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Literatur


04.2


Literarische Epochen

Verzeichnis der literarischen Epochen
Weimarer Klassik




Weimarer Klassik

Der Ausdruck Weimarer Klassik bezeichnete im Verständnis des 19. Jahrhunderts die Zeit, in der das „Viergestirn“ Wieland, Goethe, Herder und Schiller in Weimar wirkte. Im engeren Sinn wird die Epoche nach Johann Wolfgang Goethes erster Italienreise 1786 damit bezeichnet. Die Weimarer Klassik dauerte etwa bis zu Schillers Tod 1805. Oft wird mit Weimarer Klassik auch nur die gemeinsame Schaffensperiode der befreundeten Dichter Goethe und Schiller bezeichnet, die von 1794 bis 1805 ging.

Grundzüge

Gegen die Unruhe der Zeit (Französische Revolution, Aufstieg Napoleons, Frühindustrialisierung) setzt die Klassik Harmonie und Humanität als Leitideen. Ausrichtung am Idealbild der gr.-röm. Klassik, das auf den Schriften Johann Joachim Winckelmanns (1717-68) beruht (charakterisierende Formel von der edlen Einfalt und stillen Größe): In der antiken Kultur und ihren künstlerischen Zeugnissen sieht man die Harmonie zwischen Leben und Ideal, Natur und Freiheit (Schiller) und eine der Natur entsprechende Schönheit (Goethe) erreicht.
  Dem starren Rationalismus der Aufklärung stehen in der Klassik die Ideale des Guten, Wahren, Schönen entgegen; Abkehr vom Subjektivismus des Sturm und Drang; statt der dynamisch auf "Unendlichkeit" gerichteten "Universalpoesie" der Romantik: Statik, Vollendung und Schönheit als Harmonie zwischen sinnlichem Trieb und Vernunft.
  Sittlicher Idealismus: Sittengesetz als allgemeines Gesetz für das Vernunftwesen Mensch (kategorischer Imperativ Kants: "Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person als in der Person eines jeden anderen jederzeit als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst"). Der Mensch gewinnt Freiheit und Autonomie dadurch, dass er die moralischen Gebote in den eigenen Willen aufnimmt. Die "reine Menschlichkeit" als Ideal. Werte: Menschlichkeit, Toleranz, Maß, Vollendung, Ausgleich; Übereinstimmung von Geist und Gemüt, Mensch und Natur, Individuum und Gesellschaft.

Menschenbild

Mittelstellung des Menschen zwischen Geist und Materie; Mensch hat durch seinen Geist an der "Gottheit", durch seine Natur an der "Tierheit" teil. Bildung zur Humanität durch Kunst und Dichtung (Schiller: "ästhetische Erziehung"); Erziehungsideal: der in sich ruhende gute und schöne Mensch, in dessen Handeln Pflicht und Neigung sich in Übereinstimmung befinden (die "schöne Seele"); stimmen Pflicht und Neigung nicht überein, so tritt in der Überwindung der Neigung die Würde des Menschen, seine "Erhabenheit" hervor.
  Überwindung nationaler Schranken: Gedanke des Weltbürgertums.

Kunstideal

Bändigung, Maß, Formung:

Nach Schiller liegt das Wesen der Schönheit in der Harmonie zwischen sinnlichem Trieb und dem Gesetz der Vernunft; antikes Griechentum als Muster der Humanität und der künstlerischen Darstellung des "schönen" Menschen.
Kunstgegenstand ist nicht "das Leben", sondern die Gesetzlichkeit des Lebens, nicht die Wirklichkeit, sondern die Wahrheit.

Goethe: Der Dichter muss in der individuellen Gestalt den Typus erkennen lassen, dem Typus durch individuelle Gestalt Leben verleihen.
Entsprechend Wille zur Form, strenges Formideal: Naturgemäßheit, Beschränkung in den Mitteln, Ordnung im Aufbau, Harmonie der Teile; Fünf-Akt-Schema im Drama, Orientierung an den drei Einheiten; wohlgestaltete Sprache; Übernahme antiker Formen (Versmaße); Sparen an Personen und realistischem Detail; allgemeingültige Formulierungen.

Themen

Abwendung von der Alltagswirklichkeit: erhabene Gegenstände, große Charaktere; Stoffe von grundsätzlicher Bedeutung (Goethe: Genie und Gesellschaft im Tasso; Humanität in der Iphigenie; Schiller: Freiheit, der Einzelne und das Schicksal, Schuld, Läuterung). Übernahme antiker Inhalte (Mythologie).

Bevorzugte Formen

Drama als wichtigste Gattung; Gedankenlyrik (Ideengedichte); Balladen; Bildungsroman ("Wilhelm Meister").

Textgrundlage 





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Stanislaw Osostowicz, 1930, gemeinfrei

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