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Mein Pappenheim



03.1



Das Schwedenheer lagert bei Pappenheim

 
 

Ein Jahr ist seit der Eroberung der Stadt vergangen. Man schreibt das Jahr 1633. Die Höhen um Pappenheim flimmern im pfingstlichen Grün. Da hastet der Müller von Niederpappenheim durchs Stadttor. "Der Schwed ist wieder da!" schreit er, "der Schwed lagert hinter meiner Mühl im Katzental!" Die Pappenheimer blicken hinüber. Schwarze Rauchwolken steigen auf. Zwischen den Stämmen flackern Lagerfeuer. Das Holpern schwerer Wagen hallt herüber.

Ein Späher, von Hauptmann Fink, noch in derselben Nacht ausgesandt, meldet mit schlotternden Knien:

"Hat sich wohl die ganze schwedische Armee zusammengezogen dort drüben! Kommen von Neuburg und von Monheim. Das Fußvolk marschiert das Langenaltheimer Tal herab. Geschütze und Wagen bringen sie über die Straße von Dietfurt heran. Hab hören können, wie zwei Offiziere sich miteinander unterhielten:" Ist gottlob nun auch die Willibaldsburg in Eichstätt gefallen, der Festung Würzburg und der Burg Pappenheim ihr Abgott und wollen wir jetzt Pappenheim berennen. Gebe Gott, dass auch dieser Ort, gleich wie Ingolstadt, das wir schon lange bezwungen, bald in die evangelische Hand komme.

"Wird unser letztes Stündlein bald geschlagen haben", setzt der Bote noch mit angstvollem Blick hinzu.

 Noch in derselben Nacht besetzen die Schweden die Stadt Pappenheim. Geschütz steht neben Geschütz. Selbst vom Zimmerer Berg drohen die Kanonenrohre zur Burg hinüber.

 


 

 

Die Übergabe der Burg

Hauptmann Fink wischt sich den Schweiß von der Stirn. Ununterbrochen sausen die Kugeln in den Burghof, schlagen krachend in die Dächer ein, dass Schindeln und Balken splittern und das Mauerwerk herabstürzt.

Drei Tage dauert schon die Beschießung. Der Hauptmann lacht grimmig auf. Er muss daran denken, wie die Schweden gestern den Burgberg heraufgestürmt sind. "Haben ihnen ihre Köpfe aber wacker rot gefärbt, und mögen sie ihre Knochen nur alle wieder zusammensuchen", denkt er.

Doch da lässt ihn ein ohrenbetäubender Krach auffahren. Er blickt nach oben. Das Dach des Brunnenhauses ist eingestürzt. Händeringend hinkt der Koch herbei. Er vermeldet, dass die Brunnenöffnung von herabstürzendem Gemäuer und geborstenen Balken verschüttet ist.

"Womit soll  ich nun kochen, was sollen wir trinken?"  jammert er mit bleichem Gesicht ratlos zu seinem Hauptmann auf.

Der Schwed jedoch sitzt bereits in der Vorburg. Rasselnd steigt die Zugbrücke in die Höhe. Die Schweden ordnen sich zum neuen Sturm. Dächer stürzen, Risse klaffen in den Mauern. Hauptmann Fink hält Rat. Der letzte Tag für die stolze Burg ist gekommen. Der Hauptmann schickt einen Boten zum Feind. Er soll die Übergabe anbieten. Es ist der 12. Juni 1633.

Später überreicht der Bote des Siegers dem Hauptmann ein Pergament. Schweigend entrollt er es und liest:

"Wir, Generalfeldmarschall Horn, Feldherr der Evangelischen, nehmen die Übergabe der Burg Pappenheim, die sich tapfer gewehret, an. Kein Platz hat uns seither so scharfen Widerstand geleistet. Uns dünkt, Pappenheim verdient lauter Helden zu Herren. Deshalb wollen wir auch eine Übergabe bewilligen, wie sie zuvor sonst noch keinem Feind gegönnt war. So tun wir zu wissen kund, dass die tapfere Besatzung mit Sack und Pack, mit Waffen und Wagen möge abziehen, wobei ein Trupp der unseren sie begleiten wird bis Eichstätt."

Und während die Sonne herab brennt, zieht eine müde Kolonne den Burgberg hinab durchs Städtchen und zum Tore hinaus.


Das Ende

Die Besatzung, welche die Schweden zurücklassen, fühlt sich nicht recht wohl auf der zerstörten Burg. Drüben auf der Wülzburg sitzen noch die Kaiserlichen. So gibt es allerlei Scharmützel und Überfälle. In wilden Raubzügen schleppen sie, was sich außerhalb der Tore befindet, Mensch und Vieh, hinüber nach Weißenburg auf die Wülzburg.

