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Literatur


04.2



Literarische Epochen

Verzeichnis der literarischen Epochen
Literatur unter dem Hakenkreuz






Literatur in der Zeit des Nationalsozialismus

Das literarische Schaffen der deutschsprachigen Autoren und der Umgang mit Literatur zur Zeit des Nationalsozialismus wurden durch den Einfluss des NS-Regimes entweder stark geprägt oder beeinträchtigt.


Allgemeines

Bereits kurze Zeit nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 gingen Schriftsteller wie Alfred Döblin, Leonhard Frank, Klaus und Heinrich Mann ins Exil. Thomas Mann blieb nach einer Vortragsreise in Frankreich.


Bücherverbrennung in Berlin

Am 10. Mai 1933 fanden in fast allen deutschen Universitätsstädten von der Deutschen Studentenschaft organisierte Bücherverbrennungen unliebsamer Autoren statt. Unter anderem gingen Werke von Sigmund Freud, Erich Kästner, Karl Marx, Heinrich Mann, Klaus Mann, Carl von Ossietzky, Erich Maria Remarque und Kurt Tucholsky in Flammen auf.

Schon frühzeitig bekannten sich zahlreiche Intellektuelle zum Nationalsozialismus. Gottfried Benn ergriff 1933 ausdrücklich Partei für "den neuen Staat" und attackierte die literarischen "Emigranten". Der Germanist Benno von Wiese trat bereits im Mai 1933 der NSDAP bei.

Im Rahmen der sogenannten Gleichschaltung wurden Schriftstellerorganisationen verboten bzw. in der im Oktober 1933 die gegründeten Reichsschrifttumskammer zusammengefasst. Um Mitglied zu werden, musste man einen so genannten Ariernachweis vorlegen. Ein Ausschluss bedeutete Berufsverbot. Aus dem deutschen PEN-Zentrum ging 1934 besonders auf Betreiben von Hanns Johst und Gottfried Benn die Union nationaler Schriftsteller hervor. In Österreich wurde 1936 der Bund deutscher Schriftsteller Österreichs gegründet, der energisch auf den Anschluss hinarbeitete.

Die Säuberung von Leihbüchereien, Buchhandlungen und Bibliotheken bereits ab 1933 erfolgte nach den Kriterien der Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums. Anfang der 40er Jahre standen über 4.000 Einzeltitel, 500 Autoren und alle Schriften jüdischer Autoren (bzw. solche von so genannten „Halbjuden“) auf dem Index. Der Verzicht auf eine offizielle Vollzensur hatte zur Folge, dass Verleger und Autoren ihre Werke zur Begutachtung in Zweifelsfällen an die Gestapo hätten schicken müssen und damit durch Einschüchterung zur Selbstzensur veranlasst wurden.

Seit den Pogromen am 9. November 1938 wurde der offizielle Druck auf weitere Autoren wie Günter Eich, Peter Huchel oder Ernst Kreuder ausgedehnt.


Literatur im Dienst der Nationalsozialisten

Roman

Die typischen Historischen Romane des Nationalsozialismus hatten zumeist die Ostkolonisation, den Bauernkrieg, die preußische Geschichte oder die Befreiungskriege gegen das napoleonische Frankreich als Thema, wobei die historische Legitimation des Dritten Reiches das leitende Ziel bildete. Dazu zählten Wolter von Plettenberg (1938) von Hans Friedrich Blunck oder Der erste Deutsche (1934) von Hjalmar Kutzleb über Hermann den Cherusker. Als Protagonisten wurden meist charismatische Führer gewählt, um einen Nachweis der Legitimität des Führerstaats zu erbringen. Beispiele in Gegenwartsromanen waren Werke wie Ein Trupp SA: Ein Stück Zeitgeschichte (1933) von Waldemar Glaser, oder Parteigenosse Schmiedecke (1934) von Alfred Karrasch.

Bauernromane enthielten populäre rückwärtsgewandte verklärende Schilderungen ländlicher Lebensformen. Die Darstellung einer konfliktfreien Dorfgemeinschaft folgte der Idee einer intakten Volksgemeinschaft, wie sie in Shylock unter Bauern (1934) von Felix Nabor oder Der Bannwald (1939) von Joseph Georg Oberkofler umgesetzt wurde.

Siedlerromane entsprangen dem Blut-und-Boden-Mythos, der in Volk ohne Raum (1926) von Hans Grimm eine programmatische Darstellung erfuhr. In ihnen wurde über das Leben deutscher Minderheiten und das Leben deutscher Siedler in den Ostgebieten berichtet, um den Expansionsanspruch der Nationalsozialisten zu rechtfertigen. Beispiele hierfür sind die Romane Kompost (1934) von Ulrich Sander oder Volk auf dem Weg (1930-1942) von Josef Ponten, der wie Gottfried Rothacker in besonderem Maße die Heim ins Reich-Ideologie verbreitete. Sie waren von starkem Antikommunismus gekennzeichnet, wie Und Gott schweigt...? (1936) von Edwin Erich Dwinger.

