 1844), in
der er in bissig-ironischen Versen die sozialen und politischen
Zustände Deutschland im Vormärz (1815-1848) aufs Korn nahm.
Textgrundlage:
© Gymnasium Wildeshausen und Wolfgang Pohl
Quelle: pohlw.de
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