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Literatur


04.2


Biografie

Theodor Däubler






Theodor Däubler war ein deutscher Schriftsteller, Epiker, Lyriker, Erzähler und Kunstkritiker.



Geboren: 17. August 1876 Triest (damals österreichisch)
Gestorben: 13. Juni 1934 St. Blasien
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Einziger Sohn des katholisch-schwäbischen Kaufmanns Carl Däubler (1852-1941); Mutter: Oktavia, geb. Brehmer (1855.1905) protestantisch– schlesisch. „Meine Eltern waren durchaus aufgeklärte Menschen. […] die Dienstboten wussten das und versuchten, meine Einbildung mit Katholizismen zu beschäftigen. Dadurch entstand in mir, einem religiös veranlagten Kind, ein großer Konflikt: der entscheidenste fürs ganze Leben.“

Drei Schwestern: Elena (1880-1935), Elsa (1885-1965), Edith (1888-1955).

Theodor Däubler wächst zweisprachig im damals österreichischen Triest und in Venedig auf. Schwänzt schon früh gern die Schule und geht als 15-Jähriger versuchweise zur See. Darauf hin Ausbildung durch Privatlehrer; Liebe für das klassische Altertum und alles Italienische. In Wien entdeckt er die Leidenschaft für die deutsche Sprache und Musik (durch Gustav Mahler). Zeit seines Lebens berufs- und besitzlos (journalistische Arbeiten, Vorträge), von Freunden unterstützt, unstetes Vagabundenleben.

Im Alter Präsident der deutschen Sektion des P.E.N.-Clubs; zunehmende Vereinsamung.

Däubler nennt sich selbst „deutscher Dichter des Mittelmeerraumes“. Als Dichter und Kunstkritiker Wegbereiter des Expressionismus. In seiner Lyrik verbinden sich wortgewaltiges expressionistisches Pathos mit klassischer Disziplin und impressionistischer Farbigkeit. Dichter der Natur, deutscher und vor allem mediterraner Landschaften.

Hauptwerk ist der riesige, episch-lyrische Zyklus „Das Nordlicht“, über 30.000 Verse, die die Formelemente und Themen zu Rhythmus und Versform, Symbolik, Bilderreichtum, hymnische Sprache. Diese kosmische Fantasie entfaltet Däublers Privatmythos des zur Lebensquelle verklärten Sonnenlichts, ist Dichtung über das künstlerische Schaffen, Menschheitsgeschichte als Läuterung hin zum Geist, „verspätete poetische Krönung des deutschen Idealismus“ (Kemp).

*****

Wichtige Lebensdaten:

1896  
Als Externer Abitur in Fiume (heute Rijeka; in italienischer Sprache). Aus dem Militärdienst nach sechs Monaten als  nicht dienstfähig entlassen.

1898
Umzug der Familie nach Wien. Danach Beginn des Vagabundenlebens: Neapel, Berlin, Wien, Venedig, Rom.

1903
Übersiedlung nach Paris. Umgang mit der internationalen Bohème; kümmerliche Lebensverhältnisse. Intensive Beschäftigung mit Bildhauerrei und Malerei; Bekanntschaft mit Picasso und Moeller van den Bruck, der später den Druck des Nordlichts vermittelt. Sommer: Aufenthalt in der Champagne.

1906
Frühjahr: Bretagne-Aufenthalt.

1907
Herbst: Übersiedlung nach Florenz. Dort Freundschaft mit Ernst Barlach.

1910
Übersiedlung zu seiner Schwester Edith Schamberg nach Berlin. Meist aber unterwegs in Italien (Florenz, Rom, Sizilien), im Rheinland, in Österreich.

1912
Erste öffentliche Auftritte (Innsbruck, Wien, Prag). Frühsommer zu Gast bei Barlach in Güstrow.

1913
Zusammen mit Barlach Reise durch Mecklenburg und Vorpommern.

1914-18
Aufenthalt in Deutschland: vom Kriegsdienst freigestellt; Wechsel zwischen Dresden und Berlin. Freundschaft mit Ludwig von Ficker und Carl Schmitt.

