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Es war
einmal ... Ein
Sommermärchen
oder
... Das Ende eines Sommermärchens
und wie aus den Prinzen
wieder Frösche wurden
In einem fernen Land, viele
Tausende von Meilen
vom Land
der jungen Prinzen entfernt, sollten diese sich mich ganz vielen
anderen
Prinzen aus vielen anderen Ländern messen in einem Spiel, in dem 22
Prinzen
versuchen sollten, einen einzigen Ball in das jeweils andere Tor zu
schieben.
Wer am häufigsten während eines Spieles, das 90 Minuten dauert, den
runden Ball
in das eckige Gehäuse hineinschießt, der ist der Gewinner.
Die anderen Prinzen – man nennt
sie eine
Mannschaft,
müssen dann ausscheiden. Bis nur noch vier Mannschaften übrigbleiben,
die dann
den einen absoluten Sieger unter sich ausmachen. Zwei Gewinner spielen
um den
ganz großen Titel, die anderen zwei Spielverlierer, dann um den dritten
Platz,
also um einen kleinen Titel oder das kleine Finale.
Die Welt schaute auf dieses ferne
Land, das
Südafrika
heißt, in dem viel Armut und Leid herrscht, in dem es aber auch großen
Reichtum
und Bodenschätze gibt. Dort nun wohnten ihre Prinzen in einem
superschönen
Hotel. ihnen mangelte es an nichts, jeder versuchte ihnen ihre Wünsche
von den
Augen abzulesen, Belastungen oder schlechte Nachrichten von ihnen
fernzuhalten,
die Freizeit mit extravaganten Ausflügen zu gestalten, denn sie sollten
sich
nur auf sich – die Mannschaft – und ihre Aufgabe konzentrieren,
möglichst alle
anderen Mannschaften zu besiegen.
Und so dachten alle anderen
Mannschaften
ebenfalls.
Die Spiele begannen, ihre Prinzen
trumpften auf,
zerlegten die Moral der gegnerischen Mannschaft und gewannen.
Wunderbare Spiele
wurden den Fans nachfolgend beschert. In der Heimat der Prinzen
verfolgten
Millionen von Freunden (Fans) das Können, die Moral und die
Sachlichkeit in den
nachfolgenden Interviews ihrer Helden. Sie waren stolz darauf, was
diese jungen
Prinzen so leisteten, wie sie sich und das Spiel analysierten, wie
sachlich sie
ihre Situation darstellen. Es war die
Mannschaft der Herzen ...
Im Heimatland der Prinzen
herrschte eitel
Sonnenschein
(es war heiß, die Sonne brannte und brannte nur so vom Himmel, und die
Fans
jubelten und die Freude im Lande war riesengroß), die Menschen hatten
wieder
etwas – sie waren stolz, stolz auf ihre Helden und Prinzen, stolz
darauf, wie
die Welt plötzlich über ihre Helden und ihr Land sprach. Sie waren
stolz
darauf, die bösen Schatten der Vergangenheit nicht mehr in Kommentaren
anderer
Länder zu spüren. Sie ignorierten in diesen Wochen der Spiele, wie viel
Leid
und Sorgen es ebenfalls hier in ihrem Lande gibt, sie schauten nicht so
genau
hin während dieser Zeit, was die da "Oben" (ihre Politiker)
veranstalteten, welche unsozialen Gesetze sie beschlossen, die ihnen in
den
nächsten Jahren noch viel Sorgen bereiten werden, all das war nicht so
wichtig.
Wichtig war einzig die
„Leichtigkeit des Seins“ in Form
dieser Spiele.
Nun mussten ihre Prinzen gegen
ein Land namens
Spanien
spielen, um in das Endspiel zu gelangen. Sie wussten alle, es wird
nicht leicht
werden, diese andere Mannschaft zu schlagen und ins Endspiel
einzuziehen, aber
ihre Prinzen erklärten, sie würden alles geben, damit sie ins Endspiel
kommen.
Und sie glaubten ihnen nur zu gern, die winzigen kleinen Zweifel, die
hin und
wieder auftauchten, wurden weggewischt. Selbst als die Krake Paul
weissagte,
dass die Spanier gewinnen würden, belächelten sie „Paul die Krake“
dafür. Sie
waren sicher, ihre so jungen Prinzen werden das schon richten.
