04.3
Kriminal-Roman
R. Kohlrausch
Das Geheimnis des Wassers
1933
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Das Geheimnis des Wassers
- Elftes Kapitel -
Siemens’
Sehnsucht,
wieder in seine Wohnung überzusiedeln, hatte schließlich das Herz des
Arztes
erweicht. Er hatte den Genesenden freigegeben unter der Bedingung, daß
eine der
Krankenschwestern ihn dort weiter pflege. Der Patient hatte sich die
Schwester
Luise dazu ausgewählt,
ein zierliches
Wesen mit einem Madonnengesichtchen. Geräuschlos glitt sie durch die
Zimmer,
immer vorhanden, wenn sie nötig war, diskret verschwindend, wenn man
ihrer
nicht bedurfte.
Der
helle
Vormittag drang in seinem Frühlingslichte verheißungsvoll ins
Krankenzimmer
hinein. Siemens lag angekleidet auf einem Diwan, in seinen Zügen war
erwartungsvolle Spannung.
„Hat
es nicht
eben geläutet, Schwester?“ Sie lachte fröhlich auf. „Immer noch nicht,
Herr
Doktor. Sie sind heute wirklich wie ein Kind vor Weihnachten.“
Dann
aber
ertönte die Glocke, die den erwarteten Besucher meldete. „Herr Grothof,
nicht
wahr?“ fragte Schwester Luise zur Sicherheit.
Es
dauerte
nicht lange, bis die Tür sich auftat für den Maler. Grothof blieb in
der Nähe
der Tür stehen, sah schweigend auf Siemens und sagte dann mit
unsicherer
Stimme: „Sie haben mir geschrieben.“
„Das
tat ich.
Bitte, setzen Sie sich hierher. Was wir einander zu sagen haben, muß
leise
gesprochen werden.“
Ein
Stuhl stand
nahe bei seinem Lager. Widerstrebend ging der Maler dorthin und setzte
sich.
Dann wartete er, bis der andere wieder begann.
„Es
ist ein
schweres Mißverständnis, das ich aufklären muß. Ein Mißverständnis,
unter dem wir
beide haben leiden müssen.“
„Mißverständnis
ist eigentlich nicht ganz das rechte Wort. Es handelt sich um ein
Geheimnis, das
ich bis jetzt bewahren mußte. Das Mißverständnis
war erst die
Folge davon.“
Überlegend
schwieg er einen Augenblick, um dann zu fragen: „Wundern Sie sich
nicht, Herr Grothof,
daß es Ihnen heute möglich war, hierherzukommen?“
„Weshalb
soll
ich mich wundern?“
„Weil
von
Rechts wegen ein paar feste Mauern und noch festere Gitter zwischen
Ihnen und
mir liegen sollten.“
„Was
meinen Sie
damit?“
„Spielen
wir
doch keine Komödie mit einander. Sie haben den Schuß auf mich
abgegeben, an
dessen Folgen ich noch leide; ich habe Sie deutlich erkannt, — Sie
säßen heute,
wenn ich nicht geschwiegen hätte, im Untersuchungsgefängnis.“
Der
Maler hatte
den Kopf tief gebeugt; nach einer Pause hob er ihn energisch in die
Höhe.
„Wenn
ich alles
dies zugeben wollte, — weshalb haben Sie geschwiegen?“
„Ich
tat es,
weil mir Ihr Unglück ohnedies bereits groß genug erschien. Ich habe
geschwiegen
aus Mitleid.“
„Ich
will von
Ihnen kein Mitleid.“
„Sagen
wir
Mitgefühl, wenn das Wort Sie verletzt.“
„Mitgefühl
oder
Mitleid, ich weise beides zurück. Sie sprechen von meinem Unglück, —
jawohl, ich
bin grenzenlos unglücklich; und ich bin es durch Sie.“
„Nach
Ihrem
Glauben, ja. — Wenn dieser Glauben aber falsch wäre?“
„Wie
sollte das
möglich sein? Ich weiß viel mehr von dem, was geschehen ist, als Ihnen
erwünscht sein kann.“
„Sie
wissen
trotzdem nur Falsches.“
Der
Maler legte
die bebende Faust auf den Tisch.“Wie, nennen Sie es falsch, daß meine
Braut von
Ihnen verfolgt, fortgeschafft, versteckt worden ist? Nennen Sie es
falsch, daß
ein Kind von ihr im Hause der Frau Preger da draußen verborgen gehalten
wird,
und nennen Sie es falsch, wenn ich in Ihnen den Vater des Kindes
erblicke?"