Im nächsten Jahr verlässt die schwedische Besatzung aus Mangel an Proviant unter dem Kapitän Georg Weingruber die Bergveste und zieht sich ins Nürnbergische zurück.

Über die grauverhangenen Höhen aber stampfen gespenstische Reiter, die düsteren Reiter des Krieges, die knöchernen Finger um Sensen und Sanduhr gekrallt, jagen sie über Berg und Tal, über Dörfer und Städte hin, ihre Peitschen über Freund und Feind schwingend, die schwarzen Reiter des Todes, die da heißen: Hunger, Pest, Mord.

Auf dem Marktplatz wächst Gras. Die Häuser stehen leer. An toten Fenstern schlagen die hölzernen Läden im Wind. Vermummte Gestalten fahren einen Toten in einem Karren über die Brücke zum Kirchhof von St. Gallus.

Ein junger Bursche schleppt sich durch die öden Straßen. Es mag der Veitl sein. Ein Hund drängt sich zitternd an ihn.

Noch 20 Bürger leben im Städtchen Pappenheim. Die Dörfer Rehlingen und Göhren sind ausgestorben. Langenaltheim zählt noch einen Einwohner und in Neudorf hausen noch fünf Menschen.

Wald und Gestrüpp wuchern über Äcker und Höfe. Dörfer versinken in Schutt und Asche. Die vielen kleinen Kapellen, die am Wiesenrain und am Waldrand gestanden, sind verfallen.

Auf dem Bergkegel aber ragt der mächtige Turm über die gequälte Stadt und über das einsame Tal.

Am Weihnachtsabend des Jahres 1638 schlägt der Blitz in den Turm. In der Winternacht lodert er wie eine Fackel über dem Land. Die zerstörten Gebäude auf dem Berg oben stehen schwarz und gespenstisch vor dem rot flackernden Vorhang des Feuers.

Da flammt die Glut noch einmal hell auf. Krachend stürzt der obere Aufbau des Turmes in die Tiefe. Und während die Flammen zuckend verlöschen, recken sich die Höhen ringsum empor und flimmern fahl gegen den dunklen Himmel, der seinen Bogen spannt über das Tal und die tote Burg.

Eine Flamme blackt noch am Gemäuer empor und in ihrem Flackern leuchtet das Wappen auf, das dort in Stein gemeißelt ist: das Wappen der Grafen von Pappenheim, der Marschälle der deutschen Kaiser, der Feldmarschälle des großen Krieges, der mächtigen Herren im stillen Tal der Altmühl.

 


 

Daran erkenn' ich meine Pappenheimer

. . . wusste schon Friedrich Schiller in seinem Trauerspiel "Wallensteins Tod" zu berichten, als er den Generalissimus Wallenstein sagen ließ (3. Akt 15. Auftr.): "Daran erkenn' ich meine Pappenheimer", da diese entgegen allen anderen Regimentern sich nicht von Wallenstein abwandten, indem sie erklärten: "Wir aber glauben's nicht, dass du ein Feind und Landesverräter bist ... Das höchste Zutraun haben wir zu dir, kein fremder Mund soll zwischen uns sich schieben, den guten Feldherrn und die guten Truppen.

Fürwahr, das ist ein Lob aus fürstlichem Munde, das hier den Panzerreitern des Altpappenheimer Regiments gezollt wird, ein Lob für ihre Aufrichtigkeit und Treue, wie sie den Herren von Pappenheim in den Jahren der Geschichte ihres Geschlechts eigen war, ein Lob, das auch heute noch seinen Glanz breitet über die Menschen des Städtchens Pappenheim  an der Altmühl . . .


 


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Literaturnachweis: "Mittelfränkische Heimatbogen 75 und 76":
Daran erkenne ich meine Pappenheimer, 1. Teil und Teil 2 von Gerd Kretzschmar,
erstanden von mir Anfang der 70er Jahre in Pappenheim.
©Druck und Verlag Otto Schnug, Ansbach/Mfr.

Mittelfränkischer Heimatbogen Nr. 76: Das Schwedenheer lagert
bei Pappenhei, S. 12, Die Übergabe der Burg S. 13, Das Ende S. 14

Logo: Pappenheim-Gasthausschild, Mai 2011, Urheber Franzfoto,
GNU Lizenz für freie Dokumentation,Vers. 1,2
Quelle: wikimedia

Bild: 1 (klein): Teil aus dem Pappenheim-Gasthausschild
Wappen der Marschälle von Pappenheim -
wikipedia - gemeinfrei -
Quelle: Bild 1 und 2 - Pappenheim de

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