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04.3
Geschichten
Stefan Zweig
aus
Die Liebe der Erika Ewald
Die
Wunder des Lebens
Seite 5
»Ich hatte drei Schwestern. . . . Sie waren sehr schön,
und jeden Abend kamen sie an mein Bett und küßten mich. . . . Und mein Vater war
groß, ich reichte nicht hinauf zu ihm, und so trug er mich oft in seinen
Armen. . . . Und meine Mutter. . . . Ich habe sie nie mehr gesehen. . . . Ich weiß
nicht, was mit ihnen ist, denn mein Großvater sah weg, wenn ich ihn fragte undschwieg. . . . Und als er starb, wagte ich niemanden zu
fragen. . .«
Und wieder hielt sie inne. Ein Schluchzen brach aus
ihrer Kehle mit weher Gewalt. Ganz leise fügte sie bei:
»Jetzt weiß ich alles. . . . Wie konnte das alles so
dunkel sein für mich? Mir ist, als stände mein Vater neben mir und spräche das
Wort, das er damals mir zur Antwort gesagt – so deutlich klingt es in meinen
Ohren. . . . Nun frage ich niemanden mehr. . .«
Ihre Worte wurden Schluchzen, stummes trostloses
Weinen, das in ein tiefes trauriges Schweigen verklang. Das Leben, dessen
helles Bild sie noch vor wenigen Minuten verführt, gähnte ihr nun wieder dumpf
und dunkel entgegen. Und der alte Mann hatte längst Absicht und Ziel vergessen
über der hingegebenen Betrachtung dieses Schmerzes. Stumm stand er vor ihr, und
ihm war so weh, als müßte er sich zu ihr setzen, um mit ihr zu weinen, was er
nicht in Worten sagen konnte: daß seine große Menschenliebe diesen Schmerz in
ihr, den er unbewußt erweckt, fühlte als eine Schuld. Erschauernd spürte er die
Fülle von Segen und lastender Schwere, die in einer Stunde sich die Hände
reichten, und die schweren Wogen, die sich auf und nieder senkten, und von
denen er nicht wußte, ob sie sein Leben erheben wollten oder in die drohenden
Tiefen ziehen. Aber er fühlte sich matt und stumpf gegen Furcht wie Hoffnung;
nur Mitleid für dieses junge Leben erfüllte ihn, vor dem noch so viel Wege und
Ziele sich breiteten. Vergebens suchte er nach Worten: sie waren alle so schwer
wie Blei und klangen wie falsches Metall. Was wog ihre Fülle gegen den Schmerz
einer einzigen Erinnerung?
Traurig strich seine Hand über ihr zitterndes Haar. Sie schaute auf, verwirrt und zerfahren; mit
mechanischer Gebärde ordnete sie sich ihre Haare und erhob sich mit
umherirrenden Augen, als müßte sie sich wieder zurechtfinden in der
Wirklichkeit. Schlaffer und müder wurden ihre Züge und nur in den Augen
flackerte noch der dunkle Schein. Brüsk raffte sie sich zusammen und stieß die
Worte rasch hervor, um zu verbergen, daß noch das Schluchzen in ihnen
vibrierte. »Ich muß jetzt gehn. Es ist spät. Und mein Vater erwartet mich.«
Mit harter Gebärde schüttelte sie grüßend den Kopf,
raffte ihre Sachen zusammen und wandte sich zum Gehen. Aber der alte Mann, der
sie mit seinen sicheren verstehenden Blicken beobachtet hatte, rief sie noch
einmal zurück. Mühsam wandte sie sich um, denn in den Augen leuchtete ein
feuchter Schimmer von Tränen. Und wieder faßte der alte Mann mit seiner
bezwingenden innigen Gebärde ihre beiden Hände und sah sie an. »Esther, ich
weiß, du willst jetzt gehen und nicht mehr wiederkommen. Du glaubst mir und
glaubst mir nicht, denn eine geheime Angst betrügt dich.«
Er fühlte, wie ihre Hände sich sanfter und
vertrauender in den seinen lösten. Und er fuhr zuversichtlicher fort. »Komm
aber wieder, Esther! Wir wollen alle Dinge ruhen lassen, die hellen und die
traurigen. Morgen werden wir mit dem Bilde beginnen und mir ist, als wollte es
gelingen. Und sei nicht traurig mehr, laß das Vergangene schlafen und rüttle
nicht daran. Morgen wollen wir mit neuer Arbeit beginnen und mit neuer
Hoffnung. Nicht wahr, Esther?«
Sie nickte unter Tränen. Und sie trug die Ungewißheit
und Bangigkeit vor ihrem Leben wieder nach Hause zurück, wie vordem, nur mit
dem Bewußtsein tieferer Fülle und vielfacheren Inhalts, als sie bisher gemeint.
