Geschichten
Max Dauthendey
Als
ich mich rasiert hatte, sah ich wieder vom Fenster
hinunter in den Garten, und da saß eine seltsame Gesellschaft um einen
Tisch
auf dem weiten Steinbalkon, auf dem ich mir gestern den Sonnenstich
geholt
hatte. Zwei Vettern des Wirtes, die ein paar hübsche Fischerburschen
waren,
hatten ein Ehepaar an einen Tisch geleitet. Sie setzten sich soeben
alle
nieder. Ein älterer Mann von fünfzig Jahren und eine dreißigjährige
Frau.
Der
Mann schien nicht ganz bei Verstand zu sein. Ich sah ihm zu, wie
er Dutzende von
Chenilleäffchen verschiedener Größen aus einer Handtasche auspackte und
zu
gleicher Zeit kleine Bändchen und Fähnchen. Und nun begannen die
Burschen, die
Frau und der Mann, die Affenpuppen mit Bändern zu schmücken, und alle
vier
spielten kindisch mit ihnen und kitzelten sich gegenseitig am Gesicht
und am
Hals mit den Äffchen. Dabei hatte der Mann ein katholisches
Traktätchen, eine
gedruckte Zeitschrift, neben sich liegen, in welcher Heilige abgebildet
waren,
aus welcher er gern ab und zu Erbauungsgebete vorlas.
Ich
hatte bereits von Annunziata, dem Dienstmädchen,
gehört, dass ein ganz verrücktes Ehepaar erwartet würde. Das Mädchen
war nicht
sehr erbaut von seiner Ankunft, denn die Frau, sagte sie, wäre verliebt
in die
beiden Fischerburschen, denen sie im Winter, und überhaupt vom Tag
ihrer
Abreise an bis zu ihrer Wiederkunft, fast täglich die zärtlichsten
Briefe
schriebe. Aber Annunziata selbst liebte den einen Burschen und fand es
abscheulich, dass, so lange das Ehepaar im Gasthaus wohnte, sie auf
ihre Liebe
verzichten sollte.
Ich
hatte in meinem Leben vorher nie etwas Widerlicheres
gesehen, als diesen mageren, bebrillten, greisenhaften, kichernden Mann
und
seine schwammige, übel aufgeputzte Frau. Sie lehnte mit ihrem Kinn auf
ihrem
üppigen Busen, der in eine Seidenbluse eingespannt war, und er grinste
über
seine schmale Hakennase und über die Brillenränder zu den Burschen hin,
wenn
seine Frau die Burschen mit den Chenilleäffchen hinter die offenen
Hemdkragen
kitzelte.
Der
eine Bursche hielt einen Leierkasten unter dem Arm,
in welchen Platten eingelegt wurden, und auf dem man wahrscheinlich
bald Musik
machen wollte.
Der
Wirt hatte mir erzählt, das Ehepaar habe eine
Seidenblumenfabrik in Norddeutschland.
Ich
sah mit einem Blick: Wenn der Leierkasten spielen und
die Chenilleaffen tanzen würden, wenn die Zwerge, die Marinesoldaten,
der
Student, der Drogist, der Zolloffizier sich untereinander Duelle
wünschen und
die Russin wie eine Unke neues Unglück prophezeien würde, wäre meines
Bleibens
hier nicht lange, und ich würde bald von diesem Ort fortflüchten
müssen. Das
wäre vielleicht das einzige Unglück, das mir
passieren könnte. Denn ich hatte ein keimendes Abenteuer im Herzen, von
dem ich
mich nicht gern eher getrennt hätte, als bis es erlebt war.
Das
Haus, in welchem sich der Gasthof befand, war
halbiert. Der vorige Besitzer hatte das Anwesen in zwei Hälften
verkaufen
müssen. In der Mitte waren durch das Haus, durch die Prunksäle, Wände
durchgezogen worden. Dahinter in der zweiten Hälfte hauste jetzt der
einzige
Briefträger des Ortes mit einer Unzahl von Kindern. Auf dem Balkon aber
hielt
seine älteste Tochter, eine bleiche Italienerin, jeden Morgen
Nähstunden ab für
ihre jüngeren Geschwister und ihre Freundinnen. Im Saal, neben meinem
Zimmer,
wo, dem Schall nach zu urteilen, sich kein einziges Möbelstück befand
als ein
alter Flügel, ließ der Briefträger den ganzen Tag seine Hände
galoppieren und
braute Melodien, zu denen die Geister aller Komponisten Europas zitiert
wurden.
