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Literatur


04.7



Gedichte


Frühling

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 Frühling

Die Bäume im Ofen lodern.
Die Vögel locken am Grill.
Die Sonnenschirme vermodern.
Im übrigen ist es still.

Es stecken die Spargel aus Dosen
Die zarten Köpfchen hervor.
Bunt ranken sich künstliche Rosen
In Faschingsgirlanden empor.

Ein Etwas, wie Glockenklingen,
Den Oberkellner bewegt,
Mir tausend Eier zu bringen,
Von Osterstören gelegt.

Ein süßer Duft von Havanna
Verweht in ringelnder Spur.
Ich fühle an meiner Susanna
Erwachende neue Natur.

Es lohnt sich manchmal, zu lieben,
Was kommt, nicht ist oder war.
Ein Frühlingsgedicht, geschrieben
Im kältesten Februar.

Joachim Ringelnatz

 Frühling I

Die Wellen blinken und fließen dahin –
Es liebt sich so lieblich im Lenze!
Am Flusse sitzt die Schäferin
Und windet die zärtlichsten Kränze.

Das knospet und quillt, mit duftender Lust –
Es liebt sich so lieblich im Lenze!
Die Schäferin seufzt aus tiefer Brust:
Wem geb’ ich meine Kränze?

Ein Reuter reutet den Fluß entlang,
Er grüßt so blühenden Muthes!
Die Schäferin schaut ihm nach so bang,
Fern flattert die Feder des Huthes.

Sie weint und wirft in den gleitenden Fluß
Die schönen Blumenkränze.
Die Nachtigall singt von Lieb’ und Kuß –
Es liebt sich so lieblich im Lenze!

Heinrich Heine

 Frühlingsanfang

Es locket der Frühling: Hinaus! Hinaus!
Was wollt ihr im engen, im dumpfen Haus?
Der grämliche Winter hat ausregiert,
Und Frühling ein milderes Scepter führt.

Wie golden am Himmel die Sonne blinkt,
In Lüften das Vögelchen zirpt und singt!
Das Schäfchen, es zupft an dem jungen Grün;
Ins Freie die Kindlein laut jubelnd ziehn.

O freut euch der Erde im Frühlingsstaat,
Des knospenden Laubes, der grünen Saat,
Des helleren Lichtes, der milderen Luft,
Der Blüte des Baumes, der Blumen Duft;

Denn schnell mit dem Wechsel der Tage flieht
Der Frühling, der prangend die Erd′ umzieht.
Genießet ihn freudig und säumet nicht
Und badet euch lustig in seinem Licht!

Autor Unbekannt

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Textgrundlage: „Frühling“, Joachim Ringelnatz,
aus: Flugzeuggedanken 1. Auflage, ED: 1929,
Ernst Rowohlt Verlag, EO: Berlin
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Textgrundlage:
“Frühling“, Heinrich Heine, aus:
Neue Gedichte.Seite 191 f., 1. ‚Auflage, ED: 1844,
Verlag: Hoffmann und Campe
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Textgrundlage:
„Frühlingsanfang“,Autor Unbekannt,
Untertitel: Volksblatt.
Eine Wochenzeitschrift mit Bildern. Jahrgang 1878,
Nr. 15, S. 113, Herausgeber: Dr. Christlieb Gotthold
Hottinger, ED: 1878, Verlag von
Dr. Hottinger's Volksblatt, EO: Straßburg

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