Der alte Mann blieb in
tiefem Sinnen zurück. Der Glaube an das Wunder war ihm nicht fremd geworden,
aber das Wunder war ihm viel feierlicher und göttlicher erschienen, da es ihm
nur ein Spiel des Lebens von göttlicher Hand dünkte. Und er entsagte dem
Gedanken, Glauben an mystische Verheißungen in einem Antlitz aufleuchten zu lassen,
dessen Seele vielleicht schon zu verzagt war, um noch zu glauben. Nicht mehr
überheben wollte er sich und Mittler Gottes sein, sondern nur schlichter
Diener, der ein Bild nach bestem Mühen schafft und es demütig am Altare
niederlegt, sowie ein andrer eine Gabe. Er fühlte den Fehler, den Zeichen
nachzugehen und sie zu suchen, statt zu warten, bis ihre Stunde käme und sie
sich ihm offenbarten. . . .
Tiefer und tiefer neigte sich sein demütiges Herz.
Warum hatte er Wunder wirken wollen an diesem Kinde, die ihm niemand geheißen?
War es nicht genug Gnade, daß in sein Leben, das schon leer und kahl wurzelte
wie ein alter Stamm, der nur noch mit den Ästen sehnsüchtig ins Blau aufgriff,
ein andres junges Leben getreten war, das sich ängstlich und vertrauensvoll an
ihn schmiegte? Ein Wunder des Lebens war ihm geschehen, das fühlte er; die
Gnade war ihm geworden, die Liebe, die seine späten Tage noch überflammte,
geben und lehren zu dürfen, sie einzusenken wie einen Samen, der noch wundersam
entblühen kann. Hatte ihm das Leben nicht genug damit gegeben? Und hatte ihm
nicht Gott den Weg gewiesen, auf welchem er ihm dienen sollte? Eine Gestalt
hatte er seinem Bilde ersehnt und, sie war ihm begegnet; war dies nicht Gottes
Wille, daß er sie zum Bildnis schüfe, und nicht, daß er ihre Seele einem
Glauben zuführte, den sie vielleicht nie würde verstehen können? Tiefer und
tiefer neigte sich sein demütiges Herz.
Der Abend kam in sein
Zimmer und die Dunkelheit. Der alte Mann stand auf; er fühlte eine Unrast und
ein Bangen in sich, wie selten in seinen späten Tagen, die sonst so lind waren
wie kühle klärende Herbstsonne. Langsam entzündete er das Licht. Dann ging er
hin zum Schrank und suchte ein altes Buch. Sein Herz war aller Unrast müde. Er
nahm die Bibel, küßte sie mit bebender Inbrunst; dann schlug er sie auf und las
bis in die späte Nacht. . .
Das Bild wurde begonnen.