Niemals
war mir vorher ein so entsetzlich musikalischer
Briefträger begegnet. Er hatte nur dreimal am Tage, wenn die
Dampfschiffe
kamen, Post auszutragen, und diese Botengänge waren nur kurz; da die
Gassen des kleinen Ortes kurz waren und die Leute hier
nur wenig mit der Außenwelt in Verbindung standen, so blieb ihm viel
Zeit zum
rasenden Spiel.
Die
Frau des Briefträgers war bei der Geburt des letzten
Kindes gestorben, und die zwanzigjährige Tochter musste die zwölf
jüngeren
Geschwister erziehen. Der Vater aber wies, so sagte man, jedem Freier,
der,
angelockt von der Madonnenschönheit der Zwanzigjährigen, sich über die
Schwelle
wagen wollte, brüsk die Tür.
„Sie
hat Pflichten,“ rief er jedem mit italienischem
Pathos zu, „Pflichten gegen ihren Vater und ihre zwölf Schwestern, und
ich
erwürge den mit meinen zehn Fingern, der es wagen sollte, meine Tochter
diesen
ihren Pflichten abspenstig zu machen.“
Er
selbst aber schien keine anderen Pflichten für seine
Familie zu fühlen als die, das mutterlose leere Haus mit seinem
Klaviergetöse
anzufüllen. Er kam sich gewiss wie ein Ritter der Musik vor. Die
adligen Räume,
die er zufällig, mit seiner ganzen Ärmlichkeit, bewohnen musste,
schienen es
ihm angetan zu haben. Die altitalienischen Wappen an den Decken, die
griechischen Götter, die dort auf abendroten
Wolken saßen, grell hingemalt in Perspektiven an den Deckenkalk, sodass
der
arme Briefträger kein ruhiges Dach über seinem Schädel hatte, der
gemalte
Regenbogen über seinem Kopf, auf dem die neun Musen samt Apollo saßen
und ihre
wohlgeformten nackten Beine über den alten Klavierkasten herunterhängen
ließen,
– das alles schien den Mann in Ekstasen zu versetzen, die ihn fähig
machten,
stundenlang bei Trillern und Läufen am Tastenwerk auszuhalten.
Dazwischen stieß
er gegen seine Kinder Flüche und Drohungen aus, die von Blut und
Mordgedanken
trieften.
Ich
hörte täglich den Musiklärm und seine fluchende
Stimme nah wie durch eine Papierwand. Im Treppenhaus war eine
verriegelte
Verbindungstür zwischen den zwei Haushälften. Diese stand einmal
zufällig
offen, und ich hatte einen Augenblick im Vorübergehen den schrecklich
bunten
Apollosaal für einige Sekunden bewundern können.
Die
Tochter des Musikgespenstes grüßte öfters mit einem
leisen Lächeln im Gesicht zu mir herüber, wenn ich ans Fenster trat,
indessen
ihr Vater drinnen fluchte oder musizierte. Dieser Gruß war, als wollte
sie um Vergebung bitten für den unaufhörlichen Lärm,
an dem sie sich doch schuldlos fühlte.
Ich hatte mir den Spaß gemacht und manchmal den Kindern
drüben in Stanniol gewickelte Schokoladestückchen zugeworfen. Nun
kannten sie
mich alle und sahen erwartungsvoll nach mir, wie kleine Vögel, die man
vom
Fenster aus füttert.
Am
letzten Nachmittag war ich der ältesten Tochter
begegnet, am Seeufer, das hart vor dem Garten lag. Sie stand bei den
Weibern,
die dort am Wasser knieten und wuschen, und sie hatte einige ihrer
Geschwister
um sich und nähte wie immer, – sie nähte auch, während sie spazieren
ging. Aber
mit den Weibern am Ufer Wäsche waschen, das durfte sie nicht. Das wäre
zu
erniedrigend gewesen für die Tochter des wichtigen Staatsbeamten, für
den sich
der Briefträger hielt.
