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Literatur


04.2


Literarische Epochen

Verzeichnis der literarischen Epochen





Innere Emigration

Innere Emigration bezeichnet die Haltung von Künstlern, Schriftstellern und Gelehrten, die in der Zeit des Nationalsozialismus in Opposition zum NS-Regime standen, jedoch nicht aus Deutschland (bzw. nach dem Anschluss 1938 aus Österreich) auswanderten. Häufig kommt der Begriff auch in Bezug auf Künstler in der Zeit nach 1945 zur Anwendung, dieser erweiterte Gebrauch ist jedoch umstritten.

Der Begriff erscheint erstmals in Thomas Manns Tagebuch am 7. November 1933, geprägt wurde er von Frank Thiess, der mit der Inneren Emigration die Entscheidung von Persönlichkeiten (insbesondere von Künstlern) beschrieb, die ihrer Gesinnung nach dem Nationalsozialismus kritisch bis ablehnend gegenüberstanden, deren Werke von offizieller oder parteiamtlicher Seite oft zu „entarteter Kunst“ erklärt wurden oder die beruflich „kaltgestellt“ wurden (z.B. durch Auftrittsverbote), die aber an einer Auswanderung bzw. Flucht gehindert waren (z.B. durch persönliche und familiäre Verpflichtungen) oder sich aus Verantwortung ihren Mitmenschen gegenüber zum Bleiben bewogen fühlten und die sich nicht von den Nationalsozialisten vereinnahmen lassen wollten.

Einige von ihnen arbeiteten (zuweilen oder kontinuierlich) in Widerstandszirkeln mit und wirkten durch Verbreitung ihrer Werke im Untergrund der NS-Propaganda entgegen.

In gewisser Weise war auch „beredtes Schweigen“ eine Form von Kritik an den Nazis, speziell dann, wenn viele andere Persönlichkeiten sich den Nationalsozialisten aktiv anschlossen oder deren Standpunkte aktiv lobten und vertraten (siehe Passiver Widerstand, ziviler Ungehorsam, Widerstand (Politik)).

Nach dem Ende des Nationalsozialismus kam es zu Plädoyers der „inneren“ Emigranten gegenüber den „äußeren“ (Frank Thiess in der Münchener Zeitung vom 18. August 1945). Thomas Mann wurde übelgenommen, aus dem US-amerikanischen Exil nicht ins Nachkriegsdeutschland zurückgekehrt zu sein. Im Tagebuch notierte er am 20. September 1945:

„Beunruhigung und Ermüdung durch die deutschen Angriffe dauern an. Nenne die ‚treu‘ in Deutschland Sitzengebliebenen  "Ofenhocker des Unglücks“.

Ein Bereich innerhalb der deutschen Gegenwartsliteratur ist die deutschsprachige Migrantenliteratur. Ihre Autorinnen und Autoren können teils den Exilliteraten zugerechnet werden, teils sind die Beweggründe für ihre Migration in der Anwerbung von Arbeitskraft seit den 1950er Jahren oder anderen sozialen und wirtschaftlichen Bereichen zu finden. Hier gibt es die Autoren der als Gastarbeiterliteratur bezeichneten Literatur aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern. Analog zur Anwerbung von Gastarbeitern waren italienischstämmige Schriftsteller anfangs die bedeutendste Gruppe, später zogen vor allem türkischstämmige Autoren viel Aufmerksamkeit auf sich.

Heute gehören solche Migrantenschriftsteller zu den wichtigsten deutschsprachigen Autoren, das gilt etwa für Yōko Tawada, Ilija Trojanow, Emine Sevgi Özdamar, Feridun Zaimoglu, Galsan Tschinag oder Wladimir Kaminer und viele andere mehr. Die Robert Bosch Stiftung vergibt jedes Jahr den Adelbert-von-Chamisso-Preis an Autoren, deren Muttersprache nicht deutsch ist.

Textgrundlage





Zu den inneren Emigranten zählen:

Ricarda Huch

Erich Kästner

Ehm Welk

Else Lasker-Schüler

Nelly Sachs








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Kirchner, 1921, gemeinfrei
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