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Literatur


04.2


Gedichte  Allgemein - B





Von der Deutschen Sprach

Wann eine Sprache man mit fremden Worten schmücket,
so scheint sie wie ein Weib, die ihr Gesicht gefärbt;
wann man es recht besieht, so ist es ganz verderbt,
so ihrer zarten Haut nur endlich Schaden bringet.
Die deutsche Sprach ist den andern Sprachen gleich,
und wären sie von Wort und Klange noch so reich,
drum lasst uns unsere Sprach in unserer Sprache reden.

Johanna Elisabeth von Baden-Durlach
(1680-1757)


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Wie ich dich liebe

Wie ich dich liebe? Lass mich zählen wie.
Ich liebe dich so tief, so hoch, so weit,
als meine Seele blindlings reicht, wenn sie
ihr Dasein erfühlt und die Ewigkeit.

Ich liebe dich bis zu dem stillsten Stand,
den jeder Tag erreicht im Lampenschein
oder in Sonne. Frei, im Recht, und rein
wie jene, die vom Ruhm sich abgewandt.

Mit aller Leidenschaft der Leidenszeit
und mit der Kindheit Kraft, die fort war, seit
ich meine Heiligen nicht mehr geliebt.

Mit allem Lächeln, aller Tränennot
und allem Atem. Und wenn Gott es gibt,
will ich dich besser lieben nach dem Tod.

Übersetzung aus dem Englischen:
Rainer Maria Rilke
Elizabeth Barrett-Browning
(1806-1861)


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Kokain
 
Wände
Tisch
Schatten und Katzen
Grüne Augen
Viele Augen
Millionenfache Augen
Das Weib
Nervöses zerflatterndes Begehren
Aufflackerndes Leben
Schwelende Lampe
Tanzender Schatten
Kleiner Schatten
Großer Schatten
Der Schatten
Oh - der Sprung über den Schatten
Er quält dieser Schatten
Er martert dieser Schatten
Er frisst mich dieser Schatten
Was will dieser Schatten
Kokain

Aufschrei
Tiere
Blut
Alkohol
Schmerzen
Viele Schmerzen
Und die Augen
Die Tiere
Die Mäuse
Das Licht
Dieser Schatten
Dieser schrecklich große schwarze Schatten.

Anita Berber
(1899-1928)


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Unverstanden

In meines Herzens Garten
Blüh'n Blumen groß und klein,
Doch ach, es fehlt den armen
Der Liebe Sonnenschein.

Der Sonnenschein der Liebe,
Der Liebe warme Glut,
Und ihre Wurzeln trinken
Nur immer Tränenflut.

Ihr armen, armen Blumen,
Wie müsst ihr doch vergeh'n,
Vergehen und verbleichen,
Verbleichen ungesehn.

Das größte aller Leiden
Das es hienieden gibt,
Ist - nicht verstanden werden,
Wo man am meisten liebt.

Emma von Brandis-Zelion
(1840-1909)







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Textgrundlage Gedichte:
"Von der Deutschen Sprache",  J. E. Baden-Durlach   "Wie ich dich liebe", 
E. Barett-Browning,  "Kokain", Anita Berber,   "Unverstanden"  von Brandis-Zelion Emma

Logo 67: "Le bassin aux nymphéas ou Les nymphéas á Givenrny", Claude Monet,
 gemeinfrei

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