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04.3
Geschichten
Stefan Zweig
aus
Die Liebe der Erika Ewald
Die
Wunder des Lebens
Hans
Müller
dem
lieben Freunde
Die
graue Nebelfahne hatte sich tief über Antwerpen
gesenkt und hüllte die Stadt ganz in ihr dichtes, drückendes Tuch. Die
Häuser
verflossen bald in einem feinen Rauch, und die Straßen führten ins
Ungewisse:
über ihnen aber ging wie ein Wort Gottes aus den Wolken ein dröhnendes
Klingen
und ein surrender Ruf, denn die Kirchtürme, aus denen die Glocken mit
gedämpfter Stimme klagten und baten, waren zerronnen in diesem großen
wilden
Nebelmeer, das Stadt wie Land erfüllte und ferne im Hafen die
unruhigen, leise
grollenden Fluten des Ozeans umschlang.
Hie und da kämpfte ein matter
Lichtschein mit dem feuchten Rauche und suchte ein grelles Schild zu
beleuchten, aber nur das verschwommene Lärmen und Lachen harter Kehlen
verriet
die Schenke, in der sich die Frierenden und die des Wetters Unlustigen
zusammengefunden hatten.
Die Gassen waren leer, und wenn Gestalten vorbeikamen,
so war es nur wie ein flüchtiger Streif, der rasch in Nebel zerrann.
Trostlos
und müde war dieser Sonntagmorgen.
Nur
die Glocken riefen und
riefen ohne Unterlaß, wie verzweifelt, daß der Nebel ihren Schrei
erstickte.
Denn die Andächtigen waren spärlich; die fremde Ketzerei hatte Fuß
gefaßt im
Lande, und wer nicht abtrünnig geworden, war lässiger und matter im
Dienst des
Herrn, so daß eine morgendliche Nebelwolke genügte, um viele ihrer
Pflicht zu
entfremden. Alte, verhutzelte Frauen, die ihre Rosenkränze emsig
surrten, arme
Leute in schlichtem Sonntagsgewand standen wie verloren in den tiefen
dunklen
Hallen der Kirche, aus denen das schimmernde Gold der Altäre und
Kapellen und
das leuchtende Meßgewand wie eine milde und sanfte Flamme
entgegenstrahlte. Wie
durchgesickert durch die hohen Wände war der Nebel, denn auch hier
wohnte die
traurig-fröstelnde Stimmung der verlassenen, versponnenen Straßen. Und
kalt,
herbe, ohne den sonnigen Strahl war auch die Morgenpredigt: sie galt
den
Protestanten und war von wildem Zorn getragen, in dem sich Haß mit
starkem
Kraftbewußtsein vermählte, denn die Zeiten der Milde schienen vorbei,
und von
Spanien her kam den Klerikern die frohe Kunde, daß der neue König mit
lobenswerter Strenge dem Werk der Kirche diene. Und mit den
schildernden
Drohungen des letzten Gerichtes vereinten sich dunkle Worte der Mahnung
für die
nächste Zeit, die vielleicht unter einer zahlreichen Hörerschar durch
das
raunende Gestühle weitergerauscht wären, so aber, in der dunklen Leere
dröhnend
und hohl zu Boden fielen, wie erfroren in der naßkalten schauernden
Luft.