„Jawohl,
Herr
Grothof, das alles ist falsch. — Was ich Ihrer Braut angetan haben
soll, das konnte
nur mit einer Lebenden geschehen.“
Grothof
beugte
sich weit zurück. Die Lippen zuckten ihm.
„Es
ist eine
der schwersten Aufgaben, Ihnen sagen zu müssen, was jetzt gesagt werden
muß. Wenn
Sie von Ihrer Braut sprechen, so sprechen Sie von einer Toten.“
Wie
gelähmt
blieb Grothof einen Augenblick sitzen, dann sprang er empor.
„Also
gestehen
Sie es ein? Ich habe es gefühlt und habe doch immer wieder gezweifelt.
Sie
geben mir heute die Rechtfertigung für das, was ich an Ihnen getan
habe. Dem Mörder
meiner Braut hat mein Schuß gegolten, und ich beklage nur das eine, daß
ich Sie
heute noch lebendig sehe.“
„Danken
Sie
lieber Gott! — Ich habe nichts getan, als Ihrer Braut beizustehen und
ihr zu helfen.
Einer der unglücklichsten Zufälle hat meine Pläne vereitelt. Sie war
es, die
das Boot von Frau Preger an dem verhängnisvollen
Abend benutzte,
sie hat in ihrer Todesangst das Fahrzeug vor den herankommenden Dampfer
gelenkt
und ist so dem Unglück zum Opfer gefallen. In dem Grabe, das angeblich
die
Leiche meiner Braut aufgenommen hat, liegt niemand anders als Berta
Haverland.“
„Und
ich soll
dieses Märchen glauben? — Sie haben an dem offenen Grabe Fräulein
Herterichs gestanden
und wagen es, mich so zu belügen?“
Langsam
antwortete Siemens: „Ihre Zweifel sind vollkommen verständlich. Aber
trotzdem bleibt
es Wahrheit, was ich gesagt habe. Meinen Worten wollen Sie nicht
glauben, so
glauben Sie den eigenen Augen.“
Siemens
klopfte
zweimal mit dem Stuhl auf den Fußboden. — In der Tür erschien eine
schwarzgekleidete
Frauengestalt. Sie trat auf den Maler zu, während sie leise weinend
sagte:
„Armer
Herr
Grothof!“
Wie
vor einer
übernatürlichen Erscheinung wich er vor ihr zurück.
„Sie
— Fräulein
Herterich? — Das ist nicht wahr — das ist nicht möglich!“
Wie
zu
steinernen Bildern erstarrt, standen die beiden für ein paar Sekunden
einander
gegenüber. Dann durchlief ein Beben Grothofs Körper.
„Sagen
Sie mir
— wenn Sie — wirklich leben, — was ist aus meiner Braut geworden?“
Erna
gab nur
Antwort, indem sie Schultern und Hände langsam hob und gleich wieder
schwer
herabsinken ließ. Es war eine stumme Verkündigung.
Der
Maler
verstand ihre Bewegung. Laut schluchzend barg er sein Gesicht im
Polster eines Sessels.
Nur sein Weinen unterbrach für eine Weile die Stille. Dann trat Erna zu
dem
Niedergebrochenen und legte die Hand auf seine
Schulter.
„Armer
Herr
Grothof, hören Sie mich an. Ich kann Ihnen Ihren Schmerz nicht
abnehmen, ich
kann ihn nur teilen. Lassen Sie mich Ihnen erklären, was geschehen ist;
Sie
werden dann wenigstens einsehen, daß wir nicht Ihre Feinde sind sondern
zwei
teilnehmende Freunde.“
Schwerfällig
und langsam raffte sich der Malerauf. Erna setzte sich neben ihn.
"Mein
Verlobter
und ich haben eine große Schuld an Ihnen gutzumachen, weil wir Ihnen so
lange
die Wahrheit nicht gesagt haben. Aber es handelte sich um die
Sicherheit meines
Lebens.“
„Ihres
Lebens?“
Wie träumend, blickte der Maler auf ihre Lippen.
„Jawohl.
