04.3
Kriminal-Roman
R. Kohlrausch
Das Geheimnis des Wassers
1933
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Das Geheimnis des Wassers
- Siebendes Kapitel -
„Lassen
Sie den
Herrn hereinkommen.“
Dr.
Berninger
gab den Auftrag an einen Schutzmann, der wartend neben der Tür stand.
Er
verschwand jetzt und ließ den Gemeldeten eintreten.
Es
war ein
kleines, weißhaariges Männchen, das im Gehen fortwährend kleine, eilige
Verbeugungen machte, bis es an Dr. Berningers Platz herangekommen war.
„Gestatten
Sie,
— mit Ihrer gütigen Erlaubnis, ich heiße Lübberjahn, und ich möchte
gern eine
Aussage machen.“
„In
welcher
Angelegenheit?“ fragte Berninger, der das Männchen mit gutmütigem
Lächeln betrachtete.
„Verzeihen
Sie,
— das vergaß ich zu sagen. Mein Gott, wie kann man so vergeßlich sein,
— aber
ich bin schon dreiundsiebzig, das muß mich entschuldigen. Ich komme
wegen des
Todes des Herrn van Berg, — das heißt, nicht eigentlich wegen seines
Todes, er
war mir persönlich unbekannt, — sondern wegen des Fräuleins Berta
Haverland.“
Jetzt
merkte
Berninger auf. Auch sein getreuer Adlatus Naumann machte sich mit
Spannung ans
Protokollieren.
„Bitte,
sprechen Sie!“
„Mit
Ihrer
gütigen Erlaubnis. Ich war eigentlich nur gesonnen zu schreiben, von
Altenburg aus,
— da bin ich nämlich wohnhaft — aber ich hatte Geschäfte hier in der
Stadt, —
da bin ich doch lieber selbst hergekommen.“
„Und
was haben
Sie auszusagen?“
„Vor
allem das
eine, daß Fräulein Haverland unschuldig ist an der ihr in den Zeitungen
vorgeworfenen Ermordung des Herrn van Berg, — selbstverständlich nur
nach
meiner persönlichen Überzeugung.“
„Haben
Sie
dafür Gründe?“
„Jawohl,
—
allerdings. Das ist es ja gerade, weshalb ich mir die Freiheit genommen
habe, herzukommen.
Ich war nämlich der genaueste Freund von dem vor drei Jahren
verstorbenen Herrn
Anton Haverland in Altenburg, dem Vater des Fräulein Berta Haverland,
von deren
Unschuld ich, wie gesagt, überzeugt bin. Denn was führt man in den
Zeitungen
als Grund an, weshalb Herr van Berg von Fräulein Haverland vergiftet
sein soll?
Doch neben ihrer eiligen Flucht nur das eine, daß ihr Vater durch Herrn
van
Berg finanziell ruiniert worden sei, weshalb er ihn tödlich gehaßt
habe. Dieser
Haß soll nun an die Tochter sozusagen übergegangen sein, und sie soll
den Herrn
van Berg eben dieses Hasses wegen umgebracht haben. Darf ich mir zu
dieser
Darstellung ein paar Bemerkungen ganz ergebenst gestatten?“
„Bitte,
bitte.“
„Das
eine daran
ist wahr: mein Freund hat Herrn van Berg bis aufs Blut gehaßt. Er war
nach
seiner Schilderung einer der größten Schurken dieser an solchen
Exemplaren so
reichen Zeit, Halsabschneider, Wucherer, der ihn
um sein ganzes
Vermögen gebracht hat. Wären die beiden einmal unter vier Augen
zusammengekommen, es wäre vielleicht nicht ganz ausgeschlossen
gewesen, daß
mein lieber Freund Herrn van Berg den Hals umgedreht hätte.
Aber
die Tochter
hat von den Beziehungen der beiden und von der Schurkerei, die der edle
Herr
van Berg an ihrem Vater verübt hat, auch
nicht ein
Sterbenswörtchen gewußt.“
„Wie
wollen Sie
das beweisen?“
„Durch
das, was
mein Freund nur mir nicht einmal, sondern hundertmal gesagt hat. Er war
im
allgemeinen ein merkwürdig verschlossener
Mensch, nur mir
gegenüber nicht. Und er schämte sich, daß er den wahren Charakter des
Herrn van
Berg nicht gleich erkannt und sich überhaupt mit ihm eingelassen hatte.