Während
der Predigt waren zwei Männer rasch beim
Hauptportal eingetreten, für den ersten Augenblick unkenntlich durch
den hoch
aufgeschlagenen hüllenden Mantel und das tief ins Antlitz verstürmte
Haar. Der
größere löste sich mit einem jähen Ruck aus der
nassen Hülle: ein klares, nicht aber ungewöhnliches Gesicht, zu dessen
wohlbehäbigem, bürgerlichen Schnitt die reiche Kaufherrntracht wohl
paßte. Der
andere war absonderlicher, wenn auch nicht phantastisch gekleidet:
seine
sanften und ruhigen Bewegungen harmonierten mit seinem etwas
grobknochig-bäuerlichen, aber gutherzigen Gesicht, dem die weiße Wucht
der
herabwallenden Haare die Milde eines Evangelisten verliehen. Sie
verrichteten
beide eine kurze Andacht; dann winkte der Kaufherr seinem älteren
Begleiter zu,
ihm zu folgen, und sie gingen langsam und mit behutsamen Schritten in
das Seitenschiff,
das fast ganz im Dunkel lag, weil die Kerzen unruhig im feuchten Raume
zitterten und vor den farbigen Scheiben die schwere Wolke lag, die sich
noch
immer nicht erhellen wollte. Vor einer der kleinen Seitenkapellen, die
meist
Stiftungen und Gelöbnisse der erbgesessenen Familien enthielten, blieb
der
Kaufherr stehen, und mit der Hand gegen einen der kleinen Altare
hindeutend,
sagte er kurz: »Hier ist es.«
Der
andere trat näher und legte die Hand über das
Auge, um die Dämmerung besser zu durchdringen. Der eine Altarflügel
trug ein
lichtes Bild, das im Dunkel nur noch weicher und milder in seiner
Tönung zu
werden schien und den Blick des Malers sogleich fesselte. Es war die
Muttergottes mit dem vom Schwert durchbohrten Herzen, ein Bild, ganz
sanft und
versöhnungsvoll trotz seines Schmerzes und seiner Traurigkeit. Ein
seltsam
süßer Kopf war die Maria, nicht so sehr Mutter Gottes wie träumerische
blühende
Jungfrau, der ein leiser schmerzlicher Gedanke die lächelnde Anmut
spielender
Sorglosigkeit nimmt. Schwarze, dicht herabfließende Haare umschlossen
zärtlich
angepreßt ein schmales, blaßleuchtendes Gesicht,
aus dem die Lippen rot entgegenbrannten, wie eine purpurne Wunde.
Wundersam
fein waren die Züge, und manche Linie, wie der schmale und sichere
Schwung der
Augenbrauen legten einen fast begehrlichen Schein und eine spielerische
Schönheit über das zarte Antlitz, aus dem die dunklen Augen versonnen
träumten,
wie aus einer andern vielfarbigeren und süßeren Welt, der sie ein
banger
Schmerz entführt. Die Hände waren sanft ergebungsvoll gefaltet, und die
Brust
schien noch leicht schreckhaft zu erbeben vor der kalten Berührung des
Schwertes, dem entlang die blutende Spur ihrer Wunde verströmte. All
dies war
in wundersamen Glanz getaucht, der ihr Haupt golden überflammte, und
selbst ihr
Herz glühte nicht wie warmes rauschendes Blut, sondern wie das
mystische Licht
des Kelches im farbigen Scheine der sonnedurchleuchteten
Kirchenscheiben. Und
die fließende Dämmerung nahm noch den letzten Schein der Weltlichkeit
dieses
Bildes, so daß der Heiligenschein über diesem süßen Mädchenhaupte so
lebendig
glühte wie wahrhaftiges Schimmern der Verklärung.
Beinahe
ungestüm raffte sich der Maler aus seiner
nachhaltigen und bewundernden Betrachtung auf.
»Das
hat keiner von den Unsrigen gemalt.«
Der
Kaufherr nickte zustimmend mit dem Kopf.
»Ein
Italiener war es. Ein junger Maler. Aber das ist
eine ganze Geschichte. Ich will sie Euch von Anfang an beginnen, und
Ihr selbst
sollt es sein, wie Ihr wißt, der Ihr den Schlußstein setzt. Doch seht:
die
Predigt ist zu Ende, wir wollen für Historien andern Platz suchen als
die
Kirche, wiewohl ihr unser Bemühen und gemeinsam Werk gelten wird. Laßt
uns
gehn!«
Der
Maler blieb noch zögernd einige Augenblicke
stehen, ehe er sich vom Bilde abwandte, das immer
leuchtender zu werden schien, in dem Maße, als die rauchige Finsternis
sich zu
erhellen strebte und der Dunst immer goldener um die Fenster sich
wölbte. Und
es war ihm fast, als würde, wenn er andächtig betrachtend zurückbliebe,
die
sanft-schmerzliche Falte dieser Kinderlippen sich in ein Lächeln
verlieren und
neue Holdseligkeit ihm offenbaren. Doch sein Begleiter war schon
vorausgegangen, und er mußte seinen Schritt beschleunigen, um ihn noch
beim
Portale zu erreichen. Gemeinsam, wie sie gekommen waren, traten sie aus
der
Kirche.