Bei
dieser Begegnung war mir der Gedanke gekommen, das
schöne Geschöpf zu fragen, ob sie nicht in der Mondnacht mit mir eine
kleine
Kahnfahrt auf dem See machen wollte. Aber der Wind rauschte in den
großen
Silberpappeln am Ufer, und ich hätte laut schreien müssen, um diese
Frage zu
stellen, und die waschenden Weiber hätten dann ihre Köpfe gewendet
und große Augen gemacht. Darum
unterdrückte ich den Wunsch, der auch nicht heftig genug war, um sich
gegen
alle Widerstände durchzusetzen.
Aber
heute Abend, wenn Ulrike auf das Scheinwerferboot
gehen würde, vom Zolloffizier eingeladen und vom singenden Studenten
und dem
die Gitarre spielenden Drogisten begleitet, dann wollte ich, dem
Briefträger
zum Trotz, das schöne Mädchen zu einer Nacht- und Nebelfahrt auffordern.
Während
ich noch dieses träumte, erschien unten im Garten
Ulrikes roter Kopf und stand gegen den blauen See wie eine große
dunkelrote
Geranienblüte. Sie beschattete mit den immer lebendigen Fingern ihre
Augen, sah
zu mir herauf und rief mir zu, sie sei fertig angekleidet, um mit mir
in jenen
Weingarten der Italiener zu gehen, wo die Leimruten für den Vogelfang
aufgestellt wären.
Jetzt
im Morgen schien mir Ulrike nicht mehr wie der
Brennpunkt alles Lebenden zu sein. Wohl stand sie rotleuchtend im
Garten, aber
ihr helles Gesicht und ihre Hände blitzten kühl und blank wie die
Seewellen draußen.
Und es fiel mir auf, dass ihre Schönheit, beim starken Tageslicht
besehen, beim frischen Morgenwellenschlag des Sees, unterm
unendlichen silberblauen Morgenhimmel, bei dem die mächtigen Berge wie
alte
tausendjährige Propheten saßen, eigentlich nicht mehr Kraft ausstrahlte
als die
silberne Flaumfeder einer Seemöwe, die zwischen ihr und mir jetzt eben
in der
Gartenluft vorüberschwebte.
Freilich,
gestern in der Rembrandtbeleuchtung des
nächtlichen Gartens, wo die Welt rundum schwarz ausgelöscht war, lebte
ihr
weißes Fleisch magnetisch im Kreis der Männer. Und heute Abend, das
wusste ich,
würde es wieder mit gleicher Kraft seine Anziehung ausstrahlen. Der Tag
aber
wollte Gegenwart, lebende Wirklichkeit. Die Nacht nur ist wie von
Vergangenheit
ausgefüllt, und alle Dinge wachsen dann in Jahrtausende zurück, machen
eine
Rückentwickelung durch, vergrößern sich im Finstern und nehmen
Gestalten der
Urzeit an, Gestalten vorsindflutlicher, ausgestorbener Geschlechter.
Es ist,
als würden dann in der Finsternis jene Formen wieder lebendig, von
denen wir
Menschen nur Ahnungen aus den Gesteinschichten bekommen, wenn wir die
Abdrücke
versunkener Riesengeschlechter, gigantischer Farren und gigantischer
Amphibien
finden, – Gestalten, von denen wir kaum
feststellen können, ob sie dem Luft-, dem Erd- oder dem Wasserreich
angehörten.
Von
solch ungewissen, grauenhaften Ungeheuern schien mir
der Garten gestern Abend angefüllt gewesen zu sein. Jeder war da im
Dunkeln
über sich hinausgewachsen, die Menschen, die Zwerge, die Musik, die
Lampe, der
Mispelbaum, die Katzen und die vom Scheinwerfer ruckweise belichtete
Seelandschaft.