Deshalb
gab er sich selbst gewissermaßen die Schuld an dem, was ihm durch die
Gaunerei
des anderen passiert war, und machte sich immer wieder Vorwürfe
darüber, daß er
seine Tochter ins Elend gebracht hatte. Deshalb war er auch so eifrig
darin,
daß ihr nur nichts darüber bekannt würde. Hundertmal hat er mich
beschworen, daß
ich ihr niemals etwas davon sagen sollte. Das ist mir denn auch
sozusagen
Gesetz
gewesen, und
ich habe kein Wort verlauten lassen. Darum kann ich mit gutem Gewissen
behaupten, Fräulein Haverland hat wirklich nichts davon gewußt. Was
jetzt nach
dem Tode dieses Lumpen — verzeihen Sie gütigst — von den Dingen bekannt
geworden ist, müssen wohl Eingeweihte der Behörde verraten haben.
Fräulein
Haverland hätte sicher auch nach ihres
Vaters Tode
niemals die Stellung im Hause des Herrn van Berg angenommen, die der
kranke
Mann ihr vielleicht aus einer verspäteten
Regung des
Gewissens heraus anbot, wenn sie geahnt hätte, was er an ihrem Vater
verbrochen
hatte. Sie hat von der ganzen Sache nichts, absolut nichts gewußt, und
was der Mensch
nicht weiß, — nicht wahr? — das kann ihn doch auch nicht veranlassen,
einen
anderen umzubringen.“
Er
hatte sich
warm geredet und holte jetzt aus dem Grunde seines Hutes ein
Taschentuch hervor,
um sich damit über die Stirn zu fahren. Dr. Berninger sah nachdenklich
vor sich
nieder; Herr Naumann schaute mit eigentümlich
glitzernden
Augen auf seinen Chef.
„Gegen
die
Logik Ihrer letzten Behauptung, Herr Lübberjahn,“ sagte jetzt Berninger
„ist nichts
einzuwenden. Ob Ihre Voraussetzung richtig ist, muß mit Sorgfalt
geprüft
werden.“
Berninger
schloß die Protokollaufnahme, und Lübberjahn unterschrieb unter Angabe
seiner Adresse.
Berninger
lachte, als das ulkige Männchen hinausgegangen war, wurde aber schnell
wieder nachdenklich
und wandte sich zu Naumann: „Nun, Phantasus, was meinen Sie zu der
Sache?“
Naumann
lächelte pfiffig: „Da hat wieder einmal einer ein hübsches Kartenhaus
umgeblasen.“ — — —
* *
*
Das
Bild in
Frau van Bergs kleinem Salon war ganz ähnlich wie vor wenigen Tagen. Es
war wieder
um die Teezeit, und gegenüber der schönen Witwe saß wieder Dr. Siemens.
Er hatte
sie beim Kommen mit einem langen Handkuß begrüßt und ihr wieder einen
Blumenstrauß überreicht.
Von
einem
venetianischen Kronleuchter, von einer großen Stehlampe, von ein paar
Wandarmen
herüber flutete Licht in den ganzen Raum, und wie entschuldigend
erklärte Frau
van Berg:
„Ich
muß Licht
haben, — hell, hell muß ich es haben. Die Dunkelheit ist mir immer
zuwider gewesen,
und jetzt, — meine Nerven sind ruiniert von all dem Schrecklichen.“
„Ganz
wie bei
mir. Ich fühle mehr und mehr, wieviel Verwandtes wir mit einander
haben. Denken
Sie nur, — aber es ist vielleicht besser, wenn ich es nicht erzähle;
denn es
ist nichts Heiteres.“
„Doch,
doch;
erzählen Sie, sprechen Sie!“
Siemens
griff
in eine Tasche seines Rockes, um einen in Papier eingeschlagenen
Gegenstand hervorzuholen.
