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Literatur


04.2



Gedichte - Georg Weerth

Lieder aus Lancashire





 „Der alte Wirt in Lancashire“

Der alte Wirth in Lancashire
Der zapft ein jämmerliches Bier;
Er zapft’ es gestern, zapft es heut’,
Er zapft es nur für arme Leut’.
 
Die armen Leut’ in Lancashire
Die gehen oft durch seine Thür;
Sie geh’n in Schuhen, die entzwei,
Sie geh’n in Röcken, die nicht neu.

Der erste von dem armen Pack,
Das ist der bleiche, stille Jack.
Der spricht: „Wie auch die Händ’ ich rührt’,
„Zum Glücke hat’s mich nie geführt.“

Und Tom begann: „Schon manches Jahr
„Spann ich die Fäden fein und klar;
 „Das wollne Kleid war Manchem lieb,
„Und doch ich selber dürftig blieb!“

Und Bill darauf: „Mit treuer Hand
„Führt ich den Pflug durch brittisch Land;
„Die Saaten sah’ ich lustig stehn –
 „Doch hungrig mußt zu Bett ich geh’n.“

Und weiter schallt’s: „Aus tiefem Schacht
„Hat Ben manch Fuder Kohlen bracht;
„Doch als sein Weib ein Kind gebor –
„God-dam, das Weib und Kind erfror.“
Und Jack und Tom und Bill und Ben –

Sie riefen allesammt: „God-dam!“ –
Und selbe Nacht auf weichem Flaum
Ein Reicher lag in bösem Traum.






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Textgrundlage: "Der alte Wirt in Lancashire", Untertitel: Lieder aus Lancashire,
Georg Weerth, aus: Vorwärts, Herausgeber, Rudolf Lavant, 1. Auflage, ED: 1886,
Verlag der Volksbuchhandlung in Hottingen, Zürich

wikisource

Logo 131: "
Ur-Welt-Paar", Paul Klee, 1921, Quelle: Stiftung Museum Schloss Moyland/
Sammlung van der Grinten/Joseph Beuys Archiv des Landes Nordrhein-Westfalen
 (Hrsg.): Paul Klee trifft Joseph Beuys. Ein Fetzen Gemeinschaft, Hatje Cantz Verlag,
Ostfildern 2000,
 
ISBN S. 57
Wikipedia 
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