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Literatur


04.w11


Weihnachten - Gedichte


 Weihnachtslegende

In heiliger Nacht flogen Hand in Hand
drei Englein hinab in das jüdische Land.

Sie wollten die seligste aller Frau´n
und das göttliche Kind in der Krippe schaun.

Der Stern von Bethlehem war noch wach
und strahlte mild auf das flache Dach.

Sie suchten die Pforte und fanden sie bald
uns lugten wechselnd durch heimlichen Spalt.

Sie riefen und baten und klopften ganz sacht,
bis Joseph behutsam aufgemacht.

Im Stall war es dämmrig. Sie schwebten heran
und schauten den schlummernden Heiland an.

Der eine hob hoch die Ampel empor
und breitete schattend sein Flüglein davor.

Der zweite schob sanft in des Kindleins Hand
ein Sternlein, gefunden am Himmelsrand.

Der dritte hat fromm vor der Krippe gekniet
und sang mit süßer Stimme ein Lied.

Da zog ein Lächeln, göttlich und licht,
über des himmlischen Kindes Gesicht.

Für alle Zukunft hat es geweiht
die Feier der heiligen Weihnachtszeit.

Die strahlende Leuchte, den Weihnachtsstern
und das fromme Lied zum Preise des Herrn.

Alice Freiin von Gaudy


 Weihnacht

Kein Windhauch draußen, regungslos die Luft,
O wunderbarer herber Winterduft!
Es schneit, es schneit! Ein stumm’ Gewimmel
Schwebt Flock’ und Flöckchen von dem grauen Himmel
Und legt sich sacht auf Weg und Steg und Halde,
Verschneit die Tannen draußen in dem Walde,
Ruht leuchtend weiß auf jedem Thurm und Dach
Und scheint so helle in mein still Gemach,
Daß ich die Feder gerne ruhen lasse
Und meine Blicke sende auf die Gasse.

So einsam dort; ’s ist Alles in den Stuben,
Nicht mal den Schlitten ziehn des Nachbars Buben;
Warum dies nur, da es sie sonst so freut? –
Ei, weißt du nicht? Es ist ja Weihnacht heut!

Und horch! Da schweben tiefe Glockenklänge
Wohl übers Dörfchen in das Land hinein,
Und in der Brust wird es mir plötzlich enge
Und in die Augen tritt ein feuchter Schein.
O heilige Nacht, du süße fromme Nacht,
Welch selig Glück hast du der Welt gebracht;
In jedes Haus weht dein geheiligt Schauern!
Und wär’ ein Herze noch so voller Trauern,
Es muß ihm doch die holde Kunde werden:
Verzage nicht, der Friede kam zur Erden!

Dort drüben hinterm Fenster flammt’s empor,
So strahlend hell, so festlich eigen;
Von frischen Kinderstimmen tönt ein Chor
Herüber in mein andachtsvolles Schweigen:
Das alte Lied – die frohe Mär –
 „Vom Himmel hoch da komm’ Ich her!“

Wohin du siehst, der helle klare Schein,
Und so wie hier in unserm Dörfchen klein
Flammt jetzt im großen weiten Erdenraum
In jedem Haus der grüne Tannenbaum;
Und jedes Herz wird heute lind und weich
Und jeder Arme dünkt sich wonnereich,
Und jede Hand, sie schenkt und reicht und giebt.

 * * *

Was steht dort draußen an der Thür betrübt
Und schaut so bang zum hellen Fensterlein?
Es ist ein Kind! O komm, komm doch herein!
Hast keine Mutter mehr? Hast keinen Baum?
Daß heil’ger Abend ist, Du weißt es kaum?
Tritt ein, denn heute soll zu Himmelshöhen
Doch kein bekümmert Aug’ vergeblich flehen,
Und Kinder dürfen heute gar nicht weinen;
Es ist ja Euer Fest, das Fest der Kleinen. –

Da, nimm nur hin, viel ist es freilich nicht,
Und freue Dich daran, Du blonder Wicht.
O Kinderhand, wie bald bist du gefüllt!
O Kinderthräne, wie so bald gestillt!
Was jetzt aus blauen Aeuglein blinkt,
Ist süße Lust, die tief zum Herzen dringt.

Nun geh, mein Kind, und siehst Du noch so einen
Vergess’nen kleinen Buben weinen –
Es könnte auch ein liebes Mädchen sein,
Das zur Bescherung Niemand ließ herein –
Sag’ ihnen rasch, ich wohnte an der Ecke
Und hätte eine große Buckerwecke,
Und auch ein Bäumchen und ein warmes Kleid –

O Herzensfreude, sel’ge Weihnachtszeit!

W. Heimburg


 Weihnachtschnee

Ihr Kinder, sperrt die Näschen auf,
Es riecht nach Weihnachtstorten;
Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd
Und bäckt die feinsten Sorten.
Ihr Kinder, sperrt die Augen auf,
Sonst nehmt den Operngucker:
Die große Himmelsbüchse, seht,
Tut Ruprecht ganz voll Zucker.
Er streut - die Kuchen sind schon voll -
Er streut - na, das wird munter:
Er schüttelt die Büchse und streut und streut
Den ganzen Zucker runter.
Ihr Kinder sperrt die Mäulchen auf,
Schnell! Zucker schneit es heute;
Fangt auf, holt Schüsseln - ihr glaubt es nicht?
- Ihr seid ungläubige Leute!

Paula Dehmel


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Textgrundlage: „Weihnachtslegende“,
Alice Freiin von Gaudy

gedichte.xbib.de

Textgrundlage: „Weihnacht“, Bertha Behrensm
unter dem Pseudonym W. Heimburg
aus: Die Gartenlaube, Herausgeber: Adolf Kröner,
 ED: 1887, Verlag Ernst Keil’s Nachfolger, EO: Leipzig
wikisource.org

Textgrundlage: „Weihnachtsschnee“, Paula Dehmel
gedichte.xbib.de


Logo 114: "Advent" Fotograf: Daniela Zenth
Das Foto auf dieser Seite, stammt aus der
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CC-Lizenz (BY 2.0)

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