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Literatur


04.2


Geschichten - John Henry Mackay

Zwischen den Zielen
 1911


Der Unglücklichste
 

Drei Unglückliche trafen zusammen.

 
- Ich suche das Glück und kann es nicht finden! – klagte der erste.
- Ich fliehe das Unglück und kann ihm nicht entgehen! – keuchte der zweite.
- Das Leben ist das Unglück! – sagte der dritte.

- Ich kann nicht mehr! – schrie der erste. Und der zweite wiederholte das Wort.
- Ich will nicht mehr! – sagte der dritte.

Der erste war gesund; aber er war arm und entmutigt.

Der zweite war reich; aber er war müde und krank.

Der dritte war weder reich, noch gerade arm; weder besonders gesund, noch krank.

- Ich bin unglücklich, jeden Morgen erwachen zu müssen, begann der erste wieder.
- Und ich bin selten so glücklich, am Abend entschlummern zu dürfen, darauf der zweite.
Der dritte schwieg.

- Wenn ich nur reich wäre, wie glücklich wäre ich – sagte der erste zu sich.
- O, gesund zu sein – welch’ einziges Glück! – flüsterte unhörbar der zweite.

Der dritte war verschwunden.
 
Da lächelten die beiden Zurückgebliebenen zum letztenmal in ihrem Leben. Aber indem auch sie grußlos voneinander gingen, maßen sie sich mit neidischen Augen:

„Wie glücklich der doch ist!“







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