Kriegsromane verherrlichten die Fronterlebnisse der Veteranen aus dem Ersten Weltkrieg. Zudem gab es 1936 Kriegsdichtertreffen in Berlin. Die Inhalte waren meist klischeehafte Hasstiraden gegen den Gegner und eine ständig beteuerte Siegesgewissheit. Zur Kriegsverherrlichung dienten u.a. die Romane Volk im Feuer (1934) von Otto Paust oder Panzerführer. Tageblätter vom Frankreichfeldzug (1941) von Edwin Erich Dwinger.

Die Frauenromane der Nationalsozialisten spiegelten das traditionelle Frauenbild der Hausfrau und Mutter wider. Das emanzipatorische Frauenbild der 20er Jahre wurde umgekehrt und die Frau als „Gebärmaschine“ für den Führer dargestellt. Hierfür steht beispielsweise Kuni Tremel-Eggerts großes Erfolgswerk Barb, Roman einer deutschen Frau (1933) oder Wilhelm Schmidtbonns Anna Brand (1939).


Drama

Das Drama spielte im Nationalsozialismus durch seinen hohen Grad an Massenbeeinflussung eine besondere Rolle. Es wurde sowohl überaus subventioniert als auch durch die Reichsdramaturgie kontrolliert. Thematisch handelte es sich meist um historische Märtyrerdramen, die die „Frontgemeinschaft“ und den „Kampfesmut“ feierten.

Nach der Kriegswende 1942/43 wurde das Drama schließlich in den Dienst der Durchhaltepropaganda gestellt. Beispiele hierfür sind die Dramen Schlageter (1933) von Hanns Johst und der sogenannte „Preußenzyklus“ Hans Rehbergs in den Jahren zwischen 1934 und 1937.


Thingspiel

Eine neue eigene Art von Aufführung stellte im Nationalsozialismus das so genannte Thingspiel dar. Massensprechchöre, emotionale Darbietungen und kultische Veranstaltungen sollten ein Gefühl der Volksgemeinschaft schaffen.
Im Sinne eines altgermanischen Volksgerichts wurde oft am Schluss ein Richterspruch des Volkes gesprochen.

Nach Eberhard Wolfgang Möllers Aufführung des Frankenburger Würfelspiels während der Olympischen Sommerspiele 1936 sank das Interesse an diesem Genre, und die staatliche Förderung wurde eingestellt. Ein weiteres typisches Beispiel für das Thingspiel ist die Deutsche Passion 1933 (1933) von Richard Euringer.


Lyrik

Die Lyrik im Dritten Reich griff hauptsächlich auf klassisch-romantische Überlieferungen zurück.
Durch den schwülstigen Sprachgebrauch, die Blut-und-Boden-Ideologie, einen überaus platten Traditionalismus und Pathos wies ein Teil der Lyrik unfreiwillig komische Züge auf.

Ein überaus beliebtes Medium stellte das Gemeinschaftslied dar. Oft auf ältere Soldaten- und Volkslieder zurückgreifend, machte diese Form, ihr einfacher Satzbau, ihre ständigen Wiederholungen, Imperative und eingängige Rhythmik leicht einprägsam. Der Sinn dieser Lyrik bestand in der Vermittlung eines Kollektiverlebnisses und der Verklärung des Regimes sowie der pseudoreligiösen Verehrung des Führers. Die Lieder Im Marschschritt der SA (1933) von Herybert Menzel, Des Blutes Gesänge (1935) von Herbert Böhme oder Wir dürfen dienen (1937) von Gerhard Schumann stehen beispielhaft für dieses Genre.


Literatur des politischen Widerstandes

Eine ganze Reihe von Autoren, meist Kommunisten oder Sozialisten, schlossen sich während der Herrschaft des Regimes dem aktiven Widerstand an und mussten ihre Arbeit in der Illegalität fortsetzen. Ihre wesentliche Aufgabe sahen sie hierbei in der Aufklärungspflicht über die wahren Verhältnisse in Deutschland.

In der Untergrundarbeit waren traditionelle Literaturformen weitgehend unbrauchbar, daher wurden Hauptmedien, wie zum Beispiel Flugblätter, Plakate, Klebezettel, Mauerparolen oder antifaschistische Zeitungen genutzt. Die Arbeiten entstanden oft als sogenannte „verkleidete Literatur“, als anonyme Veröffentlichungen.

Zu den Hauptgruppen des Widerstandes zählten der Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller und die Schulze-Boysen/Harnack-Gruppe, die „Rote Kapelle“.


Textgrundlage






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Logo 417: "Berlin, Opernplatz, Bücherverbrennung",
 11.Mai 1933, Institut: Bundesarchiv, - Namensnennung,
 Bundesarchiv,
Bild 102-145974 CC-BY-SA
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