Ein
Teil der in dieser Zeittafel zusammengestellten biographischen Daten
wurde der Biographie von David Bronsen, Joseph Roth, Köln 1974,
entnommen.
1894
Geboren
am 2. September im österreichischen Brody, Galizien, als Sohn jüdischer
Eltern.
Die Eintragung im jüdischen Matrikelamt zu Brody lautet Mosesjoseph
Roth.
1894-1901
Erste
Lebensjahre bei seiner Mutter Maria Roth, geb. Grübel, im Hause des
Großvaters
Jechiel Grübel in Brody; der Vater, der Getreideeinkäufer und
Holzhändler
Nachum Roth, war nach eineinhalbjähriger Ehe - noch vor der Geburt
seines
Sohnes - von einer Geschäftsreise nicht mehr zurückgekehrt.
1901-1905
Besuch
der Baron-Hirsch-Schule, der „jüdischen Gemeindeschule“, in Brody.
1905-1913
Besuch
des K. K. Kronprinz-Rudolf-Gymnasiums in Brody. Enge Beziehung zu
seinem
Deutschlehrer Max Landau.
Besuche
bei seinem Onkel und Vormund Sigmund Grübel und dessen Familie in
Lemberg.
Erste
Gedichte
Besteht
im Mai 1913 die Matura mit
Auszeichnung.
1913
Zum
Wintersemester 1913/14
Immatrikulation an der K. K. Universität Lemberg; übersiedelt jedoch
schon im Herbst 1913 nach Wien.
1914-1916
Vom
Sommersemester 1914 bis zum
Sommersemester 1916 Studium an der
philosophischen Fakultät der Universität Wien. Vorlesungen und Seminare
in
Germanistik, Philosophie, Psychologie, Musikwissenschaft,
Kunstgeschichte und
Ethnologie.
Enge
Beziehungen zu Professor Dr. Walther Brecht. Freundschaft mit Józef
Wittlin,
später bedeutender polnischer Expressionist.
Erste
Veröffentlichungen – Gedichte "Welträtsel" , Kurzgeschichten,
Essays - in Österreichs Illustrierte Zeitung. Dort erscheint 1916 die
Novelle „Der Vorzugsschüler“.
Anstellung
als Hauslehrer bei der Gräfin Trautmannsdorff.
1916
Am
31. Mai freiwillige Meldung zum Militärdienst, zusammen mit Józef
Wittlin. Besuch
der Einjährigen-Schule des 21. Feldjäger-Bataillons.
1917
Im
Frühjahr Beorderung nach Galizien.
Als
Einjährig-Freiwilliger in der 32. Infanterietruppendivision
abkommandiert zum
Pressedienst.
Veröffentlicht
während der beiden Dienstjahre beim Militär kleine Feuilletons und
Gedichte in
der Wiener Tageszeitung, Der Abend, im Prager Tagblatt und in der
Wiener Wochenschrift Der Friede Januar und Februar 1918).
Russische
Kriegsgefangenschaft?
1918
Mitte
Dezember Rückkehr nach Wien, von dort Reise zu seiner Mutter nach
Brody.
1919
Nach
Flucht aus Brody über die Karpathen und Ungarn Rückkehr nach Wien Ende
März
1919.
1919-1920
Feste
Anstellung bei der Tageszeitung Der Neue Tag. Vom 20. April 1919 bis
30.
April 1920 erscheinen über hundert Beiträge von Roth. Beginn des
sozialistischen Engagements.
1920
Am
1. Juni Übersiedlung nach Berlin, zusammen mit Stefan Fingal. Beginn
der
Mitarbeit an folgenden Zeitschriften und Zeitungen: Freie Deutsche
Bühne -
Das blaue Heft (bis 1923), Die Neue Berliner Zeitung - 12 Uhr
Blatt, Berliner Tageblatt.
1921
Mitarbeit
am Berliner Börsen-Courier (bis August 1922).
1922
Am
5. März Heirat mit der jüdischen Wienerin Friederike (Friedl) Reichler
in Wien.
Sie beziehen ihre einzige gemeinsame Wohnung in Berlin-Schöneberg.
Ab
Juni Mitarbeit am Vorwärts (bis August 1924).
1923
Im
Juni
Rückkehr mit Friedl nach Wien.
Journalistische
Arbeiten in der Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, im Neuen
8-Uhr-Blatt und in Der Tag. Im Spätsommer erste Reise nach Prag.
Vom
9. Februar 1923
bis 25
Dezember
1924 erscheinen 34 Beiträge von Roth im Prager Tagblatt.
Journalistische
Arbeiten in Der Drache (bis 1925) und Das Tagebuch (bis 1932)
Vom
7. Oktober bis 6. November Abdruck von „Das Spinnennetz“, Roths erstem
Roman, in der Wiener Arbeiter-Zeitung.
Seit
Januar ständiger Mitarbeiter der Berliner Redaktion der Frankfurter
Zeitung,
der er - mit einer Unterbrechung 1929/30 - bis 1932 verbunden bleibt.
