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04.7
Gedichte - Winter
______________________
Winterlied
1785
Das
Feld ist weiß, so blank und rein,
Vergoldet
von der Sonne Schein,
Die
blaue Luft ist stille:
Hell
wie Krystall
Blinkt
überall
Der
Fluren Silberhülle.
Der
Lichtstrahl spaltet sich im Eis,
Er
flimmert blau und roth und weiß,
Und
wechselt seine Farbe.
Aus
Schnee heraus
Ragt,
nackt und kraus,
Des
Dorngebüsches Garbe.
Von
Reifenduft befiedert sind
Die
Zweige rings, die sanfte Wind’
Im
Sonnenstrahl bewegen.
Dort
stäubt vom Baum
Der
Flocken Flaum
Wie
leichter Blüthenregen.
Tief
sinkt der braune Tannenast
Und
drohet mit des Schnees Last
Den
Wandrer zu beschütten;
Vom
Frost der Nacht
Gehärtet.
kracht
Der
Weg von seinen Tritten.
Das
Bächlein schleicht, von Eis geengt:
Voll
lauter blauer Zacken hängt
Das
Dach; es stockt die Quelle;
Im
Sturze harrt,
Zu
Glas erstarrt,
Des
Wasserfalles Welle.
Die
blaue Meise piepet laut;
Der
muntre Sperling pickt vertraut
Die
Körner vor der Scheune.
Der
Zeisig hüpft
Vergnügt
und schlüpft
Durch
blätterlose Haine.
Wohlan!
auf festgediegner Bahn
Klimm
ich den Hügel schnell hinan,
Und
blicke froh ins Weite,
Und
preise den,
Der
rings so schön
Die
Silberflocken streute.
Johann
Gaudenz von Salis-Seewis
Morgensonne
im Winter
Auf
den eisbedeckten Scheiben
fängt
im Morgensonnenlichte
Blum’
und Scholle an zu treiben…
löst
in diamantnen Tränen
ihren
Frost und ihre Dichte,
rinnt
herab in Perlensträhnen…
Herz,
o Herz, nach langem Wähnen
laß
auch deines Glücks Geschichte
diamantne
Tränen schreiben!
Christian
Morgenstern
oben
__________________________________
Textgrundlage: „Winterlied“
Johann Gaudenz von Salis-Seewis
aus: Gedichte. Ausgabe letzter Hand. Entst.: 1785
ED: 1869, Verlag Orell, Füßli & Comp., EO: Zürich
wikisource.org
Textgrundlage:
„Morgensonne im Winter“,
Christian Morgensternaus: »Moderne
Kunst« 28 (1913 / 14),
entst. verm. Febr. 1910, ED:
1913/14
wikisource.org
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103:
"The Cart", Claude Monet,
1867, gemeinfrei
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