|
|
|
|
|
lifedays-seite
moment
in time
|
|
|
04.2
Gedichte - Luise Deusch
____________________
Am
Morgen
Wie
schläft es ruhig sich und fest,
Wenn
man sich in den Schlaf geweint,
Und
uns ein dumpfes Leid verläßt
Dem
zu erliegen man vermeint.
Und
wenn der Schlummer leicht und leis
Gelöst
der Kette letzten Ring,
Daß
unsre Seele nicht mehr weiß,
Was
sie im Wachen schwer umfing.
So
anders zu des Morgens Schein
Hebst
du die feuchte Wimper jetzt,
Wie
in der Luft, gewitterrein,
Die
Gräser nicken, taubesetzt.
zurück
Wie
sollt ich dich verdammen
Wie
sollt ich dich verdammen
Um
meiner Pulse Schlag?
Es
schloß uns ja zusammen
Ein
kurzer Feiertag.
All
meine Stunden trinken
Noch
aus dem goldnen Krug,
Bis
sie in Schmerzen sinken
Vor
Lieb und Liebestrug.
Und
Abend ist’s geworden,
Die
Glocken läuten fromm;
An
grauen Waldes Borden
Sprech’
ich zum Nebel: Komm,
Sollst
mir das Bahrtuch spinnen,
Wenn
Frost mich müde macht,
So
werd’ ich Ruh’ gewinnen
Vor
Lieb und Liebesmacht.
zurück
Erwachen
Ich
sah dich im Traume, du winktest mir zu
Und
tratest mit klagender Miene daher,
Du
trugst in den Händen mein blutendes Herz . . .
Nun
weiß ich, warum ich so müde und leer,
Warum
mir das Atmen, die Erde so schwer.
Ich
habe wohl oft dich im Traume gesucht
Und
wußte am tätigen Tag nichts davon,
Ich
suchte mein eigenes, lebendes Herz
Und
wollte erlauschen den pochenden Ton
Und
wieder gewinnen, was mit dir gefloh’n.
Und
schüttle den drückenden Schlummer ich ab,
Geweckt
von des Morgens veränderter Last,
Verlange
zurück ich mein pochendes Herz,
Weil
du nicht die einzigen Rechte mehr hast
Und
fordernd und stark mich das Leben erfaßt.
zurück
oben
weiter
_________________________________
Textgrundlage:
„Am Morgen“, "Wie soll ich dich verdammen",
"Erwachen", Luise Deusch, aus: Gedichte, Verlag v. J. F. Steinkopf,
Stuttgart, gedruckt bei J. F. Steinkopf, Stuttgart,
Digitized
bei google, Original from
Princton University
Logo
299: "The
sleeping Princess" -
Frances MacDonald
Mc Nair, 1910 , gemeinfrei
wikimedia
|
lifedays-seite
- moment in time |
|
|
|
|
|
|
|