|
|
|
|
|
lifedays-seite
moment
in time
|
|
|
04.2
Kleines
Fabelbuch
Gustav Holting
Ein
Knabe fing ein kleines Fischchen,
Das
fest an seiner Angel hing;
„Ach,“
bat es, „Fischer, laß mich leben,
Ich
bin ja so ein kleines Ding.
Ich
kann Dir wahrlich wenig nützen,
Mich
braten lohnt der Mühe nicht;
Fang
lieber Dir recht große Fische,
Das
giebt ein besseres Gericht.“
„Nein,“
sprach der Knabe, „liebes Fischchen,
Komm
nur geschwind in meinen Topf;
Denn
wollt‘ ich darum frei Dich geben,
Wär‘
ich fürwahr ein dummer Tropf.
Mir
ist der kleinste Fisch viel lieber,
Den
ich bereits ans Land gebracht,
Als
dort der größte von den Hechten,
Der
noch im Teich sich lustig macht.“
zurück
Hör‘
zu, mein Kind, und merke Dir die Fabel:
Ein
Rabe saß, mit einem Käs‘ im Schnabel,
Auf
einem hohen Baum. Da kam ein Fuchs vorbei;
Der
roch den Käs‘ und dachte: ei!
Den
fetten Bissen möchtest Du wohl haben;
Wie
wolltest Du daran Dich laben!
„Ach!“
sprach er schnell zum Raben, „ach, wie schön
Bist
Du; was Schön’res kann man gar nicht sehn.
Der
stolze Pfau kann solche Pracht nicht zeigen,
Und
wird sich gern vor Deiner Schönheit neigen.
Ich
zweifle nicht, es gleichen Deine Lieder
Auch
Deinem glänzenden Gefieder,
Und
Deiner Stimme süßer Schall
Beschämet
selbst die Nachtigall.
O!
lasse schnell ein holdes Lied erklingen,
Dann
soll Dein Lob durch alle Wälder dringen.“
Der
Rabe blähte sich voll Eitelkeit,
Und
sperrt den Schnabel auf, recht weit;
Der
Käse fiel, und mit dem schönen Raube
Macht
sich der schlaue Fuchs schnell aus dem Staube.
Wer
gern auf Schmeicheleien hört,
Der
wird gar oft dadurch bethört.
zurück
|
lifedays-seite
- moment in time |
|
|
|
|
|
|
|