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04.2
Biografie
Amalie von Imhoff
Amalie von Imhoff, verh. Helvig
Geboren am 16. August 1776
in Weimar ,
gestorben am 17.Dezember 1931
in Berlin
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Helvig:
Amalie v. H. (nicht Hellvig oder Hellwig, wie der Name öfters
im Widerspruch mit der von der Dichterin selbst gebrauchten Form
geschrieben wird), geb. Freiin v. Imhof, eine der anmutigsten
Erscheinungen des Weimarischen Musenhofes.
Sie
ward am 16. August 1776
in Weimar geboren. Ihr Vater, dem Solor-Stephansmühler Zweig
der alten fränkischen Familie entstammend, war früher
Major bei der Englisch-Ostindischen Compagnie gewesen, ihre Mutter,
Luise geb. v. Schardt, war eine Schwester von Charlotte v. Stein.
Bald
nach Amaliens Geburt zogen die Eltern mit ihr nach dem
väterlichen Familiengute Mörlach bei
Nürnberg. Das ungewöhnlich begabte Kind entwickelte
sich sehr früh, worauf Reisen der Eltern nach Frankreich,
England und Holland fördernd einwirkten. Schon im achten Jahre
sprach sie geläufig französisch und englisch. Nach
dem Verkauf des Gutes Mörlach siedelten die Eltern ganz nach
Weimar über, Amalie aber kam nach Erlangen in eine Pension, wo
sie an ihrem zwölften Geburtstage den Tod des Vaters erfahren
sollte.
Seit
1790
lebte sie dann wieder bei der Mutter in Weimar, wo sie ihr
Zeichentalent unter Meyers Leitung entwickelte und im Hause ihres
Oheims v. Stein, bald auch im Schillerschen Hause in Jena, dem ihre
Mutter befreundet war, mit den hervorragenden Männern des
Weimarischen Kreises bekannt ward. Mit Eifer verwertete sie so reiche
Anregungen; selbst das Griechische erlernte sie noch so weit, um den
Homer in der Ursprache zu lesen.
Schiller
wurde durch ein Maskengedicht Amaliens an die Herzogin auf ihr
poetisches Talent aufmerksam und er wie Goethe, den sie „erst
als ein höchst schönes Kind, später als ein
vorzügliches Talent“ anzog (Tag- und Jahreshefte 1799) ermutigten
sie zu ernsteren Versuchen. Doch meinte Schiller (Brief an Goethe vom
17. Aug. 1797),
sie sei nicht durch das Herz, sondern nur durch die Fantasie zur Poesie
gekommen und werde ihr Leben lang nur damit spielen.
Sie
gab um diese Zeit den beiden Dichtern zu manchen ihrer wichtigen
Betrachtungen über die Natur des Dilettantismus Anlass.
Gleichwohl war namentlich Goethe mit den Gedichten, die sie, jedoch
unter der Bedingung der Anonymität, für den
Musenalmanach beisteuerte, wohl zufrieden.
„Die
Imhof“, schrieb er am 14. und 21. Juli 1797
an Meyer,
„entwickelt ein recht schönes poetisches Talent; sie
hat einige allerliebste Sachen zum Almanach gegeben.... Man merkt ihren
Produktionen sehr deutlich die soliden Einsichten in eine andere Kunst
(d. h. in die Malerei) an.“
Im
VIII. und X. Stück der Horen von 1797 erschien ihr Gedicht
„Abdallah und Balsora“ in 6 Gesängen und 2
kleinere Dichtungen, andere (unter den Ziffern A. und F.) in den
Musenalmanachen von 1798
und 1799,
darunter „Mein Traum“ und „die Freuden
der Gegenwart“ mit Zumsteegschen Compositionen
(Schiller-Cotta S. 244 Anm. 5). Jetzt war es umgekehrt Schiller, der
zuerst Goethe auf ein neues größeres episches
Gedicht von ihr „die Schwestern von Lesbos“
aufmerksam machte und Goethe entschloss sich, obwohl unter der Arbeit
am Erfolg manchmal verzweifelnd, durch seinen Rat und seine Anweisung
dem Werke „der lieben kleinen Freundin“ zu
höherer Vollendung zu verhelfen. (Vgl. den
Schiller-Goetheschen Briefwechsel vom 19. März bis 21. August 1799.)
