Weihnachten -
Gedichte
Kein
Windhauch draußen,
regungslos die Luft,
O
wunderbarer herber
Winterduft!
Es
schneit, es schneit!
Ein stumm‘ Gewimmel!
Schwebt
Flock‘ und
Flöckchen von dem grauen Himmel
Und
legt sich sacht auf
Weg und Steg und Heide,
Verschneit
die Tannen
draußen in dem Walde,
Ruht
leuchtend weiß auf
jedem Turm und Dach
Und
scheint so helle in
mein still Gemach,
Dass
ich die Feder gerne
ruhen lasse
Und
meine Blicke sende auf die Gasse.
So
einsam dort; ‘s ist
Alles in den Stuben,
Nicht
mal den Schlitten
ziehn des Nachbars Buben;
Warum
dies nur, da es sie
sonst so freut?
Ei,
weißt du nicht? Es ist
ja Weihnacht heut!
Und
horch! Da schweben
tiefe Glockenklänge
Wohl
übers Dörfchen in das
Land hinein,
Und
in der Brust wird es
mir plötzlich enge
Und
in die Augen tritt ein
feuchter Schein.
O
heilige Nacht, du süße
fromme Nacht,
Welch
selig Glück hast du
der Welt gebracht,
In
jedes Haus weht dein
geheiligt Schauern!
Und
wär‘ ein Herze noch so
voller Trauern,
Es
muss ihm doch die holde
Kunde werden:
Verzage
nicht, der Friede
kam zur Erden!
Dort
drüben hinterm
Fenster flammts empor,
So
strahlend hell, so
festlich eigen;
Von
frischen Kinderstimmen
tönt ein Chor
Herüber
in mein
andachtsvolles Schweigen:
Das
alte Lied – die frohe
Mär
Vom
Himmel hoch da komm
ich her!
Wohin
du siehst, der helle
klare Schein,
Und
so wie hier in unserm
Dörfchen klein
Flammt
jetzt im großen
weiten Erdenraum
In
jedem Haus der grüne
Tannenbaum;
Und
jedes Herz wird heute
lind und weich
Und
jeder Arme dünkt sich
wonnereich,
Und
jede Hand, sie schenkt
und reicht und gibt.
Was
seht dort draußen an
der Tür betrübt
Und
schaut so bang zum
hellen Fensterlein?
Es
ist ein Kind! O komm,
komm doch herein!
Hast
keine Mutter mehr?
Hast keinen Baum?
Dass
heil’ger Abend ist,
Du weißt es kaum?
Tritt
ein, denn heute soll
zu Himmelshöhen
Doch
kein bekümmert Aug
vergeblich flehen,
Und
Kinder dürfen heute
gar nicht weinen;
Es
ist ja ‚euer Fest, das
Fest der Kleinen. -
Da nimm nur hin, viel ist
es freilich nicht,
Und freue Dich daran, Du
blonder Wicht.
O Kinderhand, wie bald
bist du gefüllt!
O Kinderträne, wie so bald
gestillt!
Was jetzt aus blauen
Äuglein blinkt,
Ist süße Lust, die tief
zum Herzen dringt.
Nun geh, mein Kind, und
siehst Du noch so einen
Vergess’nen kleinen Buben
weinen –
Es könnte auch ein liebes
Mädchen sein,
Sag‘ ihnen rasch, ich
wohne an der Ecke
Und hätte eine große
Buckerwecke,
Und auch ein Bäumchen und
ein warmes Kleid –
O Herzensfreude, sel’ge Weihnachtszeit!
W.
Heimburg
Der
Weihnachtsbaum
(Dezember)
Juchheissassa,
juchheissassa,
Wir
bringen ihn gebracht
Den
Christbaum, den Tannenbaum,
Der
alles lustig macht! –
Du
armer, armer
Tannenbaum,
Wie
war dir draußen weh! –
Du
strecktest deine Arme aus
Und
trugst doch nichts als Schnee!
So
sag uns doch, du schmucker Baum,
Was
wirst du morgen
tragen?
Hoho,
so darf man Narren wohl,
Doch
keinen Christbaum fragen. –
Juchheissassa,
juchheissassa!
Wie
ist der Schnee so weiß,
Wie
grün ist doch
der Tannenbaum!
Der
weiß schon, was er weiß! –
Robert
Reinick
oben
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Textgrundlage: "Weihnacht" Bertha
Behrens,
unter Pseudonym W. Heimburg, aus:
Die Gartenlaube,
Herausgeber
Adolf Körner, ED: 1887, Verlag:
Ernst Keil's Nachfolger,
EO: Leipzig
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Textgrundlage:
"Der
Weihnachtsbaum"
Robert Reinicke, aus:
Märchen-,
Lieder- und Geschichtenbuch S. 226, 9. unv.
Auflage, ED:
1889, Verlag Velhagen & Klasing,
EO: Bielefeld und
Leipzig.
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114: "Advent"
Fotograf: Daniela Zenth.
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