|
|
|
|
|
lifedays-seite
moment
in time
|
|
|
|
|
04.2
Gedichte
Charlotte von Ahlefeld
Liebe
und Hoffnung
Auf
meinem frühen, stillen Gang durch′s Leben
Sah
ich in holder, lieblicher Gestalt
Die
Liebe und die Hoffnung vor mir schweben,
Von
lichten Himmelsglorien umwallt.
Die
Liebe reichte mir den Kranz von Rosen;
Ich
schlang entzückt ihn um mein freies Haupt.
Die
Hoffnung hatte unter süssem Kosen
Mit
frischem Grün es duftend schon umlaubt.
So
folgt′ ich seelig meinem stillen Wege,
Und
scheute nicht des ernsten Schicksals Zorn;
Doch
ach, die Kränze welkten ohne Pflege,
Und
mich verwundete der Rosen Dorn.
Da
stand ich zürnend, und im bittern Grimme
Riss
ich den bunten Schmuck mir aus dem Haar,
Bis
mir aus hohen Lüften eine Stimme
In
Busen drang, der tief beklommen war.
»So
wirfst Du, sprach sie, Deines Lebens Frieden
Wie
welke Blumen in den niedern Staub?
Und
jeder höhere Genuss, der Dir beschieden,
Wird
Deines Kleinmuths eigensinn′ger Raub?
Behandle
achtungsvoll die theuern Gaben,
Mit
denen Lieb′ und Hoffnung Dich erfreut,
Und
wirst Du sie aus reiner Quelle laben,
So
siehst Du bald sie jugendlich erneut.«
Da
sprach ich weinend: ach, mein Pfad ist enge,
Und
windet immer steiler sich hinan;
Durch
schroffer Felsen starrendes Gedränge
Führt
er empor, und doch nicht himmelan.
Wie
kann ich hier die heil′gen Blüthen pflegen,
Wo
keine Quelle rauscht, kein Bächlein fliesst,
Und
wo auf den bedornten rauhen Wegen
Sich
nur der Wehmuth Thräne still ergiesst.
»So
lass der Liebe Rosen denn verbleichen,
Doch
halte fest der Hoffnung helles Grün!«
Ertönte
mir die Stimme sonder Gleichen,
Und
schweigend sah ich meinen Kranz verblühn.
Sie
welkten hin, die Rosen, deren Düfte
Mit
Himmelsahnungen mich einst berauscht.
Mit
Seufzern, ach, vermischt′ich nun die Lüfte,
Mir
war, als sei mein Inn′res umgetauscht.
Es
zogen Ungewitter, Regenschauer
Und
Stürme drohend über mir empor,
So
dass in′s finstere Gebiet der Trauer
Sich
still und ernst mein heitrer Sinn verlohr.
Doch
blieb die Hoffnung tröstend mir zur Seite,
Und
sorgsam pfleg′ich noch den zarten Zweig,
Den
sie mir gab zum irdischen Geleite,
Er
soll mir folgen in des Hades Reich.
oben
___________________________
Textgrundlage: Gedichte aus "Natalie", Charlotte von Ahlefeld,
Berlin 1808, gemeinfrei
Liebe
und Hoffnung
zgedichte.de
Logo 307: Spring,
Frances McDonald,
1900-1905, gemeinfrei
wikimedia
|
lifedays-seite - moment
in time |
|
|
|
|
|
|
|