Sie
müssen wissen, Ihre Braut und ich hatten einen gemeinsamen Feind oder
vielmehr eine
gemeinsame Feindin.“
„Wer
war das?“
„Frau
van Berg.“
„Sie!“
„Ich
war
zufällig in der Villa an dem Abend, als der Mord begangen wurde. Meine
Kusine war
ausgegangen, Berta sehr beschäftigt, so ließ ich mich bei dem kranken
Herrn van
Berg melden und leistete ihm eine Weile Gesellschaft. Beim Fortgehen
sprach ich
noch ein paar Minuten mit Berta. Sie war gerade im Gartenzimmer, weil
sie Herrn
van Bergs Medizin
zurechtmachen
wollte. Auf meinen Wunsch rief der Diener sie heraus, damit ich von ihr
Abschied nehmen konnte. Dann ging ich in den Garten hinaus. Und hier
geschah
das, weswegen ich mir die tödliche Feindschaft meiner Kusine zuzog.“
„Sie
war ja
doch damals nicht in der Wohnung.“
„Das
ist nicht
wahr. — Ich habe sie gesehen, als ich aus der Haustür in den Garten
trat. Sie kam
aus der für Lieferanten bestimmten Tür neben dem Gartenzimmer. Ich habe
sie
deutlich erkannt; sie trat vorsichtig ans Fenster, um hineinzuschauen.
Dann
ging sie sehr eilig fort, nach der Straße zu. Sie war nun im Dunkeln,
und ich
konnte sie nur noch sehr undeutlich sehen.
Aber
mir schien
es, als ob sie einen Arm nach dem Gesträuch zu heftig hob und senkte;
jedenfalls
klang der Ton eines fallenden Glases — vermutlich des Morphiumglases —
gleich darauf
zu mir herüber. Ich habe mich damals nicht weiter darum bekümmert und
sie ruhig
fortgehen lassen. — Mich hat sie sicher nicht bemerkt.“
Grothof
umfaßte
seine Stirn mit einer Hand.
„Sie
hat aber
doch gesagt, in dem Gartenzimmer hätte Berta das Gift gemischt für
Herrn van Berg?“
„Das
hat sie
gesagt. Und über Berta hergefallen ist sie; sobald sie nach Hause kam,
hat sie vor
der Dienerschaft eine Mörderin gescholten und hat gleich zur Polizei
geschickt,
um sie verhaften zu lassen.“
„Ich
weiß, ich
weiß. Und ich bin fertig mit ihr seit jenem Tage. Wer Berta eine
Mörderin schelten
konnte —„
„Der
war ein
Dummkopf oder ein Bösewicht,“ f iel ihm Erna leidenschaftlich ins Wort.
„Sie,
die Gute,
Liebe, Weiche, war unfähig, auch nur den Gedanken an ein Verbrechen zu
fassen.“
„Haben
Sie
tausendmal Dank für dieses Wort!“ sagte Grothof, indem er ihre Hand
ergriff und
sie küßte.
„Ich
habe das
gewußt vom ersten Augenblick an, als ich von dem Geschehenen hörte;
mehr noch,
als ich erfuhr, daß meine Kusine leugnete,
damals im Hause
gewesen zu sein. Das erschien mir ungeheuer belastend, und ein schwerer
Verdacht entstand in mir gegen sie. So ging ich hinaus am nächsten
Morgen und suchte
im Garten lange nach dem Glase, das ich hatte fallen hören, weil es
einen
Beweis ihrer Schuld geben konnte. Mein Suchen war leider vergeblich,
aber ich ging
dann doch ins Haus und stellte sie zur Rede, sagte rund heraus, was ich
gesehen
hatte, und was ich daraus folgerte.
Sie
leugnete
empört, und ich mußte mir sagen, daß ein tatsächlicher Beweis mir
fehle.“
„Ja,
schilt
mich wegen meiner Unbesonnenheit. Aber ich bin dafür genügend bestraft
worden. Ich
werde niemals das bösartige Leuchten in den Augen meiner Kusine
vergessen, als
ich ihr meinen Verdacht offen aussprach, vor allem, als ich ihr
vorwarf, sie
hätte die Tat begangen, um frei zu werden für Sie. Daß ich ihr sagte,
Sie
liebten Berta, Sie gehörten Berta, Sie sollten glücklich werden mit
ihr, und
ich würde sie rücksichtslos dem Gericht anzeigen, wenn sie das hinderte
— das
traf sie, wie mir schien, von allem am schwersten. Und sie hat ihren
Haß rasch
in die Tat umgesetzt.“
„Wodurch?
