|
|
|
|
|
lifedays-seite
moment
in time
|
|
|
04.2
Gedichte - Mia Holm
Nur
die Tiefe
Bog
mich in des Lebens Abgrund,
Schrie
hinunter in die Tiefen,
Da
bewegte sich das Dunkel,
Geister
standen auf, die schliefen.
Fragte
sie nach allen Dingen,
Antwort
haben sie gegeben,
Anders
nun, mit ernsten Augen
Blick
ich unbewegt ins Leben.
Wäre
ruhig im Gemüte
Menschengröße,
Menschenschwäche,
Seh
jetzt immer nur die Tiefe
Durch
des Lebens Oberfläche.
Geheimnis
Sacht
wie welkes Blatt vom Baum
Sinkt
vom Herzen mir ein Traum.
Wieder
grünen bald die Bäume.
Träume
ich auch neue Träume?
Seufzend
haucht der Wind: zu spät!
Und
mein letzter Traum verweht.
Doch
woher und was er war,
Bleibt
Geheimnis wunderbar.
Weiß
nur, dass er jetzt zerstiebt
Und
noch sterbend Wonne gibt.
November
Es
zittern all die nackten Bäume,
Es
bebt der Strauch,
Es
wehn zerfetzte Sommerträume
Im
Sturmeshauch.
Vom
Himmel hoch mit schwarzen Flügeln
Ein
Engel schwebt,
Er
sammelt ein auf Flur und Hügeln,
Was
ausgelebt.
Nach
Ruhe schlägt mit jedem Schlage
Mein
müdes Herz,
O
süßer Todesengel, trage
Es
himmelwärts.
Erster
Schnee
Erste
Flocken schweben nieder
Zart
gleich weißen Schmetterlingen.
Alte
Erde, ihre Schwingen
Decken
deine Blöße wieder.
Deine
Wangen sind erblichen,
In
dein Auge kamen Schatten,
Schweres
schmerzliches Ermatten
Ist
dir tief ins Herz geschlichen.
Trübsinn
kauert auf den Hügeln,
Sterben
lauert in den Bäumen,
Sollst
die böse Zeit verträumen
Unter
weichen Falterflügeln.
Freundlich
wollen sie dich decken,
Bis
die Lüfte wieder linder.
Könnten
wir auch, deine Kinder,
Uns
so sanft zur Ruhe strecken!
Wir
doch, ob sich Nebel ballen,
Müssen
rastlos vorwärts schreiten,
Und
ich lob es, dass wir streiten,
Bessres
Los ist uns gefallen!
oben
______________________________
Textgrundlage:
Holm Verse - Verse von Mia Holm,
Verlag von Albert Langen, Paris,
Leipzig, München 1900,
Druck von Hesse und Becker in Leipzig –
Library
of Princeton University – digitized
by google
Logo 366:
"Winterspirit", Eigenes Werk, ©gr
|
lifedays-seite
- moment in time |
|
|
|
|
|
|
|