Harmlos
war das alles jetzt am Morgen, und der Morgen
selbst unschuldig wie ein Ei, das eine Henne ins Stroh fallen ließ,
unschuldig
wie die Milch der Kühe, unschuldig klar wie frisches Wasser in einem
Glas, und
ich atmete jetzt auf und verbannte im hellen Morgen die Schrecken, die
ich
gestern Nacht gefürchtet, leicht von mir, wie man den Rauch einer
Zigarette
rasch von sich bläst.
Ulrike
und ich hatten nicht weit zu gehen, keine fünf
Minuten vom Gasthaus durch die höckerige Straße, die dort anstieg und
sich
hinaus in den Olivenhain verlor. Dort hinter den Mauern, die am Ende
der Häuser
noch eine Weile den Weg einengten, lagen alte Weingärten. Hier und da
war eine
Pforte oder eine Nische mit einem verstaubten Madonnenbild in den
Mauern; und
an den huschten graublaue winzige Eidechsen hin. Verschlungene
Feigenbäume
streckten ihre Fünffingerblätter aus und ließen schwarzblaue Früchte
reifen.
Niemand begegnete uns als spielende Kinder und ein paar meckernde
Ziegen, und
weißer wirbelnder Staub flog am Wege hinter uns her.
Auch
hier waren am Morgen keine Gespenster mehr am Wege,
und als uns einer der orangutan ähnlichen Zwerge einholte, der für uns
den
Klöppel am Gartentor anschlug, in das wir eintreten sollten, da sah
auch der
arme verwachsene Kerl dürftig und unschädlich aus wie ein humpelnder
Hase,
schreckhaft und ängstlich.
Ulrike
stellte sich etwas wunderbar Lustiges unter dem
Vogelfang vor. Sie dachte, man fängt die Vögel mit der Hand wie
Schmetterlinge
von den Blumen. Und sie dachte, es müsste ein so hübsches Geschäft sein
wie
Gärtnerei oder Mandolinenspiel.
Drinnen
aber im Weingarten stockte uns beiden der Atem.
Mit etwas bleichen, übernächtigen Gesichtern fanden wir dort den
Studenten und
den Drogisten bei ihrer Henkerarbeit.
Am
Ende des Gartens, der zum See abfiel, lag eine Wiese, und dort in
einem
Mauerwinkel, auf einer breiten Böschung, saß der Student, nur mit Hose
und Hemd
bekleidet wie ein Cowboy. Die Andacht und der Schmelz, mit dem er
gestern Abend
gesungen, waren aus seinem Gesicht wie fortgeblasen. Er war nur voll
Eifer beim
mörderischen Vogelfang, durchdrungen vom Ernst eines Sachkenners. Man
durfte
nicht laut sprechen, man durfte nicht laut auftreten. Man musste wie
bei
Wegelagerern im Hinterhalt lauern.
Zwischen
den nächsten Büschen waren lange, dünne Ruten
gesteckt. Die waren mit klebrigem Leim bestrichen, der nicht trocknete.
In
seinem Mauerwinkel lugte der Student durch eine Art
Schießscharte nach seinen Ruten und pfiff ab und zu auf einer kleinen
silbernen
Vogelpfeife. Die gab einen leisen zwitschernden Laut. Der Lockruf wurde
manches
Mal von einem Baum oder aus den Büschen beantwortet.
An
einigen Rutenspitzen waren auch ein paar winzige
Vögelchen angebunden. Die flatterten und versuchten vergeblich, sich
loszumachen. Die in der Luft vorüberziehenden Vögel glaubten, von jenen
käme
das Gezwitscher, und ab und zu kam ein
Vöglein vom nächsten Baum oder aus der Luft herbei und setzte sich auf
eine der
Leimruten, um zu erfragen, warum die Flatternden nicht fortfliegen
wollten, und
warum sie riefen.
Bald
aber musste der Neugierige dann seine Freiheit
lassen. Sein Brustflaum klebte an der Rute fest, ebenso seine feinen
Krallen.
Allmählich hafteten auch seine Flügel, mit denen er um sich schlug, an
dem
Klebstoff der Rute. Und wie eine Fliege im Sirup, so quälte sich der
kleine
Vogel vergebens loszukommen. Andere flogen dann auf das jammernde
Gepieps der
Kameraden herbei. Auch sie blieben haften. Und die Ruten schaukelten
unter dem
Gezappel der jämmerlich verstörten und zu Tode geängstigten Tierchen
heftig in
der Luft hin und her. Und immer neue kamen neugierig und hilfsbereit
und
umflatterten mitleidig die piepsenden Gefangenen, die sich trotz aller
Anstrengung nicht von den Leimruten befreien konnten.