Es war heiß in der Heimat,
Tausende und
Abertausende
Menschen trafen sich in den Städten um auf riesigen Leinwänden das so
wichtige
Spiel mitzuerleben.
Bald mussten die Fans
feststellen, ihnen war zwar
heiß,
jedoch auf dem Spielfeld im fernen Afrika
ging es nicht heiß her. Der Ball wurde hin- und her, her- und
hingeschoben, es wurden Bälle geschossen, die den Gegner, statt den
eigenen
Spieler erreichten. Mit anderen Worten, ihre Helden und auch die Helden
des
anderen Landes taten sich schwer, wirkten müde und ängstlich.
Ihre Prinzen spielten nicht so, wie sie es
versprochen hatten, sie stürmten nicht, sie hatten die Leichtigkeit des
Spiels
verloren, sie hatten Angst davor, dieses Spiel zu gewinnen.
Es waren eben noch ganz junge
Prinzen
Sie verloren dieses so wichtige
Spiel und die
Prinzen
Spaniens zogen in das so heiß ersehnte Endspiel ein. Kollektives
Trauern legte
sich über ihr Land, so manche Träne floss, stumpf saßen die Menschen
nun da, wo
sie vorher gestanden sind und hofften, weinten, und verzweifelt waren.
Keine
Feier danach, keine Böller knallten, keine Lieder klangen durch die
Straßen,
keine Autokorso fuhren hupend auf und ab. Alles war vorbei
Doch was machten ihre
Prinzen? Sie bedauerten sich, waren geschockt, verkrochen sich. Dies
konnte jeder hier im Land verstehen.
Konnte mitfühlen, wie es den jungen Prinzen erging, und dennoch
erwarteten sie,
dass diese ein gutes, letztes Spiel spielen würden und so ein letztlich
tolles
Ergebnis, das kleine Finale , mit nach Hause bringen würden.
So kam es. Die Prinzen
verzauberten wiederum
nicht nur
ihr Land, sie verzauberten viele andere Länder mit der erneuten
Leichtigkeit
ihres Spiels. Womit sie nicht verzauberten, war die geringe Freude,
beim
Erzielen eines Tores. Ihre Freude wirkte erfroren und da zeigte sich
zum ersten
Mal, dass sich die Prinzen veränderten in eine Richtung, die alle nicht
mögen.
Sie konnten nicht verkraften, dass sie im Spiel gegen die Spanier
schlecht
gespielt hatten, dass sie nicht alles gegeben hatten und deshalb das
Endspiel
verpasst hatten.
Die Menschen in der Heimat
verstanden, was die
jungen
Prinzen fühlten, aber dass das kleine Finale kein wirklicher Triumph
sein
sollte für die Prinzen, das konnte wohl kaum jemand verstehen. Die
Interviews
der Prinzen waren ohne Freude, ohne Anerkennung ihrer eigenen Leistung
beim
Gewinn des kleinen Finales. Dort zeigte sich zum ersten Mal so richtig
die
gekränkte Eitelkeit dieser jungen Prinzen. Konnten sie etwa nicht
verlieren?
Gab es da außer der so hellen und guten, nach außen dargestellten Seite
durch
die Prinzen, eine verborgene dunkle,
vorher nicht gezeigte Seite?
Dann kam die Nachricht, die
jungen Prinzen
wollten sofort
– teilweise noch aus dem weiten fernen Land in den Urlaub fahren,
wollten also
nicht mit ihren Fans Zuhause feiern, wollten nicht ihre super tolle
sportliche
Leistung feiern, die sie das gesamte Turnier über geleistet hatten,
legten
keinen Wert darauf, zu erfahren, wie die Menschen Zuhause ihre Leistung
beurteilen, verweigerten sich dem Wunsch der Bürger ihres Landes, mit
diesen
das kleine Finale und die große Leistung der jungen Prinzen zu
feiern.
Es hieß: Sie seien erledigt,
müssten bald wieder
neue
Spiele spielen und neue Leistung bringen, deshalb müssten sie
abschalten
(hätten sie das nicht gemusst, wenn sie Weltmeister geworden wären?,
wären sie
da nicht genauso erschöpft gewesen, würde
ihre Arbeit in den einzelnen Vereinen nicht genauso bald beginnen?).
Ihre Fans versuchten, das zu
verstehen.
