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04.2
Gedichte -
Friederike Brun
Lied
einer jungen
Mutter
an ihr ungeborenes Kind
(Nov.
1783).
(Mit
einer Composition von Hrn. Kapellmeister Schulze)
Wenn
sich früh’ der Morgen röthet,
Fühl’
ich dich, o Mutterglück!
Und
am stillen Abend betet
Froh
mein Geist; es hebt mein Blick
Sich
bethränt zu jenen Höhen,
Denen
schon dein Geist entschwebt,
Und
mit leisem lindem Wehen
Deiner
Mutter Schoos belebt!
Von
des Grabes Nacht umfangen,
Schlummerst
du in tiefer Ruh;
Fühlst
nicht Wonne, nicht Verlangen,
Meines
Lebens Hofnung, du!
Fühlst
nicht dieses sanfte Wallen,
Das
der Mutter Busen hebt,
Wenn
mit
innigem Gefallen
Uns
des Gatten Blick
umschwebt.
Bist
du Mädchen, o so schmücke
Holder
Reiz und Unschuld dich;
Und
dein stiller Geist beglücke,
Süsses
Mädchen, dich und mich!
Durch
der reinsten Liebe Bande
Fessle
früh das beste Herz;
Und
zum wahren Vaterlande
Geh’
hinüber ohne Schmerz!
Bist
du
Knabe, o so werde
Fromm
dein Herz und kühn
dein Muth,
Und
aus jeglicher Geberde
Leuchte
Geist und Tugendglut!
Nie
verschleuß dein Ohr dem Wehe,
Welches
deinen Bruder drückt;
Und
voll Menschenliebe gehe
Durch
dein Leben hoch beglückt.
Schlummre!
Schlummre still verborgen,
Bis
der Herr des Lebens winkt;
Und
am
schönsten Frühlingsmorgen
Seine
Macht ans Licht dich bringt!
Nicht
die Angst und nicht die Schmerzen,
Die
erst mein Gebein durchzückt,
Fühl’,
o Kind von meinem Herzen!
Bis
mein
Auge dich erblickt.
oben
_________________________
Textgrundlage: Friederike Brun, aus: Gedichte -
Herausgeber:
Friedrich von Matthisson, ED: 1795, Verlag: Orell, Gessner,
Füssli u. Co., Zürch
"Lied einer jungen Mutter"
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297: "The sleeping Princess", 1896,
Frances
MacDonald McNail, gemeinfrei
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