Esther saß nachdenklich zurückgelehnt in einem weichen, wohligen Lehnstuhle und
hörte bald den erzählenden Worten des alten Malers zu, der ihr mit allerhand
Geschichten aus seinem und anderer Leben die eintönigen Stunden gleichmäßigen
Sitzens zu vertreiben suchte, bald träumte sie gelassen in die tiefe Stube
hinein, deren Wände mit Gobelins, Bildern und Zeichnungen geschmückt immer
wieder ihren Blick anzogen. Die Arbeit ging nicht rasch vonstatten. Der Maler
fühlte, daß alle diese Studien, die er machte, nur Versuche seien und noch
nicht die endgültige überzeugende Stimmung. Es fehlte ihm noch etwas in dem
Gedanken seiner Skizzen, das er in Worten und Begriffen sich nicht klären
konnte, tiefinnerlich jedoch mit solcher Deutlichkeit empfand, daß ihn oft eine
fieberhafte Eile von Blatt zu Blatt trieb, die er dann genau miteinander
verglich, immer aber unzufrieden, so getreulich seine Schöpfungen auch sein
mochten. Zu Esther sprach er nicht davon. Aber es war ihm, als läge in ihrem
harten Zuge, der sich selbst in den Augenblicken sanfter Träumerei nie ganz von
ihren Lippen ablöste, ein Widerspruch gegen die milde Erwartung, die seine
Madonna verklären sollte, als sei noch zuviel
kindhafter Trotz in ihr, der noch nicht reif sei, die süße Schwere des
Muttergedankens zu tragen.
Er fühlte, daß Worte ihr nicht recht die Düsterkeit
würden abringen können, daß sich nur von innen diese Härte würde mildern
können. Aber diese weiche, frauliche Regung blieb ihrem Antlitz fern, wenn auch
die ersten Frühlingstage ihr rotes Sonnengold durch alle Fensterritzen ins
Zimmer warfen und die schöpferische Regung einer ganzen Welt verkündeten, wenn
alle Farben auch weicher und tiefer zu werden schienen so wie die Luft, die
warm durch die Gassen wallte.
Schließlich ermattete der Maler. Der alte Mann
war erfahren und kannte die Grenzen seiner Kunst, deren Überschreitung er nicht
erzwingen konnte. Er gab den Plan auf, so wie er ihn gefaßt hatte, rasch und
der lauten Stimme einer plötzlichen Intuition gehorchend. Und nachdem er die
Möglichkeiten gegeneinander abgewogen hatte, entschloß er sich, in Esther nicht
den Gedanken der Verkündigung zu malen, da ihr Antlitz nicht die Schauer der
ersten Zeichen der gläubig erwachenden Weiblichkeit trug, sondern sie als
Madonna mit dem Kinde zu schaffen, dem schlichtesten und tiefsten Symbole
seiner Gläubigkeit. Und er wollte sogleich damit beginnen, denn die Verzagtheit
begann sich wieder in seiner Seele einzufinden, da der Glanz der erträumten
Wunder mählich und mählich mehr verblaßt war, ja schon fast in die schwere,
lastende Dunkelheit gesunken. Und ohne Esther zu verständigen, löste er die
Leinwand, die einige flüchtige Spuren voreiliger Versuche trug ab und setzte
eine neue an ihre Stelle, wie er sich überhaupt mühte, dieser neuen Vorstellung
in sich freien Weg zu bahnen.
Als Esther am nächsten Tage sich in gewohnter Weise niedergelassen hatte und sanft zurückgelehnt auf
den Beginn der Arbeit wartete, die ihr gar nicht unwillkommen war, sondern in
die Armut ihres einsamen Tages reiche Worte und freudige Minuten säte, hörte
sie zu ihrer Überraschung die Stimme des Malers nebenan in freundlicher
Wechselrede mit einer derben, bäuerlichen Frauenstimme, die sie nicht kannte.
Neugierig horchte sie hin, ohne aber deutliches vernehmen zu können. Bald
verstummte die Frauenstimme, eine Tür fiel ins Schloß und schon trat der alte
Mann herein und auf sie zu, etwas Helles in den Armen tragend, das sie beim
ersten Anblick nicht erkannte. Und vorsorglich legte er ihr ein kleines,
nacktes, derbes Kind von mehreren Monaten in den Schoß, das sich anfänglich
unruhig bewegte, dann aber unbeweglich blieb. Esther sah mit erstarrten Augen
den alten Mann an, von dem sie so sonderbaren Scherz nicht erwartet hatte. Doch
dieser lächelte nur und schwieg. Und als er sah, daß sich ihre ängstlich
fragenden Blicke nicht von ihm abwenden wollten, erklärte er ihr ruhig und mit
bittendem Tone seine Absicht, sie mit dem Kinde auf dem Schoße zu malen. Die
ganze Herzlichkeit und Güte seiner Augen legte er in diese Bitte. Die tiefe
väterliche Liebe, die er zu diesem fremden Mädchen gefaßt hatte und das innige
Vertrauen auf ihr unruhiges und gläubiges Herz durchleuchteten seine Worte und
noch sein beredtes Schweigen.