Was
hat sie getan?“
„Am
nächsten
Tage schon bekam ich einen Brief. Er war gefälscht und lockte mich nach
der
Auenstraße. Am Abend ging ich hin. Ich tat
es in den
Kleidern Ihrer Braut.“
„In
Bertas
Kleidern? Wie sind Sie dazu gekommen?“
„Ich
habe
vergessen zu sagen, was noch am Abend vor Bertas Flucht geschehen war.
Sie wissen,
sie entfloh durch das Fenster ihres Zimmers.
Sie
war halb
wahnsinnig vor Angst, weil man ihr an dem Giftmord schuld gab. So kam
sie zu
mir gestürzt.“
„Ich
hätte
sowieso niemals an ihre Schuld geglaubt, und aus diesem Gefühl heraus,
in
tiefster Empörung bin ich am nächsten Morgen dann zu meiner Kusine
gegangen.
Ich hatte mit Berta besprochen und überlegt, wie wir sie
flüchten lassen
und retten könnten. Sie hatte auf meinen Rat Kleider von mir angelegt
und ließ
ihre Kleider bei mir. Auch gab ich ihr Legitimationspapiere, damit sie
für mich
gelten könnte. Dann lief ich hierher zu meinem Verlobten, um auch ihn
zu Hilfe
zu rufen, und ich habe Berta mit ihm zusammen beredet, in das Haus am
Hafen zu
gehen und sich von der Besitzerin ein Boot zu leihen für die weitere
Flucht.“
„Von
Frau
Preger, nicht wahr?“
„Sie
wissen von
ihr?“
„Ja,
ja. Dort
ist ja — sagen Sie — das Kind?“ —
„Es
ist Bertas
Kind. Sie müssen jetzt alles wissen. Sie war kurze Zeit verheiratet.
Aber ihr
Mann war ein Taugenichts, er beging Wechselfälschungen, wurde
verurteilt und
starb im Gefängnis.“
„Ihr
Kind also
wirklich!“
„Sie
hat unter
ihrem traurigen Schicksal furchtbar gelitten, hat ihren Mädchennamen
wieder
angenommen und von ihrer unglücklichen Ehe hier niemals gesprochen. Sie
schämte
sich so sehr, und Ihnen vor allem sollte die Sache verheimlicht werden.
Denn
Sie hat Berta geliebt mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele.“
„Mein
armes
Kind! Aber wie — sagen Sie mir nun, wie sie gestorben ist.“
„Wir
schickten
sie zu Frau Preger, weil wir wußten, die würde schweigen. Auch
fürchteten wir,
daß die Polizei den Bahnhof überwachen würde. Frau Preger aber besaß
ihres
verstorbenen Mannes Boot. In dem sollte Berta ans andere Flußufer
hinüberrudern
und weiter nach einer benachbarten Bahnstation flüchten. Bei der
Ankunft in
Frau Pregers Haus aber ist sie völlig zusammengebrochen und hat nicht
weiter gekonnt.
Zwei Tage hat sie dort gelegen, krank und verzweifelt.“
„Erst
am Abend
des zweiten Tages hat sie den Fluchtversuch im Boote gemacht. Aber die
Furcht
hat ihr jede Besinnung genommen, und so hat sie solch furchtbares Ende
finden
können.“
Leise
klang des
Malers Weinen in eine tiefe Stille hinein, bis er sich selbst
unterbrach: „Aber
sie hat mir doch noch geschrieben. Wissen Sie nichts von dem Briefe,
den ich
ein paar Tage später bekam?“
„Ich
hörte von
ihm durch Frau Preger“ sagte Siemens. „Ihre Braut hat ihn geschrieben,
ehe sie
den unglücklichen Fluchtversuch machte. Sie hat aber Frau Preger
befohlen, ihn
erst nach einigen Tagen abzusenden.
„Sie
wissen
jetzt,“ begann Erna wieder „woher ich Bertas Kleider bekam. Ich hatte
sie bei mir
aufbewahrt und wählte sie, weil ich in der dortigen Gegend nicht gern
erkannt
werden wollte, zu dem abendlichen Gange nach der alten
Mühle an der
Auenstraße. Bevor ich aber dorthin ging, bin ich noch einmal
hierhergekommen; ich
wollte Herrn Siemens um Rat fragen, ob ich wirklich gehen sollte.
