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04.2
Gedichte
- Totentanz
Allgemein - Friedrich Schiller
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Der Tanz
Sieh,
wie sie durcheinander in kühnen Schlangen sich winden,
Wie
mit geflügeltem Schritt schweben auf schlüpfrigem Plan.
Seh’
ich flüchtige Schatten von ihren Leibern geschieden?
Ist
es Elysiums Hain, der den Erstaunten umfängt?
Wie,
vom Zephyr gewiegt, der leichte Rauch durch die Luft schwimmt,
Wie
sich leise der Kahn schaukelt auf silberner Flut,
Hüpft
der gelehrige Fuß auf des Takts melodischen Wellen,
Säuselndes
Saitengetön hebt den ätherischen Leib.
Keinen
drängend, von keinem gedrängt, mit besonnener Eile,
Schlüpft
ein liebliches Paar dort durch des Tanzes Gewühl.
Vor
ihm her entsteht seine Bahn, die hinter ihm schwindet,
Leis
wie durch magische Hand öfnet und
schließt sich der Weg.
Sieh!
jetzt verliert es der suchende Blick. Verwirrt durcheinander
Stürzt
der zierliche Bau dieser beweglichen
Welt.
Nein,
dort schwebt es frohlockend herauf. Der Knoten entwirrt sich,
Nur
mit verändertem Reiz stellt sich die
Ordnung mir dar.
Ewig
zerstört und ewig erzeugt sich die drehende Schöpfung,
Und
ein stilles Gesetz lenkt der Verwandlungen Spiel.
Sprich,
wie geschiehts, daß rastlos bewegt die Bildungen schwanken,
Und
die Regel doch bleibt, wenn die Gestalten auch fliehn?
Daß
mit Herrscherkühnheit einher der einzelne wandelt,
Keiner
ihm sklavisch weicht, keiner entgegen ihm stürmt?
Willst
du es wissen? Es ist des Wohllauts mächtige Gottheit,
Die
zum geselligen Tanz ordnet den tobenden Sprung,
Die,
der Nemesis gleich, an des Rhythmus goldenem Zügel
Lenkt
die brausende Lust, und die gesetzlose zähmt.
Und
der Wohllaut der großen Natur umrauscht dich vergebens?
Dich
ergreift nicht der Strom dieser harmonischen Welt?
Nicht
der begeisternde Takt, den alle Wesen dir schlagen?
Nicht
der wirbelnde Tanz, der durch den ewigen Raum
Leuchtende
Sonnen wälzt in künstlich schlängelnden Bahnen?
Handelnd
fliehst du das Maaß, das du im Spiele doch ehrst?
oben
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Textgrundlage: „Der
Tanz“, Friedrich Schiller, aus: Friedrich Schiller:
Musen-Almanach
für das Jahr 1796, S. 32 – 35 , Herausgeber:
Friedrich Schiller,
1. Auflage, ED: 1796,
Verlag
Muchaelis, EO: Neustrelitz
wikisource
Logo 471: „Totentanz“,
Johan Pehr Lundström, Enst.J: 19 Jh, Stockholm,
gemeinfrei
zeno.org
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