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04.2
Gedichte
Amalie von Imhoff
An
Daphne
Als
noch das Flügelkleid dich liebliche Daphne umwallte,
Damals
zogst du ein Heer williger Sclaven dir auf,
Wenn
in der kindischen Hand, die Amor mit Grübgen besäte,
Futter
tragend und Trank, du das Gegitter betratst,
Eilte
der Zöglinge Schaar mit frohem Flug dir entgegen,
Raubte
die süssere Kost aus alabasterner Hand,
Jubelnd
begrüßten sie dich mit ihrem schmetternden Liede,
Und
es erhoben sich dir brütende Weibchen vom Nest.
Alle
vergaßen, daß du den Kerker ihnen bereitet,
Wenn
dein zierlicher Fuß über die Schwelle nun glitt.
Und
du wähnest sie frey, die gelbgefiederten Kleinen
Seit
dich dem heimischen Heerd Amor und Hymen entführt?
Reizende
Daphne, du irrst, was je zu Sclaven du wähltest,
Löset
die Fessel sich nie, die es dir eigen gemacht.
Aber
es wandelt’ ein Gott, dem alle Götter gehorchen,
Zu
Amorinen sie um, ewig zum Dienst dir geweiht.
Hunderte
ringeln dein Haar, in deinen glänzenden Locken
Birgt
sich mancher und hüpft auf der gehobenen[WS 1] Brust;
Andre
umspielen die Hand, die Falten des leichten Gewandes
Schlingt
um die Wette die Schaar dir um die schlanke Gestalt.
Flatternd,
doch stets dir getreu, um immer bey dir zu verweilen,
Haben
die Flügelchen sie selber sich willig gekürzt.
Gauckelnd
umschweben sie dich im magischen Kreis und es weichet
Nimmer
Geliebte von dir fürder die dienende Schaar,
Dir
als heilige Wächter! die glänzenden Fittiche wehren
Jedem
entweihenden Hauch, der sich dir frevlend genaht;
Hier
dem entstellenden Gram, mit bleicher und bebender Lippe,
Der
mit der zuckenden Hand, grausam die Sterblichen faßt,
Dort
der Menadischen Lust, sie schwingt berauschet den Tyrsus,
Reißet
im schwindelnden Kreis, wen sie ergreifet, dahin.
Dich
nur bewahren sorgsam vor beyden die kleinen Getreuen,
Halten
zum schönen Geleit stets dir die Grazien fest.
F***
____________________________
Textgrundlage: Gedichte
Amalie von Imhoff, Aus Musen-Almanach für das Jahr 1798,
Herausgeber Friedrich Schiller, 1. Auflage, ED: 1798, Verlag: J. G.
Cotta, Tübingen
An
Daphnae , S. 288-291
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Rieger
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