„Das Werk“, schreibt Goethe, „ist wie
eine bronzene Statue, artig gedacht und gut modelliert, wobei aber der
Guss versagt hat.“ Gleichwohl ward dem kleinen Epos verdiente
Anerkennung zu Teil, als es 1800
im Musenalmanach erschien.
Schon
1801 folgte eine neue Auflage (die neueste 1833). –
Die
Dichterin ward um diese Zeit zur Hofdame der Herzogin Louise ernannt.
Wohl überscharf geurteilt ist es, wenn ihre Tante, Frau v.
Stein (Düntzer, Charl. v. Stein II. 131) damals von ihr
schrieb: „Sie hat in Wilhelmsthal einige hübsche
Gedichte gemacht, aber sie ist so in sich selbst verliebt, dass es
Einem zum Ekel ist und macht sich damit lächerlich.“
–
1802 lernte Amalie
den Schwedischen Oberst und Generalinspektor der Artillerie v. Helvig
kennen, der von einer Reise durch die Türkei, Griechenland und
Italien rückkehrend, Weimar besuchte.
1803 mit ihm
verheiratet, folgte sie ihm (nach dem Tode der Mutter und ihres
Bruders) mit ihren zwei jüngeren Schwestern nach Stockholm.
Das
dortige Klima zwang sie jedoch, 1810
mit ihren 3 Kindern nach Deutschland zurückzukehren und sie
lebte nun, eifrig mit dem Studium der alten deutschen Kunst
beschäftigt, in Heidelberg.
Als
ihr Gemahl sie 1812
hier besuchte, ward er auf Napoleons Befehl verhaftet und nach Mainz
transportiert, doch gelang es der Gattin, durch die
Großherzogin Stephanie seine Befreiung zu erwirken. Nach
Abtretung Pommerns an Preußen trat auch ihr Gatte in
preußische Dienste über, aus denen er 1826
als
Generalleutnant schied.
Seit
1815
lebte sie daher meistens in Berlin, vorübergehend auch in
Dresden. –
Außer
den erwähnten Werken erschienen von ihr die
„Dramatischen Idyllen“; „Die Schwestern
auf Corcyra“ und „Die Tageszeiten“ 1812;
„Taschenbuch der Sagen und Legenden“, 2
Jahrgänge 1812
und 1817
und mit de la Motte Fouqué; „Die Sage vom
Wolfsbrunnen“ 1814;
der Roman „Helene von Tournon“; „Sammlung
von Gedichten zum Besten de unglücklichen Wittwen und Waisen
in Griechenland“ 1826.
Den dauerndsten Namen aber hat sich die Dichterin durch ihre
Übertragung von „Tegnérs
Frithjofssage“ gemacht, die sich als klassisches
Übersetzungswerk eingebürgert hat. Die erste Ausgabe
erschien bei Cotta 1826, die zweite 1832,
beide groß 8°; dann folgten 4 Miniaturausgaben 1844, 1851, 1853, 1856,
eine Taschenausgabe in der deutschen Volksbibliothek 1862 und soeben (1879) in sehr
zierlicher Ausstattung die achte Auflage. –
Sie starb in Berlin am 17.
Dezember 1831.
Vgl.
nebst den oben angedeuteten Quellen Döring bei Ersch und
Gruber II. 16. S. 305 ff.
v.
Liliencron
oben
___________________________
Biografie : "Amalie von Imhoff",
von Rochus von Liliencron in:
Allgemeine Deutsche Biographie,
herausgegeben von der Historischen Kommission
bei der Bayerischen
Akademie der Wissenschaften,
Band 11 (1880), S. 714–715,
Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource
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