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Literatur


04.2

Der Todten Tanz

wie derselbe in der löbl. u. Welt berühmten

Stadt Basel

als ein Spiegel menschlicher Beschaffenheit
künstlich gemahlet und zu sehen war
Nach  dem Original in Kupfer gebracht, Basel
Verlag von J. L. Fuchs  Co.
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Der Tode zum Edelmann
 
Nun kommet her, ihr edler Degen!
Ihr müsset hier der Mannheit pflegen
Mit dem Tod, der niemand verschont.
Gesegnet euch, so wird euch g’lohnt.
 

Antwort des Edelmanns
 
Ich hab gar manchen Mann erschreckt,
Der mit dem Harnisch war bedeckt:
Nun ficht mit mir der grimme Tod,
Und bringt mich gar in große Noth.






Der Tod zur Edelfrau
 
Vom Adel Frau laßt eier Pflanzen,
Ihr müsset jetzt hie mit mir tanzen:
Ich schon nicht euers geelen Haar,
Wie seht ihr in den Spiegel klar?
 
Antwort der Edelfrau
 
O Angst und Noth! wie ist mir b’schehen?
Den Tod hab ich im Spiegel g’sehen;
Mich hat erschreckt ein greulich G’stalt,
Daß mir das Herz im Leib ist kalt.




Der Tod zum Krüppel

Hinke auch her mit deiner Krucken;
Der Tod will dich jetzund hinzucken:
Du bist der Welt ganz unwerth sehr,
Komm auch an meinen Tanz hieher.

 
Antwort des Krüppels

Ein armer Krüppel hie auf Erd,
Zu einem Freund ist niemand werth:
Der Tod aber will sein Freund syn,
Er nimmt ihn mit dem Reichen hin.






Der Tod zum Waldbruder

Bruder! komm du aus deiner Claus;
Halt still, das Licht lösch ich dir aus;
Drum mach dich mit mir auf die Fahrt,
Mit deinem weissen langen Bart.
 
Antwort des Waldbruders

Ich hab getragen lange Zeit
Ein härin Kleid, hilfft micht jetzt nit:
Bin nicht sicher in meiner Claus;
Die Stund ist hie, mein G’bett ist aus.




Der Tod zum Jüngling

Jüngling! wo willst du hin spazieren?
Ein andern Weg will ich dich führen;
Allda wirst du dein Buhlschaft finden,
Das thu ich dir jetzund verkünden.

 

Antwort des Jünglings

Mit Schlemmen, Demmen und mit Prassen,
Des Nachts Hofiren auf der Gassen,
Darinn hatt‘ ich mein Muth und Freud,
Gedacht wenig an den Abscheid.





Der Tod zum Wucherer

Dein Gold und Geld sieh ich nicht an
Du Wucherer und gottlos Mann!
Christus hat dich das nicht gelehrt.
Ein schwarzer Tod ist dein Gefehrt.

 
Antwort des Wucherers

Ich fragt‘ nicht viel nach Christi Lehr;
Mein Wucher, der trug mir viel mehr.
Jetzt bleibt der, leider! all dahinten:
Was hilft mein Schaben und mein Schinden?





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Textgrundlage und Bilder: Todtentanz der Stadt Basel. In Kupfer
gestochen nach den Frescogemälden an der ehemaligen Kirchhofmauer
der Predigerkirche. Verlag von J. L. Fuchs 
Online-Ausgabe- Düsseldorf, Universitäts- und Landesbibliothek

Bilder vom Todentanz der Stadt Basel, farbig, Verlag Felix Schneider
Uni-Düsseldorf


Logo 469: „Baseler Todtentanz" , Johann Rudolf Feyerabend:
Der Prediger Totentanz, Aquarellkopie von 1806, gemeinfrei

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