Und dann gab es einige Hundert
oder Tausend Fans,
die
kamen, um ihre Prinzen am Flughafen zu begrüßen, ihnen zu signalisieren
„Jungs,
ihr seid super!“ Die ganze Nacht harrten sie am Flughafen aus, nur um
einen
Blick auf ihre Helden zu werfen, ein Wort ihrer Helden zu hören, Helden
zu
erleben, die erfreut darüber sind, dass ihre Fans sie Willkommen
heißen, die
sich über ihre Rückkehr freuen, die ihnen zeigen wollen, wie verzaubert
sie
wieder einmal von ihren Prinzen und deren Leistungen wurden.
Die Prinzen jedoch verließen das
Flugzeug, nur
das
Flughafenpersonal erlebte sie, bevor sie auseinanderliefen. Ein Prinz
(Hr.
Schweinsteiger) erklärte kurz, dass man nun platt sei, sofort in den
Urlaub
wolle - man hätte selbstverständlich mit den Fans gefeiert, wenn man
den großen
Pokal gewonnen hätte, aber so.....
Und plötzlich stand dort kein
Prinz mehr, hier
hatte sich
der Prinz entzaubert und wurde wieder das, was er vorher wohl war, ein
großer,
arroganter und egoistischer Frosch.
Die Frösche stiegen nunmehr in
die bereits
wartenden
riesigen Autos mit verdunkelten Scheiben, die geschlossen blieben, und
fuhren
davon, ohne ihre Fans eines Blicks, ein Winken oder eines Grußes zu
würdigen
Wo sind ihre Prinzen geblieben,
die doch so
selbstlos
analysierten, die so tapfer alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumten,
die
dankbar die Zustimmung und die Freude der Fans aus der Ferne annahmen?
Wo aber blieb letztlich der
Respekt dieser
Prinzen vor
den Fans, als sie vergaßen, wer ihre Stadien füllt, wenn sie wieder
spielen,
wer letztlich ihren Lebensstil finanziert, wo blieb die Achtung vor den
Gefühlen
dieser Fans, die in der Stunde der Trauer ihrer Prinzen diesen ihre
Loyalität
zeigen wollten, indem sie ihnen sagen und zeigen wollten:
„Ihr seid unsere Helden, ihr wart
super gut, ihr
wart
gute Verlierer, faire Spieler, einfach nur nette Prinzen, auf die man
stolz
sein kann und die nun ihren verdienten Urlaub antreten und genießen
sollen.“
Wo sind diese Prinzen geblieben,
die solch einen
kleinen
(für die Fans aber großen) Wunsch ohne Anstrengung hätten erfüllen
können?
Heimgekommen sind ich bezogene
Frösche, die ihre
nervigen
Fans abbügelten, als wären diese Schuld daran, dass sie ihr Spiel
verloren
hatten, die es nicht interessierte, dass die Fans ebenfalls Trauer
trugen
und, dass diese, ihre Fans dennoch
voller Achtung auf die jungen Prinzen schauten, und nun ihren jungen
Prinzen
ihre guten Gefühle und ein dickes Dankeschön zu Füßen legen wollten.
Und genau diese Verehrung haben
die - von Prinzen
zu
Fröschen mutierten Spieler - nicht sehen wollen, haben sie weggekickt
in ihrer
verletzten Eitelkeit und ihrem Egoismus und sich aus dem Gebäude
geschlichen in
großen, schwarzen Limousinen mit Scheiben so undurchdringlich ......
wortlos und unsichtbar verließen
die Frösche –
die einmal
Prinzen und Helden waren - die zutiefst enttäuschten Fans.
Das war das Ende „eines“
Sommermärchens des
Jahres 2010
und gleichzeitig war es die Geschichte von Helden oder Prinzen, die
wieder zu
Fröschen wurden, weil sie ihre Eitelkeiten, Selbstgefälligkeiten und
Egoismen
nicht ablegen wollten oder konnten – oder waren sie einfach nur unreif
oder gar
unsportlich?
Und
die Moral
aus der Geschicht: beiße niemals die Hand,
die dich füttert - wenn du klug bist!
©Gisela Rieger
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Textgrundlage:
"Es war einmal
...
oder Ein Sommermärchen ... ",
©Gisela Rieger, 2010
Logo 132: "Oil on muslin primed with chalk",
Paul Klee,
Aufbewahrung: The Solomon R.
Guggenheim Museum, New York, NY, USA, gemeinfrei
wikimedia
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