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Literatur


04.2


Der Todtentanz - Ein Gedicht

Ludwig Bechstein

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Vorwort



Ernst ist mein Lied; kein heitres Mährlein tönt
Zu sanften Lautenklängen, süss und weich;
Ernst ist mein Lied; der Scherze ganz entwöhnt
Ist meine Muse, und die Nacht ihr Reich.
 
Die Harfe rauscht, von dumpfen Moll,
Und der Gestalten Wunderfülle drängt
Um mich, wie sie dem Meister einst entquoll.
Das heitre Leben, seine Lenzespracht,
Wird oft gefeiert, ich besang es auch;
Jetzt aber sing‘ ich einer andern Macht,
Starr ist ihr Blick und eiseskalt ihr Hauch.
 
„Und wirst Du Hörer finden solchen Sang?
Die Menschen lieben jenen Mahner nicht!
Sie wenden sich von Deinen Bildern bang
Und grausend weg, verwerfen Dein Gedicht!“
 
Ich werde Hörer finden meinem Sang,
Dess tröst‘ ich mich mit froher Zuversicht,
Und folge ruhig meinem innern Drang;
Und mit den Bildern lebt auch mein Gedicht.


oben

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Textgrundlage und Bilder:  Der Todtentanz - Ein Gedicht von Ludwig Bechstein,
mit 48 Kupfern in treuen Conturen nach  Hans Holbein. Leipzig, herausgegeben bei
Friedrich Augus Leo, 1831, gedruckt bei J. B. Hirschfeld

Düsseldorf, Universitäts- und Landesbibliothek
Online-Ausgabe

Bild: "Wappen des Todes", Holbein d.J. (1498-1543, gemeinfrei, aus der Todtentanz
wikimedia.org

Logo 465: „Dans Macabre“, Bernt Notke, gemeinfrei
wikimedia

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