Nach
seiner Rückübersiedlung nach Berlin Beginn einer regen
Publikationstätigkeit in
der Frankfurter Zeitung. Zum
Berliner Domizil wählt er das Hotel am Zoo.
1924
Feuilletons
und
satirische Gedichte in Lachen links. Hotel Savoy, Roman, im Verlag Die
Schmiede, Berlin (Vorabdruck Februar bis März in der Frankfurter
Zeitung). Die Rebellion, Roman, im Verlag Die Schmiede, Berlin
(Vorabdruck
Juli bis August im Vorwärts).
1925
Im
Frühjahr
Übersiedlung nach Paris als Feuilleton-Korrespondent der Frankfurter
Zeitung. In dieser Position bis Frühsommer 1926.
Freundschaft
mit dem Feuilleton-Chef der Frankfurter Zeitung,
Benno
Reifenberg (bis 1933). September bis November Reise durch
Südfrankreich.
Artikelserie
Im
mittäglichen Frankreich in der Frankfurter Zeitung
vom 8.
9. bis 4.11. 1925.
Die
weißen Städte (posthum veröffentlicht in Werke „Neue erweiterte Ausgabe
in vier
Bänden“ Bd. 3, Köln 1976). April. Die Geschichte einer Liebe, bei J.
H. W. Dietz Nachf., Berlin. „Der blinde Spiegel“, Ein kleiner
Roman, ebd.
1926
Im
Frühsommer
Ablösung in seiner Eigenschaft als Pariser Feuilleton-Korrespondent der
Frankfurter
Zeitung durch Friedrich Sieburg.
Als
„Entschädigung“ im Auftrag der Frankfurter Zeitung von Ende August bis
Dezember Reportage-Reise durch die Sowjetunion. Artikelserie Reise in
Rußland in der Frankfurter Zeitung vom 14.9. 1926 bis 19. 1. 1927.
1927
Kürzere
Aufenthalte in Berlin und Frankfurt, im März Rückkehr nach Paris.
Von
Mai bis Juli Reportage-Reise durch Albanien. Artikelserie Reise nach
Albanien in der Frankfurter Zeitung vom 29.5. bis 30. 7. 1927.
Im
Herbst
Reportage-Reise durch das Saargebiet. Artikelserie Briefe aus
Deutschland, gezeichnet
von Cuneus, in der Frankfurter Zeitung vom 16.11.1927 bis 28.1.1928.
1930
Überführung
Friederike Roths von Berlin nach Wien.
Zunächst
Unterbringung bei ihren Eltern, von November 1930 an in verschiedenen
Sanatorien und Pflegeanstalten.
Nach
Einstellung der Mitarbeit an den Münchner Neuesten Nachrichten Vertrieb
der Feuilletons Roths durch den Zeitungsvertrieb des Gustav Kiepenheuer
Verlags.
Ab
November Veröffentlichung seiner Feuilletons wieder in der Frankfurter
Zeitung.
Hiob,
Roman eines einfachen Mannes, bei Gustav Kiepenheuer, Berlin
(Vorabdruck vom 14.
September bis 21. Oktober in der Frankfurter Zeitung).
Panoptikum.
Gestalten und Kulissen. (Feuilleton-Anthologie), im Verlag Knorr &
Hirth, München.
1931
Bis
Mitte April
Aufenthalt in Antibes. Arbeit am Roman Radetzkymarsch.
Augenkrankheit.
Beginn
des Zusammenlebens mit Andrea Manga Bell. Artikelserie Kleine Reise in
der Kölnischen Zeitung vom 3.5. bis 21. 6.1931. Amerikanische Ausgabe
von Hiob.
1932
Radetzkymarsch,
Roman, bei Gustav Kiepenheuer, Berlin (Vorabdruck vom 17. April bis 9.
Juli in der Frankfurter Zeitung).
1933-1939
Im Exil
1933
Am
frühen Morgen des 30. Januar verläßt Roth Berlin, noch vor der
Nachricht von
Hitlers Ernennung zum Reichskanzler, und fährt nach Paris.
Das
Hotel Foyot in Paris wird sein wichtigstes Domizil im Exil, aber auch
Reisen
nach und Aufenthalte in Salzburg, Rapperswil am Zürichsee, Zürich,
Marseille,
Nizza, Sanary-sur-mer, Amsterdam, Brüssel, Ostende, Wilna,
Lemberg,Warschau und Wien.
Politisches
Engagement im Kreis österreichischer Legitimisten um Otto von Habsburg.
Ständige
finanzielle Nöte.
Beginn
der Mitarbeit an der von Leopold Schwarzschild herausgegebenen
Exilzeitschrift „Das
Neue Tage-Buch“. Bis zu seinem Tod veröffentlicht Roth dort über 40
Artikel.
Stationschef
Fallmerayer. In: Novellen deutscher Dichter der Gegenwart. Hrsg.
von Herrmann Kesten. Allert de Lange, Amsterdam.
