Der
Mensch spricht
Wer
bist, der also einher geest,
Erschreckenlichen
vor mir steest,
Und
sichst mich streng und grimmig an,
Du
hässzlicher verzörter man.
Du
tod bist aller wellt verhasst,
Und
yedermans gemainer lasst.
Was
leben hat sich dein entsetzt,
Richst
männigklichen hin zületzt;
Man
fürcht dich lange zeit vorher,
Wann
kompst, so ist kain hoffnung mer.
O
Tod, hilfft an dir gar kain bitt,
Und
ist kain außflucht zsüchen nit?
O
Tod, wie gern ich mich dein
Entschütten
wollt, künds müglich sein,
Dann
ich von herzen hart erschrickh,
Wann
ich dein grausamm gstallt anblickh.
Du
stiffst nur mord und kläglich not,
Erfüllst
all ding mit bitterkait,
Beraubst
das leben für und für,
Und
laßt groß Trüebsal hinter dir.
Wa
du dich eintringst in ain haus,
Da
tragt man ains mit laid herauß,
Dann
bald du nun ain Mensch erwischt,
Seins
bleibens ob der welt nit ist,
Das
leben wie ain liecht erlischt.
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Der
Tod antwortet:
Bin
der, so alle Adams kind
Nimt
hin von wegen irer sünd,
Und
inn der weyten wellt erkhennt,
Das
menschlich gschlecht den tod mich nennt.
Ich
bin die endschaft aller ding,
Der
ich all Creaturen zwing.
Ist
war, was lebt und athem zeucht,
Entrinnt
meim spiss nit, noch entfleucht
Den
waffen, dann der Adam hat
Der
wellt durch erste missethat
Das
thor eröffnet zü großem laid.
Das
werdt noch, dann derselben sünd
Entgellten
ir all seine kind,
Und
müßen under meinem gwallt
Ersterben,
seyen Jung und allt;
So
folgt ir Eurem vatter auch
Von
wegen aigner sünden nach.
Vergebens
all dein Rechnung ist,
Wail
kainer überbliben ist
Von
Anfang her der wellt, auff dich,
Habs
all verschlunden gwalltigklich.
So
denk dir nit, das ich auff erd
Alls
eben dein verschonen wird,
Dann
Christus ist gestorben auch
Züreden
sainer menschhait nach,
Darzü
ists nit in meinem gwallt,
Das
ich ain für den andern hallt,
Ich
brauch gen yederman gleichs recht,
Nimm
gleich den herren wie den knecht.
Es
ist der menschen gemaine art,
Das
sie sich mein entsetzen hart,
Wann
ich sie zü erfordern kumb,
Doch
ligt nichts dran, ich gib nichts drumm.
Es
darff sich niemandt understeen,
Das
er wöllt meinem gwallt entgeen,
Der
mir von Got verliehen ist.
Darumb
bist du ain rechter Christ,
So
fassz den glauben, bild dir für,
Wie
das ich bin die ainig thür,
Durch
die man in das leben geet,
So
man am Jungsten tag ersteet.
Das
ich ain mensch umbs leben bring,
Ist
nun ain gmain, natürlich ding.
Die
Haiden haben doch nit klagt
Also
von mir, und allweg gsagt,
Ich
sei doch an mir selb nit böß
Weil
ich die menschen oft erlöß,
Von
mühe und arbeitseligkait,
Der
wellt und aller muesamkeit,
Damit
sie müßten bladen sein,
Das
bei den Thratiern wol schein,
Die
dann aufs sunderem verstand,
So
offt ain kind in irem land
Geporen
worden, haben gwaint
Und,
alls dann war, darbei vermaint,
Es
sei doch schad, das wiederumb
Ain
mensch inns ellend leben kumb,
Das
es müeß leiden not und zwang
Und
truebsal all sein leben lang.
Dann
es haisse wol ain jamerthal
Die
sündtlich wellt inn diesem fal,
Darinn
man hat, geredt imm grund,
Kain
sichers ziel, noch ruchig stund.
So
aber ains entgegen starb,
Erfreut
man sich, das es erwarb
Die
besten rhu und steeten frid.
Das
ist der war, recht unterschied,
Den
jetzt ir Christen kaum versteet,
So
flaischlicher begierd nach geet.
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