Aus
dem schweren Nebelmantel, den der
Vorfrühlingsmorgen der Stadt umgehängt hatte, war ein matter, silberner
Flor
geworden, der wie ein Spitzengewebe sich an den gegiebelten Dächern
verfangen.
Das enggesteinte Pflaster glänzte feucht-atmend wie Stahl, und schon
begann
sich das erste Sonnenflimmern goldig darin zu spiegeln. Der Weg der
beiden ging
durch die schmalen verwinkelten Gassen dem hellen Hafen zu,
wo der
Kaufherr wohnte. Und da sie langsam dahinschritten, in Gedanken und
Erinnerung
verloren, führte des Kaufherrn Geschichte schneller hin zum Ziele als
ihrer
Schritte träumerischer Gang.
»Ich
hab Euch schon erzählt,« begann er, »daß ich in
jungen Jahren in Venezia war. Und um nicht lang zu zögern: ich trieb es
nicht sehr
christlich. Statt meines Vaters Contor zu verwalten, saß ich in
Schenken mit
dem jungen Volk, das dort den lieben Tag in Saus und Braus verbringt,
trank,
spielte, wußte auch schon manches freche Lied und manchen bittern Fluch
über
den Tisch zu donnern, wie die andern. An Heimkehr dacht’ ich
nicht.
Das Leben war mir leicht, wie meines Vaters Worte, die er mir
dringender und drohender von Hause schrieb: man kannte mich
und hatte ihn gewarnt, daß mich das Luderleben noch verschlingen würde.
Ich
lachte nur, manchmal mit Ärgernis: ein rascher Schluck von diesem
dunkelsüßen
Wein schwemmte mir alle Bitterkeiten weg, und tat's nicht er, so tat's
ein
Dirnenkuß. Die Briefe riß ich auf und bald entzwei: mich hatte ganz der
böse
Rausch gefaßt, ich dachte nie mehr loszukommen. Doch eines Abends ward
ich
alles frei. Sehr seltsam war's, und manchmal fühl’ ich's
heute noch
so, als hätte sichtbarlich ein Wunder meinen Weg gebahnt. Ich saß in
meiner
Schenke: heut noch seh' ich sie mit ihrem Qualm und Dunst und meinen
Kneipgesellen.
Auch Dirnen waren mit, und eine war sehr schön; wir trieben's selten
toller als
in dieser Nacht, die stürmisch war und sehr unheimlich. Plötzlich, als
eben
eine unzüchtige Historie dröhnendes Lachen weckte, trat mein Diener ein
und gab
mir einen Brief, den der Kurier von Flandern gebracht hatte. Ich war
sehr
ärgerlich, weil ich die Briefe meines Vaters ungern sah, denn sie
mahnten mich
unablässig an meine Pflicht und an ein christlich Tun, zwei Dinge, die
ich
längst im Wein ersäuft hatte. Ich wollt' ihn nehmen: da sprang der eine
meiner
Kneipgesellen auf, ein schöner Bursch, geschickt und aller ritterlichen
Künste
Meister. »Laß doch den Unkenschrei! Was geht's dich an!« rief er und
warf den
Brief hoch, riß seinen Degen rasch heraus und stieß geschickt das
niederflatternde Blatt tief in die Wand, daß die blaue geschmeidige
Klinge
zitterte. Er zog sie vorsichtig zurück – der geschlossene Brief blieb
an seiner
Stelle. »Da klebt die Fledermaus.« lachte er. Die andern schlugen in
die Hände,
die Dirnen sprangen freudig zu ihm auf, man trank ihm zu. Ich lachte
selbst,
trank mit, zwang mich zu toller Fröhlichkeit, in der ich
Brief und Vater, Gott und mich vergaß. Wir gingen fort, ohne daß ich
noch des
Briefes dachte, zu einer andern Schenke, wo unsre Fröhlichkeit zur
Torheit
wurde. Ich war berauscht wie nie, und eine der Dirnen war schön wie die
Sünde.«
–
Der
Kaufherr blieb unwillkürlich stehen und strich
sich mit der Hand mehrmals über die Stirne, gleichsam, als wollte er
ein
unerfreuliches Bild von sich abstreifen. Der Maler merkte rasch die
Peinlichkeit der Erinnerung und sah ihn nicht an, sondern ließ seinen
Blick wie
neugierig auf einer raschsegelnden Galeone ruhen, die sich mit vollen
Segeln
dem Hafen näherte, in dessen farbigem Gewirre die beiden langsam
angelangt
waren. Das Schweigen dauerte nicht lange, und der Erzähler fuhr mit
Hastigkeit
fort.
