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04.2
Gedichte
Luise
Deusch
_____________
Jumneta
Jahrhundertalte
Kunde
Ward
uns aus Saga’s Munde:
Der
stolzen Stadt der Wenden,
Jumneta’s,
Mauern ständen
Im
tiefen Ostseegrund.
Kühn
waren die Bewohner
Und
nie des Rechtes Schoner,
Aus
freier Meeresweite
Heimwärts
mit reicher Beute
Ihr
starker Drache schwamm.
Einst
jäh ergriff die Mauern
Ein
Wanken und Erschauern,
Die
See mit gier’gen Lippen
Verschlang
mitsamt den Klippen
Die
Stadt und all ihr Volk.
Es
bleichen die Gebeine
Im
grünen Zwielichtscheine,
Gespenstisch
das Gemäuer
Lugt
durch den Wogenschleier;
Der
Schiffer sich bekreuzt.
Und
Fische überschnellen
Die
Giebel und die Schwellen,
Aus
Fugen ausgewaschen,
Drängt
sich in dichten Maschen
Das
Seegras ums Gestein.
Des
Domes Pfeilergänge
Durchrauscht
das Flutgedränge,
Die
Glocke kommt ins Schwingen
Ins
Summen und ins Klingen,
Zum
Schiffer tönt’s hinauf.
In
blauen Mondennächten
Entringt
den Wogenmächten
Jumneta
sich, die Zinnen
Erschimmern,
silbern rinnen
Die
Tropfen dran herab.
Wie
eine Wundermäre
Jumneta
steht, die hehre,
Um
ihre weißen Hallen
Die
Wasser singend wallen
Und
schwebt der Glockenton.
Bis
es mit Tagesleuchten
Rücksinkt
in Meeresfeuchten;
Nachhallen
noch die Glocken,
O
Fischer, flieh ihr Locken,
Sonst
wird dir’s angetan.
Weiß
nicht, ob du’s begehrtest,
Daß
du mit wiederkehrtest, —
Gewiegt
vom Wellenrollen
Wirst
gerne schlafen wollen
Bei
solchem Schlummersang.
Steigt
er aus fernen Fluten,
Wenn
sie im Dämmer ruhten,
Und
wenn die leisen Wellen
Zu
Lande träumend schwellen:
Das
ist Jumneta’s Ruf.
oben
_________________________
_________________________________
Textgrundlage:
„Jumneta“, Luise Deusch, aus: Gedichte,
Verlag v. J. F. Steinkopf,
Stuttgart, gedruckt bei J. F. Steinkopf,
Stuttgart,
Digitized
bei google, Original from
Princton University
Logo 101:
"Winter“, 1898, Margaret MacDonald, gemeinfrei
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