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Literatur


04.2

Gedichte

Amalie von Imhoff





Gabe

Für die Kämpfer, fern im Süden,
Für die blutigen, die müden,
Flücht’ge Blätter flattern hin!
Wird von jenen, schwer bedrücket,
Einer nur davon erquicket,
Halt‘ ich’s reichlichen Gewinn.

Bange Frauen, Kinder, Greise
Harren, dass sie Mitleid speise
Bang‘ am wüsten Inselstrand;
In der ew‘gen Milde Händen
Wuchern Tränen doch, gleich Spenden
Goldes schwer, aus reicher Hand.


Weihe an Hellas

Ah! Greece! – they love three least who  owe thee
Most ….. Byron.

Die Du an der Kindheit Grenzen
Standest mit den tausend Kränzen –
Vor dem kaum erwachten Geist;
Mit dem Ernste der Geschichte,
in dem Zauber der Gedichte
Lehrend, was man würdig preist.

Hella! – Beistand brauchst Du heute,
Blutend, wie des Tigers Beute,
Rufst umsonst nach Hilfe Du! –
Ach! Und Alles scheu verdrossen.
Sieht dem Todeskampfe zu! –

Wer von Jenen, hoch geehret
Lebet, den Du nicht belehret,
Nicht erzogen seiner Zeit? –
Den mit Tugend Du verbündet,
Würdig der Unsterblichkeit? –

Heil’ge Namen! – die uns allen
Aus des Nachruhms Götterhallen
Ahnungsvoll ins Herz getönt;
Sollt ihr nicht zum Dank uns mahnen,
Seit den Zorn erhabner Ahnen
Schön der Enkel Mut versöhnt?

Wär ich Herrscher – Heere zögen,
Flotten, kriegsgerüstet flögen
Der Bedrängten Schutz herbei.
Hätt‘ ich Schätze, Wehr und Waffen,
Wollt‘ ich Hellas Kämpfern schaffen,
Ihre Kinder kauft ich frei.

Was ich immer wär, ich weihte
Jede Kraft dem heil’gen Streite
Dort in rühmlicher Gefahr;
Arzt – Verwundete zu heilen,
Krieger – kühn voran zu eilen,
Führer der erles‘nen Schar.

Doch von allen seinen Spenden
Fiel mir aus des Glückes Händen
Nur des Weibes enges Los,
Und, dem Kummer früh Vertraute,
Legt‘ ein güt’ger Gott die Laute
Mild der Weinenden im Schoß?

Da vom Glanz umhangner Blöße
Unterscheidend wahre Größe
Lernt ich ihr Gepräg verstehn:
Nicht vom Beifall angezogen,
Vom Gelingen nicht betrogen,
Auf der Taten Urquell seh’n.

Und so reich‘ ich euch die Rechte,
Griechen, die ihr nicht als Knechte
Fürder leben wollt in Schmach.
Folge, wie ihr neu belebet
Tief vom Staub euch kühn erhebet,
Mit Gebet und Wünschen nach.

Wie an seinem Hirtenstabe
Einst vor Goliath der Knabe,
Steht der Riesen Macht ihr bloß.
Er, des Hand die Schleuder lenkte
Und des Trotz’gen Stirne senkte,
Hält auch jetzt des Todes Los.

Wie es falle, wie es liege,
Ob dort Christ, ob Heide siege,
Gottes Wille wird geschehn. –
Doch mir werden sonder Wanken
Alle Sinnen und Gedanken
Stets dahin gerichtet stehn.

Tönt indes ihr goldnen Saiten! –
Kann ich Hilfe nicht bereiten
Geb ich, was die Muse gab.-
Und wenn alle kalt frohlocken,
Halle leis, wie Trauer –Glocken,
Du, mein Lied, um Hellas Grab.







___________________
Textgrundlage: "Zum Besten der unglücklichen Greise,
Witwen und Waisen in Griechenland" ,
Herausgegeben von Amalie von Helweg, geb. Freyin von Imhof,
Berlin, im Mai 1826
in Commission bei Leopold Wilhelm Krause, Adlerstr. Nr. 6
Sammlung: Varia der HAAB Weimar


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