»–
Ihr könnt Euch denken, wie es wurde. Ich war jung
und verwirrt, sie frech und schön. Wir gingen zusammen, und ich war
voll Unrast
und Begierde. Aber ein Sonderbares geschah. Als ich in ihren
buhlerischen Armen
lag und sich ihr Mund an meinen preßte, da ward diese Zärtlichkeit mir
nicht
wilder, gern erwiderter Genuß, sondern in wunderbarer Weise mahnten
mich diese
Lippen an den sanften Abendgruß im Elternhause. Mit einem Male,
wundersam und
kaum glaublich, fiel mir in den Armen der Dirne meines Vaters
zerknüllter,
zerstoßener, ungelesener Brief ein und mir war, als fühlte ich den Stoß
des
Gesellen in meiner blutenden Brust. Ich fuhr auf, so unvermittelt und
blaß, daß
mich die Dirne erschreckten Blickes befragte, was mir zugestoßen sei.
Aber ich
schämte mich meiner törichten Angst, und ich schämte mich dieses
fremden
Weibes, in dessen Bett ich gelegen und deren Schönheit ich genossen,
ohne ihr
den törichten Gedanken eines Augenblickes anvertrauen zu wollen. Aber
in dieser Minute hat sich mein ganzes Leben
gewandelt, und heut wie damals fühle ich, daß nur Gottes Gnade solches
wirken
kann. Ich warf ihr Geld hin, das sie widerwillig nahm, weil sie
fürchtete, daß
ich sie verachte, und nannte mich einen deutschen Narren. Ich aber
hörte nicht
mehr, sondern stürmte fort in die kalte Regennacht und schrie
wie ein
Verzweifelter in die dunklen Kanäle hinaus nach einer Gondel. Endlich
kam eine,
die sich ihre Fahrt mit Gold aufwiegen ließ, aber mein Herz pochte in
einer so
jähen, unbarmherzigen und unbegreiflichen Angst, daß ich an nichts
anderes
dachte als an den Brief, den mir ein Wunder so jählings wieder in
Erinnerung
gebracht. Als ich bei der Schenke angelangte, brach die Begierde nach
diesen
Zeilen aus wie ein zehrendes Fieber; ein Rasender stürmte ich jäh in
die
Schenke, ohne der freudig-erstaunten Rufe meiner Genossen zu achten,
sprang auf
einen gläserklirrenden Tisch, riß den Brief von der Wand und rannte
weiter,
ohne das tolle Hohnlachen und zornige Fluchen hinter mir zu beachten.