1934
Ab
Juni Aufenthalt in Marseille, ab Mitte Juli in Nizza (bis Juni 1935).
Wohnt mit
Andrea Manga Bell im gleichen Haus mit Heinrich Mann und Nelly Kroeger
sowie
Hermann und Toni Kesten.
Ab
6. Juli Mitarbeit am Pariser Tageblatt, später Pariser Tageszeitung
(mehr
als 60 Artikel).
Gelegentliche
Mitarbeit an weiteren Exilzeitschriften und -zeitungen (Neue Deutsche
Blätter, Die neue Weltbühne, Die Sammlung, Die Zukunft u. a.) sowie
an französischen literarischen Zeitschriften und Tageszeitungen
(Nouvelles
Litteraires, 1934,
Marianne, L'lntransigeant). Tarabas, ein Gast auf dieser Erde. Roman,
Querido
Verlag, Amsterdam.
Le
triomphe de la beaute. In: Nouvelles Litteraires, Paris. Le buste de
l'empereur.
In: 1934, Paris. Deutsche
Erstveröffentlichung Die Büste des Kaisers posthum in Joseph Roth:
Romane,
Erzählungen, Aufsätze. Köln 1964. Der Antichrist, im Verlag Allert
de Lange, Amsterdam.
1935
Im
Juni Rückkehr nach Paris.
Journalistische
Arbeiten in der von Emigranten in Österreich herausgegebenen
Zeitschrift Der
Christliche Ständestaat (bis 1938).
Die
hundert Tage. Roman, im Verlag Allert de Lange, Amsterdam.
1936
Von
März bis Juni Aufenthalt in Amsterdam zu Verhandlungen mit seinen
Verlagen
Allert de Lange und Querido. . .
12.Juni
Vortrag „Der Aberglaube an den Fortschritt“.
Ab
9. Juli Aufenthalt in Ostende, zusammen mit Hermann Kesten, Stefan
Zweig, Ernst
Toller und Egon Erwin Kisch. Bekanntschaft und Verbindung mit der aus
Deutschland emigrierten Schriftstellerin Irmgard Keun (bis Anfang
1938).
Erster
Besuch (?) bei Otto von Habsburg in Steenockerzeel.
Ende
des Jahres Rückkehr nach Paris.
Beichte
eines Mörders, erzählt in einer Nacht. (Roman), im Verlag Allert
de Lange, Amsterdam.
1937
Im
Februar und März Vortragsreise auf
Einladung des polnischen PEN-Clubs durch mehrere polnische Städte und
Wilna mit
dem Vortrag „Der Aberglaube an den Fortschritt“.
Vor
der Rückkehr nach Paris Aufenthalt in Wien.
Nach
Abriß des Hotel Foyot Unterkunft im Hotel de la Poste, Cafe Tournon.
Bis zu
seinem Tod bleibt sein Arbeitstisch im Cafe ein Sammelpunkt der
deutschen und
österreichischen Emigration.
Das
falsche Gewicht. Die Geschichte eines Eichmeisters. (Roman), im Querido
Verlag, Amsterdam.
1938
Im
Februar letzter Besuch in Wien. Versucht, im
Auftrag der Legitimisten bei Schuschnigg vorzusprechen: Verhinderung
der
Annexion Österreichs mit Hilfe der Monarchisten. Es gelang ihm, eine
Unterredung mit dem Polizeipräsidenten Skubl
zu erwirken.
Beteiligung
an der „Entre-aide Autrichienne“, einer
Hilfsorganisation für österreichische Emigranten.
Wahl
zu einem der drei Vizepräsidenten der „Liga für
das geistige Österreich“.
Reden
auf Protestkundgebungen gegen die Annexion Österreichs.
Im
Spätherbst letzter Aufenthalt in Amsterdam. Rapide,
Verschlechterung seines Gesundheitszustandes (Herzanfall,
Magenentzündung, Leberzirrhose). Die
Kapuzinergruft. Roman, im Verlag De
Gemeenschap, Bilthoven.
1939
Artikelserie
Schwarz-Gelbes Tagebuch in der
österreichischen legitimistischen Exilzeitschrift Die Österreichische
Post
vom 15.2. bis 1. 5. 1939.
Im
Frühjahr Einladung nach USA durch Eleanor
Roosevelt.
Die
Geschichte von der „1002. Nacht“ (Roman),
im Verlag De Gemeenschap,
Bilthoven.
Am
23. Mai bricht Roth auf die Nachricht von Ernst
Tollers Selbstmord in New York zusammen. Einlieferung in das Höpital
Necker.
Am
27. Mai, 5.55 Uhr, Tod im Höpital Necker (Delirium tremens,
Lungenentzündung).
Am
30. Mai, 16.00 Uhr, Beisetzung auf dem Cimetiere Thiais,
südöstlich von Paris, unter starker Beteiligung deutscher und
österreichischer
Emigranten und französischer Freunde der verschiedensten politischen
Richtungen
und Konfessionen.
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