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04.2
Wilhelm
Busch
Kritik
des Herzens
Wenn
mir mal ein Malheur
passiert,
Ich weiß, so
bist du sehr gerührt.
Du denkst, es
wäre doch fatal,
Passierte dir
das auch einmal.
Doch weil das
böse Schmerzensding
Zum Glück an
dir vorüberging,
So ist die
Sache anderseits
Für dich nicht
ohne allen Reiz.
Du merkst, daß
die Bedaurerei
So eine Art
von Wonne sei.
zurück
Gerne wollt ihr Gutes gönnen
Unserm Goethe, unserm Schiller,
Nur nicht Meier oder Müller,
Die noch selber lieben können.
Denn
durch eure Männerleiber
Geht ein Konkurrenzgetriebe;
Sei es Ehre, sei es Liebe;
Doch dahinter stecken Weiber.
zurück
Gestern war in meiner Mütze
Mir mal wieder was nicht recht;
Die Natur schien mir nichts nütze
Und der Mensch erbärmlich schlecht.
Meine
Ehgemahlin hab' ich
Ganz gehörig angeblärrt,
Drauf aus purem Zorn begab ich
Mich ins Symphoniekonzert.
Doch auch dies
war nicht so
labend,
Wie ich
eigentlich gedacht,
Weil man da
den ganzen Abend
Wieder mal
Musik gemacht.
zurück
Wie schad,
daß ich kein Pfaffe
bin.
Das wäre so mein Fach.
Ich bummelte durchs Leben hin
Und dächt' nicht weiter nach.
Mich plagte nicht des
Grübelns
Qual,
Der dumme Seelenzwist,
Ich wüßte ein für allemal,
Was an der Sache ist.
Und weil mich denn
kein Teufel
stört,
So schlief' ich recht gesund,
Wär' wohlgenährt und hochverehrt
Und würde kugelrund.
Käm' dann die böse
Fastenzeit,
So wär' ich fest dabei,
Bis ich mich elend abkasteit
Mit Lachs und Hühnerei.
Und
dich, du süßes Mägdelein,
Das gern zur Beichte geht,
Dich nähm' ich dann so ganz allein
Gehörig ins Gebet.
zurück
Sie
war ein Blümlein hübsch und fein,
Hell aufgeblüht im
Sonnenschein.
Er war ein junger
Schmetterling,
Der selig an der Blume
hing.
Oft kam ein Bienlein mit
Gebrumm
Und nascht' und säuselt'
da herum.
Oft kroch ein Käfer
kribbelkrab
Am hübschen Blümlein auf
und ab.
Ach Gott, wie das dem
Schmetterling
So schmerzlich durch die
Seele ging.
Doch was am meisten ihn
entsetzt,
Das Allerschlimmste kam
zuletzt.
Ein alter Esel fraß die
ganze
Von ihm so heiß geliebte
Pflanze.
zurück
Du hast das schöne Paradies
verlassen,
Tratst ein in dieses
Labyrinthes Gassen,
Verlockt von lieblich
winkenden Gestalten,
Die Schale dir und Kranz
entgegenhalten;
Und unaufhaltsam zieht's
dich weit und weiter.
Wohl ist ein leises
Ahnen dein Begleiter,
Ein heimlich Graun, daß
diese süßen Freuden
Dich Schritt um Schritt
von deiner Heimat scheiden,
Daß Irren Sünde, Heimweh
dein Gewissen;
Doch ach, umsonst! Der
Faden ist zerrissen.
Hohläugig faßt der
Schmerz dich an und warnt,
Du willst zurück, die
Seele ist umgarnt.
Vergebens steht ob
deinem Haupt der Stern.
Einsam, gefangen, von
der Heimat fern,
Ein Sklave, starrst du
in des Stromes Lauf
Und hängst an Weiden
deine Harfe auf.
Nun fährst du wohl
empor, wenn so zuzeiten
Im stillen Mondeslichte
durch die Saiten
Ein leises wehmutsvolles
Klagen geht
Von einem Hauch, der aus
der Heimat weht.
zurück
Ich saß vergnüglich bei dem
Wein
Und schenkte eben wieder
ein.
Auf einmal fuhr mir in
die Zeh
Ein sonderbar pikantes
Weh.
Ich schob mein Glas sogleich
beiseit
Und hinkte in die
Einsamkeit
Und wußte, was ich nicht
gewußt:
Der Schmerz ist Herr,
und Sklavin ist die Lust.
zurück
Nun, da die Frühlingsblumen
wieder blühen,
In milder Luft die
weißen Wolken ziehen,
Denk' ich mit Wehmut
deiner Lieb und Güte,
Du süßes Mädchen, das so
früh verblühte.
Du liebtest nicht der
Feste Lärm und Gaffen,
Erwähltest dir daheim
ein stilles Schaffen,
Die Sorge und Geduld,
das Dienen, Geben,
Ein innigliches
Nurfürandreleben.