Esthers Gesicht war blutig überloht. Eine unbändige
innere Scham zerquälte sie. Kaum wagte sie mit einem ängstlichen Seitenblick
das kleine, blühende, nackte Kind zu betrachten, das sie auf ihren erzitternden
Knieen widerwillig hielt. Die Strenge des ganzen Volkes, in dessen Abscheu der
Nacktheit sie erzogen war, ließen sie dieses gesundfröhliche und
jetzt ruhig schlummernde Kind mit Ekel und geheimer Furcht betrachten; sie, die
unbewußt vor sich selbst ihre Nacktheit verhüllte, schauerte zurück vor der
Berührung dieses weichen, rötlichen Fleisches wie vor einer Sünde. Eine Angst
war in ihr, und sie wußte nicht, warum. Alle Stimmen in ihr streckten ängstlich
ihre rufenden Arme aus, aber das harte, kurze Nein wollte nicht den milden begütigenden
Worten dieses alten Mannes entgegen, den sie mit wachsender Liebe verehrte. Sie
fühlte, daß sie ihm nichts verweigern konnte. Und sein Schweigen und die Frage
seiner gespannt wartenden Blicke lasteten so schwer auf ihr, daß sie hätte
aufschreien mögen, blind, tierisch, ohne Zweck und ohne Worte. Wahnsinnig
packte sie der Haß gegen dieses ruhig schlummernde Kind, das in den Frieden
ihrer einzig stillen Stunde hereingebrochen war und ihre träumerische
Traulichkeit zerstörte. Aber sie fühlte sich schwach und wehrlos gegen die
gütige Weise dieses alten geruhigen Mannes, der wie ein weißer, einsamer Stern
über ihrem dunklen, tiefen Leben stand. Und wieder, wie zu jeder seiner Bitten,
neigte sie demütig und verwirrt das Haupt.
Da sprach er nicht weiter, sondern machte sich daran
das Bild zu beginnen. Zunächst zeichnete er nur den Umriß. Denn, um den inneren
Gedanken seines Werkes darzustellen, war Esther noch viel zu unruhig und zu
verwirrt. Der träumerische Ausdruck war gänzlich gewichen. In ihren Blicken lag
etwas Krampfhaftes und Gezwungenes, weil sie es unausgesetzt vermied, dem
Anblick des nackten schlafenden Kindes auf ihrem Schoße zu begegnen und in
endloser stumpfer Wiederholung die Wandhöhe mit den ihr innerlich
gleichgültigen Bildern und Zierraten fixierte.
Auch in
ihren Händen war dieser Ausdruck der Gezwungenheit und Steifheit von der Furcht
aufgezwungen, sie möchte den Körper berühren müssen. Dazu fühlte sie die Last
schwer auf den Knieen, ohne eine Regung zu wagen. Nur ein gespannter Zug in
ihrem Gesichte verriet stärker und stärker die qualvolle Anstrengung, so daß
der Maler schließlich selbst, obwohl er nicht ihren ererbten Abscheu, sondern
nur mädchenhafte Scheu voraussetzte, ihr Unbehagen zu ahnen begann und die
Sitzung unterbrach. Das Kind schlief ruhig weiter, wie ein sattes Tier, und
merkte nichts, wie es der Maler mit sorgfältigen Händen von dem Schoße des
Mädchens abhob und es im Nebenzimmer auf das Bett legte, wo es blieb, bis seine
Mutter, eine derbe holländische Schiffersfrau, die für einige Zeit nach
Antwerpen verschlagen war, es wieder abholte. Aber, ob man sie auch von der
körperlichen Last befreit, fühlte sich Esther doch noch von dem Gedanken schwer
bedrückt, daß Tag für Tag sie gleiche Bangigkeit erfüllen sollte.