„Ich
sagte
schon, daß auch meine Nerven in einem üblen Zustand sind. Und weil wir
gestern Sonntag
hatten, bin ich ein Stück aus der Stadt hinausgefahren, um in freier
Natur auch
selbst wieder innerlich frei zu werden. Lange bin ich umhergelaufen, so
lange,
daß es in einem hohen
Buchenwalde bei
meinem Heimweg schon dunkel wurde. Man hatte dort — wohl schon vor
geraumer
Zeit — einen Baum gefällt und auch den unteren Stumpf zertrümmert,
vielleicht gesprengt,
sodaß Holzsplitter einen
Raum rund umher
bedeckten. Dies Holz aber — denken Sie nur, gnädige Frau — leuchtete,
phosphoreszierte
wie Johanniswürmchen es tun.“
„Sonderbar
—
und was geschah weiter?“
„Ich
muß gestehen,
ich war zuerst ein wenig erschrocken über den unvermuteten Anblick, und
mitten
in diesem Schreckensgefühl fiel mir
auch noch ein,
was ich einmal hatte sagen hören: daß nämlich solch leuchtendes Holz
nur an Stellen
vorkäme, wo früher einmal ein Mord
geschehen wäre.
Das ist natürlich Unsinn, — wie sollte totes Holz von toten Menschen
wissen? —
Aber dort im einsamen Walde wurde mir doch unbehaglich zumute bei dem
Gedanken.
Das hat mich freilich nicht abgehalten, mir ein paar Stücke von dem
Holz mit nach
Hause zu nehmen, und ich habe hier eins davon mitgebracht, um es Ihnen
zu
zeigen.“
„O
nein, —
bitte, nein, ich mag es nicht sehen!“
„Aber
es ist
wirklich interessant. Einmal anschauen müssen Sie es wenigstens, aber
im Dunkeln,
sonst wirkt es nicht. Bitte, gestatten
Sie.“
Bevor
sie noch
antworten konnte, stand er auf, ging zum Fenster und schloß den
schweren Vorhang.
Dann trat er ebenso schnell zur Tür, schaltete die Leitung des
elektrischen
Lichtes aus und befreite das Holz von seiner Hülle, das er nun auf den
Tisch
legte. Nach der hellen Beleuchtung erschien den geblendeten Augen die
künstliche
Dämmerung fast als Dunkelheit, und
in sie hinein
warf das glimmende Holz einen grünlich-weißen, geheimnisvollen
Schimmer.
Frau
van Berg
war aufgesprungen und stand mit abwehrend ausgestreckten Händen vor dem
unheimlichen Schauspiel. Mühsam bezwang sie sich zu ruhigem Sprechen.
„So,
nun habe
ich Ihnen den Willen getan und habe es mir angeschaut. Aber jetzt,
bitte, tun
Sie es wieder fort, ich mag es nicht mehr sehen. Und machen Sie Licht.“
„Wie
Sie
befehlen.“ Er umhüllte das Holz aufs neue mit Papier und barg es in der
Tasche
seines Rockes. Dann ließ er es wieder hell werden und öffnete den
Vorhang.
Langsam und gedankenvoll setzte Frau van Berg sich auf ihren
früheren Platz,
und Siemens folgte dem Beispiel. Nach minutenlangem Schweigen fuhr sie,
wie vom
Schlaf erwachend, mit nervöser Bewegung
zusammen und
sagte: „Nicht wahr. Sie wollten doch noch etwas anderes erzählen?“
„Gewiß,
dies
galt nur als Einleitung für das, was mir in der Nacht geschah. Nur
daraus
erklärt sich der unheimliche Traum, der mich geängstigt hat. Wenn es
nicht etwa
mehr war als ein Traum.“
„Was
war das?“
Ihr Gesicht war bleich, während sie die Frage tat.
„In
gewisser
Weise war es eine direkte Fortsetzung von dem, was ich am Abend getan
hatte.
