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Literatur


04.w3


Weihnachten - Gedichte



 Weihnacht

Kein Windhauch draußen, regungslos die Luft,
O wunderbarer herber Winterduft!
Es schneit, es schneit! Ein stumm‘ Gewimmel!
Schwebt Flock‘ und Flöckchen von dem grauen Himmel
Und legt sich sacht auf Weg und Steg und Heide,
Verschneit die Tannen draußen in dem Walde,
Ruht leuchtend weiß auf jedem Turm und Dach
Und scheint so helle in mein still Gemach,
Dass ich die Feder gerne ruhen lasse
Und meine Blicke  sende auf die Gasse.
So einsam dort; ‘s ist Alles in den Stuben,
Nicht mal den Schlitten ziehn des Nachbars Buben;
Warum dies nur, da es sie sonst so freut?

Ei, weißt du nicht? Es ist ja Weihnacht heut!
Und horch! Da schweben tiefe Glockenklänge
Wohl übers Dörfchen in das Land hinein,
Und in der Brust wird es mir plötzlich enge
Und in die Augen tritt ein feuchter Schein.
O heilige Nacht, du süße fromme Nacht,
Welch selig Glück hast du der Welt gebracht,
In jedes Haus weht dein geheiligt Schauern!
Und wär‘ ein Herze noch so voller Trauern,
Es muss ihm doch die holde Kunde werden:
Verzage nicht, der Friede kam zur Erden!

Dort drüben hinterm Fenster flammts empor,
So strahlend hell, so festlich eigen;
Von frischen Kinderstimmen tönt ein Chor
Herüber in mein andachtsvolles Schweigen:
Das alte Lied – die frohe Mär
Vom Himmel hoch da komm ich her!
Wohin du siehst, der helle klare Schein,
Und so wie hier in unserm Dörfchen klein
Flammt jetzt im großen weiten Erdenraum
In jedem Haus der grüne Tannenbaum;
Und jedes Herz wird heute lind und weich
Und jeder Arme dünkt sich wonnereich,

Und jede Hand, sie schenkt und reicht und gibt.
Was seht dort draußen an der Tür betrübt
Und schaut so bang zum hellen Fensterlein?
Es ist ein Kind! O komm, komm doch herein!
Hast keine Mutter mehr? Hast keinen Baum?
Dass heil’ger Abend ist, Du weißt es kaum?
Tritt ein, denn heute soll zu Himmelshöhen
Doch kein bekümmert Aug vergeblich flehen,
Und Kinder dürfen heute gar nicht weinen;
Es ist ja ‚euer Fest, das Fest der Kleinen. -

Da nimm nur hin, viel ist es freilich nicht,
Und freue Dich daran, Du blonder Wicht.
O Kinderhand, wie bald bist du gefüllt!
O Kinderträne, wie so bald gestillt!
Was jetzt aus blauen Äuglein blinkt,
Ist süße Lust, die tief zum Herzen dringt.
Nun geh, mein Kind, und siehst Du noch so einen
Vergess’nen kleinen Buben weinen –
Es könnte auch ein liebes Mädchen sein,
Sag‘ ihnen rasch, ich wohne an der Ecke
Und hätte eine große Buckerwecke,
Und auch ein Bäumchen und ein warmes Kleid –
O Herzensfreude, sel’ge Weihnachtszeit!

W. Heimburg


 Der Weihnachtsbaum
(Dezember)

Juchheissassa, juchheissassa,
Wir bringen ihn gebracht
Den Christbaum, den Tannenbaum,
Der alles lustig macht! –

Du armer, armer Tannenbaum,
Wie war dir draußen weh! –
Du strecktest deine Arme aus
Und trugst doch nichts als Schnee!

So sag uns doch, du schmucker Baum,
Was wirst du morgen tragen?
Hoho, so darf man Narren wohl,
Doch keinen Christbaum fragen. –

Juchheissassa, juchheissassa!
Wie ist der Schnee so weiß,
Wie grün ist doch der Tannenbaum!
Der weiß schon, was er weiß! –

Robert Reinick

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Textgrundlage: "Weihnacht" Bertha Behrens,
 unter Pseudonym W. Heimburg, aus:
 Die Gartenlaube,
Herausgeber Adolf Körner, ED: 1887, Verlag:
Ernst Keil's Nachfolger, EO: Leipzig

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Textgrundlage:
"Der Weihnachtsbaum"
Robert Reinicke,
aus: Märchen-,
Lieder- und Geschichtenbuch S. 226, 9. unv.
Auflage, ED: 1889, Verlag Velhagen & Klasing,
EO: Bielefeld und Leipzig.

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