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Literatur








Gedichte

Bess Brenck-Kalischer

Dichtung der Jüngsten, Band I
1917

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Aber jene Leute
Die von der Liebe
Als einer Quelle tiefen Genießens sprachen, 
Sie waren sicher vom Mond,
Vom lieben weißen Mond.
Und mich trug ein hohes Verlangen
Auch ein Mondmensch zu sein.

1913

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Die Sieben zittern,
Schneebild Dein Zeichen,
Du hast immer gefroren.
Berühre mich.
Ich harfe deine Flocken
In Orienten nieder.
O, einmal sollst du in meinen
Mandeln staunen.

1917

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Anemonen 

So drohen Anemonen in starren Nächten.
Aufgespreizt kreischen sie. Gift.
Ich winde mich vor deiner Schwäche Weib,
Stoß hart in Deine Kehle
Grab ab
Zücke neue Ströme
Weib, Spinne, Anemone.
 
1915

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Im Urgrund wuchsen wir . . .  

Im Urgrund wuchsen wir.
Blaue Blüten
Immer nur Du.
Verschlungen, verweht
rankt unser Blut an fremden Hüften empor.
Wildes Gesproß.
O
Nur im Traum
Rühren wir uns noch
Du und Du.

1917

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Gab mein Herz . . .
Dem Trottelbuch in memorium.   

Gab mein Herz Irgendwem,
Der verlors,
Irgendwo
Irgendwann.
In mir
Getier
Alle Kriege der Andern.
Jede Sekunde Torpedoschuß.
Aber mein Herz kann nie mehr
getroffen werden.
Welle, die sich verspielt.

1914

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Entsprungenes Getier

Von einer Koppel.

Im Unterholz verstrickt
Verbissen
Wunder
Aufriß
Lichtung.
Weiter, weiter.
Nie zusammenbrechen.
 
1917

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Schon als Kind
stürzte ich jäh
hin zu den Träumen
einziger Vollmacht.
O Ufer, ohne Ende.
Aus Werkzeug und Wetter
den Tag zu gestalten
schien mir ein leichtes.
Reifte der Knabe.
Immer trugen ihn Himmel.
Bis eines Tages
der Wolken lange verbanntes
verkanntes Naß in ihn drang.
Er aber
dem Grauen ungewohnt
Entriß seinem Herzen den Blitz.
Erhellte die Horizonte
Weithin.

1916

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Wann?
Franz Vallentin

Ein dunkles Geschlecht
In die Tiefe gebannt
Sitzt und lauscht.
Ein Ton zersprang, zerstäubte,
Entartete die Welt
O halbe Kugel.
Wann triffst du wieder
Den unreinen Strom
Vollrund?
Von Ewigkeit zu Ewigkeit
Wartet an deinem Ufer
Ein dunkles Geschlecht.
Wann?

1915

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In Seiner Richtung

In seiner Richtung lag mein Geist.
Zu solcher Schau ward keiner noch geladen,
Der Bogen meiner Sehnsucht war ganz starr.
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Der Pfeil entschwand
Die Sehne zittert wieder.
Nur einen Augenblick zum Atemholen,
Dann auf ihr Schlangen
Kampf und wieder Kampf.


1915

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