Unruhig ging sie und unruhig kam sie wieder in den
nächsten Tagen. Im geheimen hegte sie die Hoffnung, daß der Maler auch diesen
Plan aufgeben würde und der Entschluß wurde drängender und überquellender, ihn
mit einem ruhigen Worte darum zu bitten. Aber nie vermochte sie es; ein innerer
Stolz oder eine geheime Scham hielten die Worte zurück, die schon auf ihren
Lippen zuckten, so wie schwungbereite Vögel, die prüfend ihre Schwingen
flattern lassen, bereit, sich im nächsten Augenblicke frei emporzustoßen in die
Luft. Aber während sie Tag für Tag kam und ihre Unruhe gewissermaßen schon mit
sich trug, wurde diese Scham nach und nach eine unbewußte Lüge, denn sie hatte
sich schon damit vertraut gemacht, wie mit einer lästigen Selbstverständlichkeit.
Es fehlte nur noch der Augenblick der Erkenntnis. Das Bild schritt inzwischen
wenig fort, obwohl der Maler ihr es mit vorsichtigen Worten andeutete. In
Wirklichkeit umfaßte sein Rahmen nur die leeren und unwichtigen Linien der
Gestalten und ein paar flüchtige versuchende Tönungen. Denn der alte Mann
wartete, bis Esther sich mit dem Gedanken ausgesöhnt hätte und suchte nicht zu
beschleunigen, was er mit Sicherheit erhoffte. Vorläufig kürzte er nur die
Stunden der Sitzungen und sprach viel von allerlei gleichgültigen Dingen, die
Anwesenheit des Kindes und Esthers unruhige Erregung mit Absicht übersehend. Er
schien heiterer und sicherer als je.
Und sein Vertrauen betrog ihn diesmal nicht. Denn
einer dieser Vormittage war hell und warm, das Fenster umschnitt mit seinen
Kanten eine lichte und durchsichtige Landschaft: Türme, die ferne waren und
doch ihren goldglänzenden Schein wie von nahe schimmern ließen, Dächer, von
denen der Rauch leise und sanftgekräuselt sich in das tiefe und wie damastene
Himmelsblau verlor, weiße Wolken, die ganz nahe standen, als wollten sie sich
niedersenken wie ein flaumiger flatternder Vogel in dieses dunkelflutende Meer
der Dächer. Und mit vollen Händen warf die Sonne ihr Gold herein, Strahlen und
tanzende Funken, rollende Kreise wie kleine klirrende Münzen, schmale
schneidende Streifen wie glänzende Dolche, flatternde Formen ohne Deutung und
Sinn, die mit springender Behendigung wie kleine schimmernde Tiere über die
Bohlen sprangen. Und dieses flirrende und prickelnde Spiel hatte das Kind aus
dem Schlafe geweckt, indem es wie mit seinen spitzigen Fingern an die
geschlossenen Augenlider pochte, bis sie sich auftaten und blinzelten und
starrten. Unruhig begann es sich auf dem Schoße
des Mädchens zu bewegen, das es mit unwilliger Gebärde behütete. Aber es
strebte nicht von ihr weg, sondern haschte nur ungeschickt mit seinen kleinen
täppischen Händen nach diesen Funken, die es umtanzten und umspielten, ohne daß
es sie fassen konnte und dieser Mißerfolg steigerte nur seine Aufmerksamkeit.
Immer eiliger suchte es die kleinen dicken Finger zu bewegen, die vom sonnigen
Lichte rötlich durchleuchtet die warme Flut des Blutes durchdämmern ließen, und
dieses naive Spiel erfüllte die ganze kleine unfertige Gestalt mit wundersamem Liebreiz,
der auch Esther unbewußt bezwang.
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