Dieses leuchtende Holz interessierte mich so sehr, daß ich die
mitgebrachten
Stücke auf meinen Nachtschrank legte. So waren sie mir direkt vor
den Augen, als ich schlafen ging, und ich sah längere Zeit darauf hin,
bevor
ich einschlief. Immer heller wurde, nachdem ich das Licht gelöscht
hatte, der
grünlich-weiße Phosphorglanz. Dieses Bild im Auge, bin ich dann
eingeschlafen,
aber im Traume hat es sich mir wiederholt. Ich sah zuerst auch nur das
grüne
Leuchten, aber langsam änderte sich das Bild. Etwas Dunkles tauchte
darum her
empor und floß allmählich zusammen in eine Gestalt, von deren Händen
das
Leuchtende gehalten wurde. Mehr und mehr verstärkte sich der
Phosphorglanz und
ließ mich immer deutlicher die Gestalt unterscheiden, bis ich sah, wer
es war.“
„Wer
war es?“
Ganz leise tat sie die Frage.
„Meine
Braut
war es, Erna Herterich!“
„Erna!“
„Jawohl!
Eine
ganze Weile stand sie mir bewegungslos gegenüber und schaute mich an.
In ihren
Augen war etwas von dem Phosphorglanze des Holzes.
Zuletzt fing sie ganz langsam an, wie vom Starrkrampf erwachend, ihre
Lippen zu
bewegen, und nun kamen auch Worte daraus hervor.“
Er
schwieg und
sah Frau van Berg heimlich an. Ihr Atem ging unruhig. „Was für Worte
waren es?“
fragte sie halblaut.
„Sie
klangen
bedeutungsvoll, auch weil sie ganz
langsam, jede Silbe hervorhebend, sprach. ›Ich kenne den Mörder!‹ sagte
sie.“
„Das
ist nichts
Neues, wenn sie von meines Mannes Tode sprach. Auch wir kennen den
Mörder oder
die Mörderin. Sie heißt Berta Haverland.“
Siemens
beugte
nachdenklich den Kopf. „Ja, wenn sie das wirklich gemeint hat. Aber es
kann
auch noch etwas anderes in Frage kommen. Wir haben bisher immer nur an
einen
Unfall gedacht beim Tode meiner Braut, — könnte sie aber nicht auch
ermordet
worden sein und von ihrem eigenen Mörder gesprochen haben? Schelten Sie
mich
nicht, wenn ich immer wieder
auf den
Gedanken komme. Versetzen Sie sich einmal in meine Lage. Denken Sie,
daß Ihr verstorbener
Gatte vor Sie hingetreten wäre und solche Worte gesprochen hätte.“
Wieder
ein Schweigen,
wieder sein vorsichtig aber scharf beobachtender Blick. Dann in die
tiefe
Stille hinein plötzlich ein helles Auflachen der Frau van Berg, ein
Theaterlachen. „Mein Gott, was für törichte Sachen wir schwatzen! Da
reden wir
hin und her über das, was Erna mit ihren Worten gemeint haben kann, und
schließlich
war das alles doch nur ein Traum.“
Auch
Siemens
lachte jetzt: „Ja, ja, Sie sehen, ich hatte recht, wenn ich sagte: Wir
kommen aus
dem Kreise des Todes nicht heraus. Aber jetzt wollen wir einmal
ernstlich
versuchen, stärker zu sein als er. Es gibt ja doch noch Freuden auf der
Welt,
lockende Freuden, für die kein Preis, den man dafür zahlen kann, zu
hoch ist.“
„Ja,
solche
Freuden gibt es,“ wiederholte sie langsam, „nur erobern muß man sie
können.“
„Und
muß kein
Mittel scheuen, das dahin führt, nicht wahr? Das ist doch
Eroberermoral.„
Sie
sah vor
sich nieder. Langsam sagte sie dann: „Ein Eroberer muß Waffen haben.“
„Ist
Frauenschönheit nicht unter ihnen die mächtigste?“
„Auch
sie kann
versagen.“
„Dann
müssen
andere Mittel an die Reihe kommen. Man muß nur anerzogene Rücksichten
über Bord
werfen.“
„Könnten
Sie
das?“
„Wenn
es um
einen hohen Preis geht, gewiß. Ich brauche nur zu denken, Sie, gnädige
Frau, wären
der Preis des Kampfes, und ich würde kein Mittel scheuen, um zu
siegen.“
„Auch
nicht
Verstellung und Lüge?“ fragte sie langsam.