So teiltest du in deines
Vaters Haus
Den Himmelsfrieden
deiner Seele aus.
Bald aber kamen schwere,
schwere Zeiten.
Wir mußten dir die
Lagerstatt bereiten;
Wir sahn, wie deine
lieben Wangen bleichten,
Sahn deiner Augen
wundersames Leuchten;
Wir weinten in der
Stille, denn wir wußten,
Daß wir nun bald auf
ewig scheiden mußten.
Du klagtest nicht. Voll
Milde und Erbarmen
Gedachtest du der
bittern Not der Armen,
Gabst ihnen deine ganze
kleine Habe
Und seufztest tief, daß
so gering die Gabe.
Es war die letzte Nacht
und nah das Ende;
Wir küßten dir die
zarten weißen Hände;
Du sprachst: »Lebt
wohl!« in deiner stillen Weise,
Und: »O die schönen
Blumen!« riefst du leise.
Dann war's vorbei. Die
großen Augensterne,
Weit, unbeweglich,
starrten in die Ferne,
Indes um deine Lippen,
halbgeschlossen,
Ein kindlichernstes
Lächeln ausgegossen.
So lagst du da, als
hättest du entzückt
Und staunend eine neue
Welt erblickt.
Wo bist du nun, du süßes
Kind, geblieben?
Bist du ein Bild im
Denken deiner Lieben?
Hast du die weißen
Schwingen ausgebreitet
Und zogst hinauf, von
Engelshand geleitet,
Zu jener Gottesstadt im
Paradiese,
Wo auf der heiligstillen
Blütenwiese
Fernher in feierlichem
Zug die Frommen
Anbetend zu dem Bild des
Lammes kommen?
Wo du auch seist; im
Herzen bleibst du mein.
Was Gutes in mir lebt,
dein ist's allein.
zurück
Seid mir nur nicht gar so
traurig,
Daß die schöne Zeit
entflieht,
Daß die Welle kühl und
schaurig
Uns in ihre Wirbel
zieht;
Daß des Herzens süße
Regung,
Daß der Liebe Hochgenuß,
Jene himmlische Bewegung,
Sich zur Ruh begeben
muß.
Laßt uns lieben, singen,
trinken,
Und wir pfeifen auf die
Zeit;
Selbst ein leises
Augenwinken
Zuckt durch alle
Ewigkeit.
zurück
Ich weiß ein Märchen hübsch
und tief.
Ein Hirtenknabe lag und
schlief.
Da sprang heraus aus
seinem Mund
Ein Mäuslein auf den
Heidegrund.
Das weiße Mäuslein lief
sogleich
Nach einem Pferdeschädel
bleich,
Der da schon manchen
lieben Tag
In Sonnenschein und
Regen lag.
Husch! ist das kleine
Mäuslein drin,
Läuft hin und her und
her und hin,
Besieht sich all die
leeren Fächer,
Schaut listig durch die
Augenlöcher
Und raschelt so die
Kreuz und Quer
Im alten Pferdekopf
umher.
Auf einmal kommt 'ne
alte Kuh,
Stellt sich da hin und
macht Hamuh!
Das Mäuslein, welches
sehr erschreckt,
Daß da auf einmal wer so
blöckt,
Springt, hutschi, übern
Heidegrund
Und wieder in des Knaben
Mund. –
Der Knab erwacht' und
seufzte:
»Oh,
Wie war ich doch im
Traum so froh!
Ich ging in einen Wald
hinaus,
Da kam ich vor ein hohes
Haus,
Das war ein Schloß von
Marmelstein.
Ich ging in dieses
Schloß hinein.
Im Schloß sah ich ein
Mädchen stehn,
Das war Prinzessin
Wunderschön.
Sie lächelt freundlich
und bekannt,
Sie reicht mir ihre
weiße Hand,
Sie spricht: ,Schau her,
ich habe Geld,
Und mir gehört die halbe
Welt;
Ich liebe dich nur ganz
allein,
Du sollst mein Herr und
König sein.'
Und wie ich fall' in
ihren Schoß,
Ratuh! kommt ein
Trompetenstoß.
Und weg ist Liebchen,
Schloß und alles
Infolge des
Trompetenschalles.«
zurück
O du, die mir die Liebste
war,
Du schläfst nun schon so
manches Jahr.
So manches Jahr, da ich
allein,
Du gutes Herz, gedenk'
ich dein.
Gedenk' ich dein, von
Nacht umhüllt,
So tritt zu mir dein
treues Bild.
Dein treues Bild, was
ich auch tu',
Es winkt mir ab, es
winkt mir zu.
Und scheint mein Wort
dir gar zu kühn,
Nicht gut mein Tun,
Du hast mir einst so oft
verziehn,
Verzeih auch nun.
zurück
Wenn alles sitzenbliebe,
Was wir in Haß und Liebe
So voneinander schwatzen;
Wenn Lügen Haare wären,
Wir wären rauh wie Bären
Und hätten keine Glatzen.
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