Das
gestern so andächtige Auge des schmächtigen Studenten
glitzerte jetzt wie ein Wieselauge, und auch sein Rücken bewegte sich
unruhig
und lauernd, wenn er durch die Mauerscharte spähte. Ab und zu flüsterte
er uns die sich steigernde Zahl der an den
Leimruten zappelnden Opfer zu.
„Vier,
sieben, zehn, hui, – vierzehn!“ stieß er begierig
hervor. Dann sprang er plötzlich aus seinem Versteck, war mit drei,
vier Sätzen
bei den Ruten, griff mit langen Armen und großen Händen in die Luft
über die
Büsche und pflückte die Vögel von den Ruten ab. Er stopfte die Vögel in
seine
Tasche, wo sie, vom Leim besudelt, alle aneinanderklebten und bald nur
noch
ermattet zuckten. Dann stellte der junge Mann schleunigst mit frischem
Leim
angestrichene Ruten in die Büsche. Es geschah geschäftig und
blitzartig, als
wäre jede Minute seiner Handlung kostbar für die Weltgeschichte.
Nachdem
er wieder zu uns in das Versteck zurückgekehrt
war, holte er Stück um Stück der Vögel aus seiner Tasche und zerdrückte
jedem
zappelnden Tierchen zwischen seinem Daumen und dem Zeigefinger das
Köpfchen.
Dann warf er den blutenden Vogelbalg zu dem Beutehaufen ins Gras, wo
bereits
dreißig bis fünfzig Stück, die er in diesen Morgenstunden gefangen, als
tote
Klumpen beieinander lagen.
Ulrike
wurde blass und wendete sich ab. Aber der Student grinste und
sagte
achselzuckend: „Das ist Jagd.“ Aber es war mir, wie er grinste, als
wäre sein
Gesicht schwarz wie das eines menschenfressenden Negers geworden.
Schwarz vor
Schuld, Scham und Verlegenheit, – so sah ich ihn für einen Augenblick
vor
meinem inneren Auge.
Über
unseren Köpfen waren hier bei der Mauer Stangen auf
Backsteinpfeiler gelegt. Sie trugen ein Rebengewirr, durch dessen Laub
die
Sonne grün leuchtete. Und große Trauben, goldgelbe und dunkelblaue,
hingen
darin zum Greifen nah.
Trotzdem
der italienische Student die Verstimmung
deutlich merkte, die sein grauenhafter Jagdsport in unseren deutschen
Gemütern
anrichtete, bewahrte er seine südlich lässige Höflichkeit und lud uns
ein, von
den Trauben zu pflücken. Und der Zwerg, der dabei stand, kletterte
behend an
einem Pfeiler hoch und riss ein paar Trauben ab, die er uns hinreichte.
Mir
aber saß noch das Herz im Hals von der Vogelmetzelei,
die ich hier gesehen hatte, hier im harmlosen blauen Morgen, den die
Wiesenblumen und das Vogelgezirp schmücken sollten, und wo man unter
den
laubigen Traubengängen keine Verräter und Mörder
der Morgenunschuld vermuten konnte.
Ich
mochte keine Traube anrühren, und auch Ulrike legte
die ihr zugereichte Traube, ganz beklommen dankend, neben sich ins Gras.
oben
oben
____________________
Textgrundlage: "Das Iguanadon" Max Dauthendrey,
aus: Geschichten aus den Vier Winden", Seite 281-359.
wikimedia
Logo 196: "Bodensee", Margaret
Hofheinz-Döring, 1964,
Quelle: Peter Mauch. Brigitte Mauch, der Nutzungsinhaber
dieses Werkes, veröffentlicht es hiermit unter der folgenden
Lizenz: CC 3.0
Namensnennung: Margret
Hofheinz-Döring/
Galerie Brigitte Mauch
Göppingen
wikimedia
|