„Trauen
Sie mir
nicht?“
„Ich
möchte
sicher gehen.“
„Welchen
Beweis
fordern Sie von mir?“
„Das
muß Ihr
Gefühl Ihnen sagen.“
„Mein
Gefühl?
Haben Sie schon vergessen, was ich Ihnen neulich verraten habe? Daß all
meine
Gedanken von Ihnen beherrscht werden.“
Sie
stand auf
und ging einmal im Zimmer auf und nieder. Dann kam sie wieder zu ihm
zurück, der
sich gleichfalls erhoben hatte. „Sie sind ein merkwürdiger Mensch! Sie
scheinen
kalt und sprechen von Feuer. Ich möchte dieses Feuer einmal brennen
sehen.“
Ganz
nahe war
sie jetzt vor ihn hingetreten. Ihre verlangenden Augen sandten Flammen.
Und
unter diesen Blicken legte Siemens den Arm um sie, beugte sich nieder
und küßte
sie.
Plötzlich
aber
empfand er, daß ein Schauder über sie hinlief, er fühlte sich
zurückgestoßen und
hörte, wie sie mit heiserer Stimme sagte: „Sie lieben mich nicht, — Sie
treiben
ihr Spiel mit mir; ich weiß, wie Männer küssen, die lieben, — Sie
lieben mich
nicht! Etwas anderes wollen Sie von mir als mich selbst. Ein bestimmter
Zweck
hat Sie zu mir getrieben, und ich ahne, was es ist. Sie haben
doppelsinnige Worte
gesprochen, und nun weiß ich: aushorchen, überlisten wollen Sie mich, —
Sie
stehen auf der Seite der Mörderin meines Mannes und suchen hier nach
einem
Beweis ihrer Unschuld. Aber Sie suchen vergeblich.“
Ein
seltsames
Lächeln zuckte blitzgleich über Siemens’ Gesicht. „Ich bin überzeugt,
gnädige Frau,
daß ich den hier nicht finden werde. Vielleicht ist es mehr ein Beweis
der
Schuld, nach dem ich suche.“
Sie
hatte sein
Lächeln gesehen und war zusammengezuckt. Heftig fragte sie nun: „Was,
wollen
Sie damit sagen?“
„Was
in meinen
Worten liegt, nicht mehr.“
„Ein
Sinn könnte
darin liegen, der mich beleidigen würde, tödlich beleidigen. Wissen Sie
das?“
„Ich
kenne die
Tragweite meiner Worte.“
„Dann
ist es
empörend, wenn Sie noch vor mir stehen!“
„Dem
kann
leicht abgeholfen werden, gnädige Frau, wenn ich mich sogleich
empfehle.“
„Ja,
gehen Sie,
gehen Sie! Glauben Sie mir aber, ich werde nicht vergessen, was hier
heute geschehen
ist.“
„Ich
ebensowenig.“
Er
verbeugte
sich und ging hinaus. Einen Augenblick blieb sie stehen, auf sein
Fortgehen horchend.
Ein Schauder ließ ihren Körper erbeben. „Betrüger, Spion!“ sagte sie
mit
leiser, zischender Stimme. Dann fuhr sie plötzlich herum; ihre
weitaufgerissenen Augen starrten ins Leere. „Wenn das nur nicht wäre!
Wenn diese
Füße nicht wären, die hinter mir sind, wohin ich gehe! Diese Stimmen
und
Gesichter, diese bleichen Gesichter! —“ Wieder ein Schauder, unter dem
ihr
Körper wie vom Fieber geschüttelt erbebte. Doch gleich darauf raffte
sie msich
gewaltsam zusammen. „Ich lasse mich
nicht
unterkriegen, ich bin stärker als alle; stärker auch als du!“ Dann aber
hob sie
die rechte Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger in die Luft und sagte
mit
zischendem Tone: „Hüte dich, — hüte dich vor mir!“
oben
weiter
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