An der
nächsten Ecke entfaltete ich den Brief mit zitternden Händen. Der Regen
strömte
nieder vom verwölkten Himmel, und der Wind riß an dem Blatt in meiner
Hand. Ich
ließ aber nicht früher ab, als bis ich mit überquellenden Augen alles
entziffert hatte. Es waren nicht viel der Worte: meine Mutter sei zum
Sterben
krank, und ich möchte nach Hause kommen. Kein Wort des Tadels und
Vorwurfs wie
sonst. Aber wie brannte mein Herz in tiefster Scham, als ich sah, daß
des
Degens Klinge mitten durch meiner Mutter Namen gestoßen war.....«
»Ein
Wunder, ein offenbarliches Wunderzeichen, nicht
allem Volke verständlich, aber wohl dem, für den es erstanden,«
murmelte der
Maler, als der Erzähler tiefbewegt in Schweigen
versunken war. Eine Zeitlang gingen sie wieder wortlos nebeneinander
her.
Fernüber leuchtete schon das prächtige Haus des Kaufherrn ihnen
entgegen. Als
der Kaufherr aufblickend es bemerkte, fuhr er hastig fort.
»Laßt
mich kurz sein, laßt mich Euch verschweigen, in
welchem Schmerz und reuevollem Wahnsinn ich diese Nacht verlebte. Laßt
Euch nur
sagen, daß mich der nächste Morgen knieend auf den Stufen der
Markuskirche
fand, wo ich in brünstigem Gebete der Muttergottes einen Altar gelobte,
wenn
sie mir vergönnen wollte, meiner Mutter Gruß und Verzeihung zu
erlangen. Am
selben Tage reiste ich ab, reiste Stunden und Tage der Verzweiflung und
Angst
nach Antwerpen, stürmte wild und verzweifelt zu meiner Eltern Haus. Vor
dem
Tore stand meine Mutter, gealtert und blaß, doch wohlauf. Als sie mich
sah,
breitete sie mir jubelnd die Arme entgegen, und ich weinte vieler Tage
Sorge
und vieler vergeudeter Nächte Schmach an ihrem Herzen aus. Mein Leben
ist
seitdem ein anderes geworden, ich darf beinah sagen ein gutes. Das
Liebste, das
ich hatte, jenen Brief, habe ich eingesargt in den Grundstein dieses
Hauses,
das meiner Hände Arbeit geschaffen hat, und mein Gelübde habe ich zu
lösen
gesucht. Bald nach meiner Ankunft ließ ich den Altar errichten, den Ihr
gesehn
habt, und bot alle Mühe auf, ihn würdig zu schmücken. Da ich aber
unbekannt war
in den Geheimnissen, nach denen ihr Eure Kunst zu werten wißt und der
Muttergottes ein würdiges Bild weihen wollte, so wie sie mir ihr Wunder
geoffenbart, schrieb ich an einen treuen Freund nach Venedig, er möge
mir den
Tüchtigsten der Maler senden, den er kenne, daß er mir das Werk meines
Herzens
würdig vollende.
»Monate
vergingen. Eines Tages stand ein junger Mann vor meiner Tür, berief
sich seiner Sendung und
entbot mir Gruß und Brief meines Freundes. Der italienische Maler,
dessen
wunderbaren und seltsam traurigen Gesichtes ich mich noch wohl besinne,
glich
durchaus nicht den lärmenden und großsprecherischen Kumpanen meiner
Venezianer
Zechgelage. Eher hätte man ihn als Mönch empfangen, denn als Maler,
weil sein
Habitus schwarz und lang war, seine Haare schlicht gereiht und sein
Antlitz von
jener vergeistigten Blässe der Nachtwachen und Askesen. Der Brief
bestätigte
nur jenen günstigen Eindruck und zerstreute meine Bedenken ob der
Jugend des
Meisters; die alten Maler, schrieb mir mein Freund, seien in Italien
stolzer
als Fürsten, und es hielte schwer, sie auch mit dem verlockendsten
Angebot aus
ihrer Heimat zu entfernen, wo sie umringt seien von Freunden und
Frauen, von
Fürsten und Volk. Diesen jungen Meister habe nur der Zufall bestimmt:
die
Sehnsucht, wegen eines ihm unbekannten Grundes Italien zu verlassen,
sei ihm
dringender gewesen als alles Geldes Angebot, denn man kenne auch daheim
des
jungen Malers Wert und wisse ihn zu ehren.
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