04.2
Gedichte - Georg
Weerth
Lieder aus Lancashire
Das
ist das Haus am
schwarzen Moor
Das ist das Haus am schwarzen Moor,
Wer dort im letzten Winter fror,
Der friert dort nicht in diesem Jahr –
Er sank schon längst auf die Totenbahr’.
Das ist das Haus
am schwarzen Moor,
Das Haus, wo der alte Jan
erfror.
Zur Tür gewandt das weiße Gesicht,
Starb er und wusst’ es selber nicht.
Er starb. – Da kam, wie ein scheues Reh,
Der Tag und
hüpfte über den Schnee.
„Guten Morgen Jan! Guten
Morgen Jan!“ –
Der Jan keine Antwort geben kann.
Da erhuben die Glocken ihr hell Geläut;
Sie sangen und klangen und riefen so weit:
„Guten Morgen
Jan! Guten Morgen Jan!“ –
Der Jan keine Antwort
geben kann.
Da kamen die Kinder aus der Stadt:
„Wir wissen, wie lieb er uns alle hat;
„Guten Morgen Jan! Guten Morgen Jan!“ –
Der Jan keine
Antwort geben kann.
Tag, Glocken und Kinder er nicht verstund.
Da nahte die sonnige Mittagstund’,
Da nahte ein armes Weib: „Mein Jan,
„Willst essen und trinken nicht, alter Mann?“
„Sieh, was ich
brachte Dir aus der Stadt;
„Sollst froh nun werden
und warm und satt!“ –
Die Alte sah lange auf
ihren Jan,
Da fing sie bitter zu
weinen an.
Da weinte sie an dem
schwarzen Moor,
Am Moor, wo der
alte Jan erfror;
Da weinte sie ihr
brennend
Weh
Hinunter in den kalten
Schnee.
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Textgrundlage: "Das ist das Haus am
schwarzen Moor",
Untertitel: Lieder aus Lancashire,
Georg Weerth, aus: Vorwärts,
Herausgeber, Rudolf Lavant, 1. Auflage,
ED: 1886,
Verlag der Volksbuchhandlung in Hottingen, Zürich
wikisource
Logo 131: "Ur-Welt-Paar",
Paul Klee, 1921, Quelle:
Stiftung
Museum Schloss Moyland/
Sammlung van der Grinten/Joseph Beuys Archiv des Landes
Nordrhein-Westfalen
(Hrsg.): Paul Klee
trifft Joseph Beuys. Ein Fetzen Gemeinschaft, Hatje Cantz
Verlag,
Ostfildern 2000, ISBN S. 57
Wikipedia
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