1916-18
Berlin; Kunstreferent des Berliner Börsen-Couriers

1920
In Genf als Gast des Kaufmann ud Sammlers Sammy Falk.

1921-25
Frühjahr (über Österreich und Italien nach) Athen; von da aus Reisen durch Griechenland, Ägypthen, Syrien, Palästina; lebt in bitterer Armut; hält sich mit journalistischen Reisebildern über Wasser.

1925
Herbst: Rückkehr nach Berlin als Schwerkranker; Rekonvaleszenz in Marienbad, Neapel, Capri. Nach der Genesung neue Fahrten: Italien, Deutschland, Skandinavien, England, Frankreich, Balkan.

1927
Präsident des deutschen P.E.N.-Clubs

1928
Mitglied der Preußischen Akademie der Künste

1931
Griechenland-Reise

1932
In Italien Ausbruch der Tuberkulose: Sanatoriumsaufenthalt bei Berlin; trotzdem wieder Reisen.

1933
Schlaganfall in Italien, Däublers Schwester bringt ihn in eine Klinik in St. Blasien/Schwarzwald.

1934
Verstirbt Däubler in St. Blasien.
Begraben wurde Däubler in Berlin-Westend auf dem Waldfriedhof.

*****


Werke

1910
Das Nordlicht. Florentiner Ausgabe. Leipzig u. München: Georg Müller 1910. (700 num.Exempl.). Erweiterte Neuausgabe („Genfer Fassung“). Leipzig: Insel Verlag 1921/22. Kritische Ausgabe.(W.e.b.Universitätsverlag Thelem) Wien: 2003.
1913
Oden und Gesänge. Dresden-Hellerau: Verlag der Neuen Blätter 1913.(120 Ex. auf Bütten; wurde 1916 in die „Hymne an Italien“ eingefügt)
1914
Wir wollen nicht verweilen
1915
Hesperien.
Eine Symphonie I, 1915
Der sternhelle Weg, 1915
1916
Hymne an Italien, 1916
Hymne an Venedig, 1916
Mit silberner Sichel, 1916 (Digitalisat)
Der Standpunkt. Essays über moderne Kunst, 1916
1919
Im Kampf um die moderne Kunst, 1919
1920
Die Treppe zum Nordlicht. Eine Symphonie II, 1920
1921
Die Perlen von Venedig,
1921 Der unheimliche Graf / Der Werwolf / Die fliegenden Lichter (Novellen), (Digitalisat)
1923
Der heilige Berg Athos. Eine Symphonie III, 1923
1924
Päan und Dithyrambos.
Eine Phantasmagorie, 1924
Attische Sonette, 1924
1925
Der Schatz der Insel. Eine Erzählung aus den griechischen Befreiungskriegen, 1925
1926
Aufforderung zur Sonne, 1926 (Digitalisat)
1927
Bestrickungen. Zwei Novellen, 1927
1928
L'Africana, 1928
1930
Der Marmorbruch, 1930
1931
Die Göttin mit der Fackel. Roman einer kleinen Reise, 1931
1956
Dichtungen und Schriften. 1956.


*****

Purpurschwere, wundervolle Abendruhe
grüßt die Erde, kommt vom Himmel, liebt das Meer.
Tanzgestalten, rotgewandet, ohne Schuhe,
Kamen rasch, doch sie versinken mehr und mehr.

Furchtbar rot ist jetzt die Stunde. Wutentzündet
Drohen Panther. Grausam funkelnd. Aufgebracht!
Dieser bleibt: ein Knabe reitet ihn und kündet
Holder Wunder tollen Jubel in die Nacht.

Nacht! der Abend, aller Scharlach mag verstrahlen.
Auch der Panther schleicht im Augenblick davon.
Aber folgt dem Knaben! Sacht, in schmalen Glutsandalen
Tanzt er nackt im alten Takt von Babylon.
Alle Flammen abgeschüttelt? Auf der Füße
Blassen Spitzen winkt und fiebert jetzt das Kind:
Weltentschwunden? Sterne sind die sichern Grüße
Stiller Keuschheit überm Meere, vor dem Wind!

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Biografie: „Theodor Däubler“
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