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Literatur


04.2




Gedichte

Ernst Schur
Gedächtnisbuch

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Ich ging im Frühling zwischen
Gräbern

Ich ging im Frühling zwischen Gräbern.
Grab war bei Grab und Stein bei Stein.
Und niemand störte diese Stille
Des frühen Tags. Ich war allein.
 
Ein Vogel sang und alle Wipfel
Rauschten, als sollte Frieden sein.
In diese wundervolle Stille
Trat ich, ein Fremder, zögernd ein.
 
Der Frühling deckte all die Stätten
Mit weichen Händen labend zu,
Und Blumen nickten traumverloren,
Als wiegte sie die tiefe Ruh’.
 
Der Erde nun zurückgegeben,
Schlummern die Toten in der Gruft,
Und träumen ihren Traum vom Leben
Mitten in all dem Frühlingsduft.
 
Die Weide senkt wie zögernd ihre Zweige
Und ihre Hülle deckt den grauen Stein,
Und eine Stille ist, als weine
Hier eine Seele sich von Sünden rein.



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