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Literatur


04.2


Literarische Epochen

Verzeichnis der literarischen Epochen



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Mittelalter

Allgemeine Merkmale mittelalterlicher Literatur

Mittelalterlicher Literatur geht es im Gegensatz zu unserem Kunstverständnis nicht um Ausdruck persönlicher Erfahrung oder Beobachtung, sondern um das Allgemeine, Ideelle, Typische, das gegenüber der unmittelbar erfahrbaren Wirklichkeit als die eigentliche Wirklichkeit gilt, die letztlich in Gott gründet und auf die alles bezogen ist.
Daraus erklärt sich "die Vorliebe für Formeln und Klischees und tradierte Figuren, erklärt sich die hyperbolische Darstellung von Helden, Damen und Bösewichtern, die immer die besten, schönsten und schlechtesten sind". (Peter Wapnewski, Deutsche Literatur des Mittelalters, Göttingen 2/1960, S.48) Daher ist die Dichtung des Mittelalters symbolisch, d.h. im Einzelnen das Allgemeine darstellend.
Psychologische Motivierung, die wir i.d.R. von der Literatur erwarten, ist der mittelalterlichen Literatur fremd. Die Erklärung eines Charakters, einer Handlung, eines Konfliktes durch die menschliche Seele verweilt innerhalb des menschlichen Bereiches und widerspricht der Intention, den Menschen als Verkörperung eines Allgemeinen darzustellen.
Da, der Festgefügtheit der mittelalterlichen Weltordnung entsprechend, Themen und Formen der Dichtung traditionell festgelegt sind, kann die Aufgabe des Dichters nicht darin bestehen, etwas Neues, Originelles zu schaffen. Sein Wert zeigt sich vielmehr darin, wie er das vorgegebene Repertoire anwendet und variiert.
Dichtung ist kein von den übrigen Lebensbereichen (Religion, Wissenschaft, Politik) abgelöster, autonomer Bereich, sondern mit diesen zutiefst verbunden, hat dienende Funktion.

Historische Grundlagen (Stichworte)

Politisch:
Lehenssystem (König als Lehensherr, Fürsten als Vasallen, erhalten Land von ihm, sind ihm zu Treue und Gefolgschaft im Krieg verpflichtet), ständiger Streit zwischen König/Kaiser und Fürsten um Macht, kein fester Bestand staatlicher Institutionen, kein staatliches Gewaltmonopol; außerdem Streit zwischen Kaiser und Papst um die Führung im christlichen Abendland

Sozial:
Ständegesellschaft: Adel, Bauer, Bürger; strenge Trennung, Geburt bestimmt Stand; Adel als Grundherr (Herrscher über Land und Leute) Bauern als Hörige in Abhängigkeit vom Grundherrn (Abgaben, Frondienst), daneben Bürgertum in Städten (Handwerk, Handel)
ökonomisch:
Dominanz der Agrarwirtschaft, langsames Aufkommen des Geldes, verdrängt Naturaltausch; Handwerk, Handel in Städten (Zünfte)

Mittelalter
5.-10. Jahrhundert Frühmittelalter
10.-13. Jahrhundert Hochmittelalter
13.-15. Jahrhundert Spätmittelalter

Das Frühmittelalter, die Zeit der Merowinger und Karolinger, reicht vom Untergang des römischen Imperiums über Völkerwanderung und Frankenreich bis zum altdeutschen Kaiserreich. Es entwickelt sich das Lehnswesen, das im ganzen Mittelalter und darüber hinaus die hierarchisch gegliederte ständische Gesellschaftsordnung bestimmt.

Das Hochmittelalter umfasst die sächsische, salische und staufische Kaiserzeit. Neben dem Kaisertum erstarkt die zweite universale Gewalt des Mittelalters, das Papsttum, durch die cluniazensische Reformbewegung. Der Investiturstreit erschüttert die Macht des Kaisertums. Die Kreuzzüge, die abendländische Gegenbewegung gegen den Islam, drängen diesen zeitweise in die Verteidigung zurück.

Im Spätmittelalter erstarkt in den westeuropäischen Ländern die zentrale Gewalt der Könige; es bilden sich die Grundlagen der späteren Nationalstaaten. In Deutschland dagegen sinkt die Macht des Königtums, die der Reichsfürsten wächst; die Kurfürsten gewinnen das Recht der freien Königswahl; die Städte erlangen große wirtschaftliche und politische Macht; hier entsteht die Kultur des Bürgertums. Das gesellschaftliche und kulturelle Leben Europas entwickelt sich aus der bisherigen relativen Einheit zu großer Vielfalt.
(Das historische Grundwissen, Klett)

Phasen der deutschen Literatur des Mittelalters

Die Literatur des Mittelalters - wie das Mittelalter selbst - ist zu verstehen als eine Vereinigung dreier Bereiche: Antike, Christentum, Germanentum. Die Antike wirkte auch im Mittelalter weiter - ihre Dichtungslehre (Poetiken), das Vorbild der Schriftsteller (z.B. Vergil, Ovid), ihre Philosophie (z.B. Aristoteles, Plotin). Im Gegensatz zur späteren Renaissance sah man die Antike aber nicht als eigenständige Epoche oder gar als Vorbild. Antike und Christentum hatten sich vielmehr schon im späten Altertum verbunden, v.a. durch die Bibelübersetzungen (Septuaginta, Vulgata) und die Kirchenväter (z.B. Augustinus). Das Christentum war die prägende geistige Kraft des Mittelalters.

Germanische Zeit

Die zur Zeit der Völkerwanderung in die spätantike Welt eindringenden und sie schließlich zerstörenden Germanenstämme besaßen eine eigene Literatur, die zunächst mündlich Verbreitung fand und erst viel später aufgeschrieben wurde.

Das meiste ist verschollen; überliefert sind die folgenden Werke:

Hildebrandslied: germ. Heldenlied, um 820 aufgezeichnet (ahd)
Merseburger Zaubersprüche: magische Zauberformeln, im 10.Jh. aufgezeichnet (ahd)
Edda; Sammlung germanischer Götter- und Heldenlieder, aufgezeichnet um 1250 in Island (anord)
Geistliche Dichtung des frühen Mittelalters (ahd) 9.-10. Jh.

Nach der Christianisierung der Germanen sahen sich die Geistlichen vor der Aufgabe, die lateinisch-christliche Literatur den bekehrten Heiden nahe zu bringen. Aus dieser Zeit stammen Wörterbücher und v.a. Nacherzählungen der Evangelien. Als wichtige Werke sind zu nennen:

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Heliand (um 825) anonymer Verfasser, Evangelien in Form eines germanischen Heldenepos, für die bekehrten Sachsen
Evangelienharmonie von Otfrid von Weißenburg (um 870), benutzte erstmals den Endreim statt des germanischen Stabreims
Schreiborte waren die Klöster (z.B. St. Gallen, Weißenburg, Fulda), Schreiber die Mönche, Auftraggeber Bischöfe und das Publikum der germanische Adel. Geistliche Dichtung wurde während des gesamten Mittelalters geschrieben und verbreitet, auch während der folgenden Perioden, in lateinischer und deutscher Sprache.


Textgrundlage  Mittelalter
© Gymnasium Wildeshausen und Wolfgang Pohl






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Mittelalterliche Bewaffnung, Urheber Altaipanther, gemeinfrei
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