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04.08
Gedichte - Tagesverlauf
Abend
____________________________
Abend
Aus
eigenem Herzen geboren,
Nie
besessen, dennoch verloren.
Dämmerstunde.*
Im
Nebenzimmer saßen ich und du;
Der
Abendschimmer fiel durch die Gardinen,
Die
fleißigen Hände fügten sich der Ruh,
Von
rothem Licht war deine Stirn beschienen.
Wir
schwiegen beid’; ich wußte mir kein Wort,
Das
in der Stunde Zauber mochte taugen;
Nur
nebenan die Alten schwatzten fort -
Du
sahst mich an mit deinen Märchenaugen.
Theodor
Storm
Der
Abend kommt gezogen
Der
Abend kommt gezogen,
Der
Nebel bedeckt die See;
Geheimnißvoll
rauschen die Wogen,
Da
steigt es weiß in die Höh’.
Die
Meerfrau steigt aus den Wellen,
Und
setzt sich zu mir, am Strand;
Die
weißen Brüste quellen
Hervor
aus dem Schleiergewand.
Sie
drückt mich und sie preßt mich
Und
thut mir fast ein Weh’;
Du
drückst ja viel zu fest mich,
Du
schöne Wasserfee!
„Ich
presse dich, in meinen Armen,
Und
drücke dich mit Gewalt;
Ich
will bei dir erwarmen,
Der
Abend ist gar zu kalt.“
Der
Mond schaut immer blasser
Aus
dämmriger Wolkenhöh’;
Dein
Auge wird trüber und nasser,
Du
schöne Wasserfee!
„Es
wird nicht trüber und nasser,
Mein
Aug’ ist naß und trüb’,
Weil,
als ich stieg aus dem Wasser,
Ein
Tropfen im Auge blieb.“
Die
Möven schrillen kläglich,
Es
grollt und brandet die See;
Dein
Herz pocht wild beweglich,
Du
schöne Wasserfee!
„Mein
Herz pocht wild beweglich,
Es
pocht beweglich wild;
Weil
ich dich liebe unsäglich,
Du
liebes Menschenbild!“
Heinrich
Heine
oben
__________________________________
Textgrundlage:
„Dämmerstunde“, Theodor Storm, aus: Sommergeschichten
und
Lieder, S. 96, ED: 1851, Verlag Duncker, EO: Berlin
wikisource.org
Textgrundlage: „Der
Abend kommt gezogen“, Heinrich Heine
aus:
Buch der Lieder, Die Heimkehr, S. 190–191, 1. Auflage
Entst.:
1823–1824, ED: 1827, Verlag Hoffmann und
Campe, EO: Hamburg
wikisource.org
Logo 402: "Landschaft in der
Abenddämmerung", Vincent Van Gogh, 1883,
gemeinfrei,
wikimedia
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