Leider war er
nicht hier. Vor dem Hause bin ich in Bertas Kleidern gesehen und für
sie
gehalten worden.“
„Sie
also, —
Sie sind es gewesen!“
„Laß
mich das
übrige berichten, Erna. Du sollst nicht noch einmal das Entsetzliche
durchleben,
indem du es erzählst. — In der Mühle dort wohnt eine frühere Jungfer
von Frau
van Berg; sie hat sich offenbar ihre Mithilfe gesichert. Ob
sie selbst es war oder diese Frau, die verkleidet als altes Weib meine
Braut nach
der Mühle brachte, wissen wir nicht genau. Vermutlich war es Frau van
Berg
selbst. Im ersten Raume der Mühle ist eine Falltür, an der heimtückisch
der
Verschluß entfernt worden war. Erna wurde veranlaßt, gerade dorthin zu
treten,
die Falltür wich unter ihren Füßen, und
sie stürzte in
den Fluß.“
Ein
Schauder
überlief Ernas Körper bei dem Gedanken an den furchtbaren Augenblick;
in Grothofs
Augen versiegten die Tränen und machten einem Ausdruck wütenden Zornes
Platz.
„Wäre
nicht
Erna eine gute Schwimmerin, wir hätten uns lebend nicht wiedergesehen.
„So
konnte sie sich
retten und ist dann gleich hierhergestürzt, um Schutz und Rat bei mir
zu suchen.
Ich bin rasch mit ihr nach Hause gegangen; so kamen Berta Haverlands
Kleider wieder
dorthin, und ich habe sie später in den Fluß werfen lassen, damit kein
Verdacht
auf meine Braut fiele.“
Lebhaft
nickte
Grothof ein paarmal zu diesen Worten.
„Mit
Erna ging
ich zu Frau Preger hinaus, wo sie für die Nacht bleiben sollte. Berta
hatte,
erst halb genesen, das Haus kurz vorher verlassen. Dann am nächsten
Tage fuhr
meine Braut an die Schweizer Grenze, wo sie Verwandte hatte. Das wäre
vielleicht
hinreichend gewesen, um sie vor einer neuen Verfolgung durch ihre
Kusine zu
sichern, aber wir hatten alle zwei den Kopf ein wenig verloren; auch
ich, der
sogenannte kühle Jurist. Wir hatten für den Augenblick nur den einen
Gedanken,
sie vor der Welt als verschwunden und verunglückt gelten zu lassen; ich
habe
sogar zugegeben, daß man die Leiche Ihrer Braut als die von Erna
Herterich begrub.
Inzwischen haben sich unsere Nerven wieder beruhigt. Erna hat es
gewagt, auf
die Zeitungsnachricht von meiner Verwundung hin zu meiner Pflege sofort
hierherzukommen; unter meiner Obhut und unter der meiner guten
Schwester Luise
wird ihr hier nichts geschehen. Ich kann die Verbrecherin jeden
Augenblick verhaften
lassen. Ein Beweis für den Mordversuch ist in meiner Hand.“
„Sagen
Sie,
welcher Beweis?“
In
die Taschen
greifend, holte Siemens ein paar Papiere hervor. „Ich habe den Brief,
durch den
meine Braut nach der Mühle gelockt wurde, hier im Original, hier eine
Kopie
davon. Der Brief ist von Frau van Berg auf ihrer
Schreibmaschine
geschrieben worden, wie die von mir selbst auf der gleichen Maschine
gemachte Kopie
beweist. Einer der Buchstaben daran ist beschädigt, und in der
Abschrift hat sich
dieser Fehler genau wiederholt.“
Grothof
nahm
und musterte die Papiere; sein erneutes Nicken bewies neue Zustimmung.
Dann hob
er hastig den Kopf. „Aber warum lassen Sie das Weib nicht verhaften?“
„Weil
dies nur
der Beweis ist für den Mordversuch; ich will auch den Beweis für den
Mord.“
„Glauben
Sie,
daß er möglich ist?“
„Ja,
davon bin
ich überzeugt.“ Er erklärte dem Maler seinen Plan, und dann
verabschiedete sich
dieser.
oben
weiter
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