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04.w10
Weihnachten
- Gedichte

Weihnacht
O
Weihnachtszeit, du goldne Pforte!
Durch
dich wallt still der Kinder Schar.
Und
ihnen folgt voll sel’gen Hoffens
Die
Menschheit nach von Jahr zu Jahr;
Wem
längst in weiter Ferne liegen
Die
Kinderjahre wie im Traum,
Wo
noch zur Erde niederstiegen
Die
Engel aus des Himmels Raum,
Der
denkt zurück mit stillem Lauschen
An
jene Zeit voll Poesie.
Und
hört der Engel Schwingen rauschen
Wie
einst des Kindes Phantasie.
Wer
könnte jemals dein vergessen,
Du
Weihnachtstraum der Kinderzeit!
Du
bleibst ein heiliges Vermächtnis
Dem
Herzen, lägst du noch so weit.
Voll
Dank gedenken wir aufs Neue
Der
Opfer, die uns einst gebracht
Von
jener Liebe, jener Treue,
Die
unserer Kindheit Glück bewacht,
Das
Vaterhaus umgibt uns wieder,
Wir
hören teurer Stimmen Klang,
Und
süß ertönen alte Lieder
Die,
ach, verklungen schon so lang.
Wir
sehn im Geiste all die Lieben
Im
trauten Kreise um uns her,
Die
wir vermisst, die wir beweinet
Bei
mancher Weihnacht Wiederkehr,
Drum
lasst uns stets, was uns das Leben
Noch
ließ, mit treuer Lieb’ umfahn
Und
freud’gen Herzens Gaben geben
An
die, die bittend sich uns nah’n,
Und
der Gedanke an die Toten
Wird
dann vom Weihnachtsstrahl erhellt,
Zu
einem lichten Friedensboten
Aus
jener höhern, bessern Welt.
O
Weihnachtszeit, wo Gott vom Himmel,
Als
seiner Gnade höchstes Pfand,
Den
Sohn voll Lieb’ und Licht und Wahrheit
Uns
Menschenkindern her gesandt,
Zünd’
an der Liebe Strahlenkerzen
Der
Welt aufs neu’, macht groß und weit
Und
dankerfüllt der Menschen Herzen,
Zum
Geben jede Hand bereit.
Lass
sanft in unsere Seele fallen
Den
Strahl des Lichtes wunderbar,
Dass
wir getrost durch deine Hallen
Hinübergehn
ins neue Jahr.
Stine
Andresen
Weihnachtsgebäck
Weinbeer,
Mandeln, Sultaninen,
süße
Feigen und Rosinen,
welsche
Nüsse - fein geschnitten,
Zitronat
auch - muß ich bitten! -
Birnenschnitze
doch zumeist
und
dazu den Kirschengeist;
wohl
geknetet mit der Hand
alles
tüchtig durcheinander
und
darüber Teig gewoben -
wirklich,
das muß ich mir loben!
Solch
ein Brot kann's nur im Leben
jedesmal
zur Weihnacht geben!
Eier,
Zucker und viel Butter
schaumig
rührt die liebe Mutter;
kommt
am Schluß das Mehl daran,
fangen
wir zu helfen an.
In
den Teig so glatt und fein
stechen
unsre Formen ein:
Herzen,
Vögel, Kleeblatt, Kreise -
braune
Plätzchen, gelbe, weiße
sieht
man bald - welch ein Vergnügen -
auf
dem Blech im Ofen liegen.
Knusprig
kommen sie heraus,
duften
durch das ganze Haus.
Solchen
Duft kann's nur im Leben
jedesmal
zur Weihnacht geben!
Isabella
Braun
oben
Der Großmutter Weihnachtsabend
Großmutter
lauscht dem Klang der Weihnachtsglocken
Und
hat gedankenvoll ihr Haupt gebeugt,
Es
fallen auf die Hand die greisen Locken,
In
stiller Rührung wird die Wimper feucht.
Und
horch, daneben tönt ein munt’res Lärmen,
Es
stürmen ihre Enkel in den Raum
Und
drängen jubelnd sich in frohen Schwärmen
Rings
um den bunt geputzten Weihnachtsbaum.
In
diesen Kindern sprießet frisches Leben
Und
reift entgegen einer neuen Zeit,
Hier
keimet Kraft, die einst ihr ganzes Streben
Der
Menschheit ew’gen Freiheitskampfe weiht;
Für
alles Große, Herrliche hienieden,
Wie
streiten einst die Knaben stark und kühn,-
Und
Herzensreinheit, Sitte, Liebe, Frieden,
Wird
einst in diesen Mädchen weiter blühn.
Großmutter
denkt der eignen Kinderzeiten,
Sie
sieht im Elternhaus den Weihnachtsbaum,
Und
bunte Bilder ihres Lebens gleiten
An
ihrem Geist vorbei in wachem Traum:
Sie
sieht sich glücklich an des Gatten Seite,
Im
süßen Heim, das ihr die Lieb’ erbaut,
Und
fröhlich spielen ihre Knaben beide
Am
Weihnachtstisch mit hellem Jubellaut.
Die
Eltern hin - der Gatte längst begraben,
Die
Söhne tot, mit ihnen tot ihr Glück:
Doch
nein, hier reifen ihrer Söhne Knaben,
Wohl
reiches Leben ließen sie zurück:
"Mich
beugt danieder schon der Jahre Winter,
"Euch
blüht empor die goldne Frühlingszeit,
"Für
euch die Zukunft, ihr geliebten Kinder,
"Doch
mein, doch mein ist die Vergangenheit!"
Großmutter
lauscht dem Weihnachtsglockenklange,
Ein
seltsam Lächeln spielt um ihr Gesicht,
Sie
ahnet wohl, es währet nicht mehr lange,
Bis
dass das letzte Glöcklein spricht!
Es
färbt ein leises Rot die welke Wange,
Die
Hände betend sie gefaltet hält:
Großmutter
hat im Weihnachtsglockenklange
Wohl
einen Gruß gehört aus jener Welt!
Helene
von Engelhardt
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